Seite - 103 - in Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
Bild der Seite - 103 -
Text der Seite - 103 -
Erlösung durch Kapitalismus
Michael Maderer
Die allgegenwärtigen negativen Auswirkungen der Pandemie haben weit-
reichende Veränderungen mit sich gebracht. Angesichts dieser Bedrohung
des allgemeinen Wohlergehens wird von jedem Individuum ein vernün#i-
ger Beitrag zum Schutz und Erhalt der Gemeinscha# abverlangt. Das Virus
ist Teil des gegenwärtigen Lebens geworden und wird dies wohl bleiben.
Um die Verbreitung einzudämmen und einen mehr oder weniger kontrol-
lierbaren Rahmen zu scha!en, konnte man beobachten, wie in den Län-
dern verschiedene Methoden angewandt wurden. Jede dieser Methoden
verlangt die Kooperation jedes einzelnen Bürgers und ein gewisses Maß an
Rücksicht gegenüber dem Rest der Bevölkerung.
Die weitreichenden Lockdowns sind ein Musterbeispiel der Reaktionen
auf die Krankheit. In dieser Phase der neuen Situation wurden weitrei-
chende Diskussionen über die Notwendigkeit und die Größenordnung
von Maßnahmen wie den genannten geführt. Aus diesen Debatten sind
unterschiedliche Meinungen hervorgegangen, die ihrerseits wiederum wei-
tere Debatten angestoßen haben. Diese Kettenreaktion innerhalb der kon-
troversen Meinungsbildung wird in zahlreichen Beiträgen in Zeitungen
gespiegelt.
Am 21. April 2020 verö!entlichte Die Zeit den Artikel Menschenopfer für
den Kapitalismus auf ihrer Online-Seite. Der Autor, Thomas Assheuer, fasst
die damaligen Reaktionen auf das Coronavirus, die Folgen für die rand-
ständigen und älteren Mitglieder der Gemeinscha#, die Meinungen der
Philosophen und die kritischen Stimmen gegen die Maßnahmen, die die
Regierungen ausgesprochen haben, zusammen. In diesem Querschnitt
über die Wahrnehmung der Krise scheint eine Kritik des Kapitalismus sehr
deutlich durch. Der Journalist spricht sich gegen US-amerikanische Posi-
tionen aus, die dem Staat unterstellen, durch die Maßnahmen Wachstum
und Wirtscha# in Gefahr zu bringen. Er wir# den Angesprochenen vor,
Kapitalismus als eine «Kultreligion» zu praktizieren, die keine Achtung vor
Menschenleben habe und den Versuch unternehme, die mögliche Bedro-
hung harmlos darzustellen, um den Status quo zu erhalten. Der Begri! Re-
ligion wird von Thomas Assheuer negativ konnotiert.
103
https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Paradoxien einer Krise
- Titel
- Religion, Medien und die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Paradoxien einer Krise
- Autor
- Daria Pezzoli-Olgiati
- Herausgeber
- Anna-Katharina Höpflinger
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-2221-6
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 134
- Kategorien
- Coronavirus
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 7
- Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
- Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
- «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
- Gemeinscha!en in Isolation 23
- Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
- Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
- Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
- Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
- Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
- Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
- Unterhaltung in der Pandemie 67
- Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
- Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
- Der Tod als mediale Inszenierung 85
- Einsamer Abschied vor aller Welt 87
- Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
- Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
- Erlösung durch Kapitalismus 103
- Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
- Ausblicke ins Ungewisse 119
- Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
- Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
- Abbildungsverzeichnis 133