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Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit
Jochen Mündlein
Mitten in der Corona-Pandemie fällt aufmerksamen Beobachter:innen ein
irritierendes Phänomen auf: Auf dem bisherigen Höhepunkt der staatli-
chen Einschränkungen in Deutschland und vielen anderen EU-Ländern
tauchen vermehrt mediale Repräsentationen auf, die skizzenha# die Welt
nach der Pandemie beschreiben. Obwohl keine verlässlichen Aussagen ge-
macht werden können, wie lange die Pandemie andauern wird und wel-
che Konsequenzen sich in unterschiedlichen gesellscha#lichen Bereichen
daraus ergeben, richtet sich die Perspektive dieser visionären Skizzen auf
eine Überwindung der pandemischen Krise.
Ausblick aus der Krise heraus
Repräsentativ dafür ist der Artikel des Journalisten Frank André Meyer,
der am 22. April 2020 auf Focus Online verö!entlicht wurde. Als Au#akt
der Reihe Die Welt nach der Corona-Krise gibt Meyer mit seinem Beitrag
Kehrt sich jetzt die Globalisierung um? einen philosophisch anmutenden
Ausblick auf das Diskussionsfeld einer Zeit nach der Pandemie. Meyers
Text setzt mit der Beschreibung der Globalisierung als ein umfassender, al-
les beherrschender Prozess der Welt- und Gesellscha#sgestaltung an. Dabei
wird Globalisierung sowohl als ökonomisches als auch als ideologisches
Prinzip präsentiert. Das Au#reten der Pandemie führe nun zum Bruch in-
nerhalb dieses Prozesses und damit gleichsam zur ideologischen Krise. An
dieser Stelle paraphrasiert der Autor verschiedene intellektuelle Posi-
tionen, die ihrerseits aus der Konsequenz des Bruchs postpandemische
Utopien anbieten.
Der slowenische Kapitalismuskritiker Slavoj Žižek formuliert eine neue
Form des Kommunismus. Der Ökonom Thomas Piketty wird als Vertreter
einer transnationalen Demokratie herangezogen, während der deutsche
Philosoph Richard David Precht sich im Kampf gegen die Klimakrise für
ebenso radikale politische Regulierungen einsetzt, wie es gegen das Virus
möglich ist.
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https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Paradoxien einer Krise
- Titel
- Religion, Medien und die Corona-Pandemie
- Untertitel
- Paradoxien einer Krise
- Autor
- Daria Pezzoli-Olgiati
- Herausgeber
- Anna-Katharina Höpflinger
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-2221-6
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 134
- Kategorien
- Coronavirus
- Medien
Inhaltsverzeichnis
- Einführung 7
- Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
- Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
- «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
- Gemeinscha!en in Isolation 23
- Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
- Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
- Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
- Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
- Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
- Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
- Unterhaltung in der Pandemie 67
- Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
- Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
- Der Tod als mediale Inszenierung 85
- Einsamer Abschied vor aller Welt 87
- Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
- Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
- Erlösung durch Kapitalismus 103
- Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
- Ausblicke ins Ungewisse 119
- Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
- Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
- Abbildungsverzeichnis 133