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© 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien
https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z
– BAB/BDC RKK/RSK (Theodora v.Stockert-Meynert)
– WStLA, NÖLA (kein Akt vorh.)
Sitz: Wien 1, Tuchlauben 11
Gegründet am 1.4.1885 (zu den Gründerinnen zählen Iduna Laube, Marie von Ebner-Eschenbach
und Auguste von Littrow-Bischoff) im Kontext der bürgerlichen Frauenbewegung seit der Jahrhundert-
mitte. Um den bis dahin institutionell von literarischen Organisationen ausgeschlossenen weiblichen
Künstlerinnen (1896 zog der Verband der katholischen Schriftsteller und Schriftstellerinnen Österreichs
nach, erst 1920 nahm die Concordia Frauen auf) organisatorisch Rückhalt zu schaffen, sah der Verein
einerseits die soziale Absicherung (Hilfs- und Pensionsfonds) andererseits die Förderung berufsmäßi-
ger Kunstausübung (Diskussionsforum, Zugang zur Öffentlichkeit, Veranstaltungen, Bibliothek) als
seine Ziele an. Dementsprechend waren in den Statuten zwei Kategorien von Mitgliedern festgelegt:
Die Stifter und unterstützenden (Männer und Frauen) und die ordentlichen Mitglieder (nur Frauen;
ab 1897 zusätzliche Kategorie „auswärtige Mitglieder“, ab 1910 „außerordentliche Mitglieder“). Ge-
fördert von liberalen Kreisen erlebte der Verein als Standesvertretung bis zum Ersten Weltkrieg hohe
internationale Anerkennung, ab 1897 mit bedeutenden ausländischen Mitgliedern. Trotz der Offenheit
für die Sparten Musik und bildende Kunst lag sein Schwerpunkt auf literarischem Gebiet (promi-
nente herkunftsmäßig und politisch unterschiedliche Mitglieder Marie v. Ebner-Eschenbach, Betty
Paoli, Maria Janitschek, Ada Christen, Minna Kautsky, Rosa Mayreder, Bertha von Suttner). Durch
den Ersten Weltkrieg und die Inflation verlor der Verein ab 1924 nicht nur sein gesamtes Vermö-
gen, sondern damit auch seine beispielhafte Bedeutung als soziale Einrichtung für kreative Frauen und
wurde „zu einem Künstlerverein unter anderen“ (Schmid-Bortenschlager84, 133), der allerdings noch
an dem Versuch, eine österreichische Künstlerkammer zu schaffen, aktiv teilnahm (Die alpenländische
Literatur 2.1929, 7). Die Aufgabe seiner Liberalität begann im Ersten Weltkrieg, sie vollzog sich unter
der neuen Präsidentin Dora v. Stockert-Meynert rasch (vgl. dagegen Baumgartner15, 210): Der Ver-
ein gehörte zu den Sympathisanten des 1929 gegründeten, gegen Wien und die Moderne gerichteten
Alpenländischen Schriftstellerbunds, die prominente Präsidentin war Beiträgerin des deutschnationalen
Getreuen Eckarts, trat demonstrativ mit den Nationalsozialisten nach der Ragusa-Resolution im Juli
1933 aus dem österreichischen PEN aus (auch Alice Schalek, Erika Spann-Reinsch und Gisela von Ber-
ger) und dem gleichgeschalteten deutschen PEN bei. Nach eigenen Worten hatte sie bereits im Jahre
1934 begonnen, ihren Verein „zu arisieren”, womit sie „noch vor dem Umbruch fertig war“ (BAB/
BDC RKK/RSK Brief an RSK 1.12.1941; vgl. dagegen Baumgartner15, 208–10). Die 50-Jahr-Feier
von 1935 „repräsentiert das kulturelle Österreich der Ära Schuschnigg“ (Baumgartner15, 205f.). 1936
schließlich erhob der Verein mit der Anthologie →Ureigenes Land den Anspruch, ein repräsentatives
Werk österreichischer Frauendichtung herauszubringen, bezeichnenderweise mit einem ‚männlichen‘
Vorwort Josef Weinhebers. Der Stiko ernannte die Präsidentin zur kommissarischen Leiterin
– selten
wurden Frauen mit dieser Aufgabe betraut
– und löste den Verein am 2.9.1938 mit einem Restvermö-
gen von RM 508.- auf, das an die RSK-Berlin fiel (was mit dem treuhändig vom Verein verwalteten
Ebner-Eschenbach-Denkmal-Fonds – immerhin RM 532,44 – geschah, bleibt unklar). Mit der Ebner-
Eschenbach-Gesellschaft wollte man 1942 in Wien einen nationalsozialistischen Ersatz anbieten.
– Letzter Vorstand vor der Auflösung: Präsidentin Dora v. Stockert-Meynert (ab 1919); 1.
Vize
präs.
Camilla Göbl-Wahl; 2. Vizepräs. Doz. Dr. Getrude Herzog-Hauser (emigriert 1938); 1. Schrift-
führerin Maria Luise v. Cavallar; 2.
Schriftführerin Adele Zampach; Schatzmeisterin Wilhelmine
Puelacher; Revisorinnen Gisela Czermak, Isa Jechl.
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Titel
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Untertitel
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Autor
- Uwe Baur
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Abmessungen
- 17.3 x 24.4 cm
- Seiten
- 478
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271