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© 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien
https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
Einleitung
Das Lied der Getreuen
– Die Ostmark
– Gesänge der Ostmark
– Kampf und Glaube
– Stim-
me Österreichs – Stimmen der Ostmark – Ostmark-Lyrik – Heimkehr ins Reich – Volk an
der Grenze) und die Feier der Vorkämpfer des „Anschlusses“ (Kampf und Glaube
– Kämp-
fergeschichten
– Die vergrabene Fahne
– Wir wurden legal!153).
6. Die Vertreibungen, die Auslöschung der besonders für junge, noch nicht avancierte Au-
torInnen zentralen privatrechtlichen Vereine, die rigide Kontrolle der Periodika und die
Zerschlagung Österreichs in die sieben Reichsgaue samt erheblichen gebietsmäßigen Um-
strukturierungen der Bundesländer zwangen die neue kulturelle Führungselite zur demons-
trativen Legitimation. In der Praxis jedoch blieb das propagandistische Ziel, in Gau-Antho-
logien bzw. regionalen literarischen Periodika154 den neuen Kanon zu demonstrieren, ein
klägliches Vorhaben mit vielen krampfhaften Einbürgerungen. Die für die Literatur verant-
wortlichen Landesleiter der RSK waren z. T. inkompetent (besonders deutlich in Salzburg)
oder abwesend (Tirol), sie waren nur ehrenamtlich tätig und hatten daher wenig Interesse,
viel Zeit zu investieren. Zudem besaßen sie gegenüber dem durch Partei und RMVP abge-
sicherten Landeskulturwalter außer repräsentativen Auftritten kaum Kompetenzen.
Wien nahm noch
– entgegen Hitlers Absicht, seine zentrale Rolle gegenüber Linz und
Graz zu schwächen
– über die Umsetzung des Ostmarkgesetzes hinaus seine traditionelle
Rolle als Literaturzentrum Österreichs mit überregional konzipierten Anthologien wahr:
Es steuerte einen Sammelband höchster politischer Symbolik bei, den Prachtband Die
Ostmark, der nach dem Anschluss in kniefälliger Selbstaufgabe dem Propagandaminister
Goebbels überreicht wurde. Von hier aus erschienen die bekenntnishaften „Anschluss“-
Anthologien Bekenntnisbuch österreichischer Dichter (1938), Ostmark-Lyrik (1939), Sude-
tendeutsches Lyrikbuch (1939), weiters Das Hermann-Graedener-Buch (1938), Dramati-
sche Dichtung der Ostmark (1938), Deutsches Wort aus Österreich (1939), Die Landschaft
der deutschen Ostmark im lyrischen Gedicht (1939), Kämpfergeschichten (1940), Die ver-
grabene Fahne (1940), Krieg und Dichtung (1940), Volk auf dem Marsch (1940), Wir
wurden legal! (1940) und Der Ruf der Heimat (1941). Eine eigene repräsentative Gau-
Anthologie brachte man
– wohl auch auf Grund des großen Aderlasses
– nicht zu Stande.
In der gemischten Anthologie Wien. Geschichte, Kunst, Leben (1942), hg. vom damaligen
Geschäftsführer der Wiener RSK, Anton Haasbauer, finden sich nur sieben Wiener Bei-
153 In der Weihnachten 1937 erschienenen Anthologie Briefe des Kampfes und des Glaubens sind anonymisierte
Briefe österreichischer SA-Männer aus „ständestaatlichen“ Gefängnissen enthalten, die offizielle Ausgabe
erschien unmittelbar nach dem „Anschluss“, das Vorwort wird datiert auf den Tag der „Volksabstimmung“
(10.4.1938). Da keine Autoren bekannt sind, konnte sie nicht aufgenommen werden. Analog zum
ebenfalls anonymen Das Lied der Getreuen wurde sie außergewöhnlich hoch von der NS-Kulturpolitik
gefördert. Ebenfalls anonyme Texte aus der Zeit der Illegalität der NSDAP enthält Humor der Illegalen.
Österreichische Anekdoten und Witze aus der Verbotszeit. Wien: Ertl F. 1938.
154 Die österreichischen Reichsgaue verfügten fast durchwegs nur über allgemeine Kulturzeitschriften,
Ausnahmen sind Wien, das eine literarische Zeitschrift weiterführte (Der Augarten. Zeitschrift des Wiener
Dichterkreises. Hg. Josef Weinheber, Hschrl. Edmund Finke 5–8.1940-1943) und die Stadt Linz schuf das
„Dichterjahrbuch“ Stillere Heimat 1–5.1940–44, das unter dem Titel „Facetten“ bis heute existiert.
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Titel
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Untertitel
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Autor
- Uwe Baur
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Abmessungen
- 17.3 x 24.4 cm
- Seiten
- 478
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271