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Zipper und sein Vater
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einen soliden Herrn. Alle soliden Herren sind eingerückt, und die Krüppel sind schon mit Wohnungen versorgt. Zweitens wird Wandl zurückkommen. Was wird man ihm sagen, wenn sein Zimmer vermietet ist? Es ist eine Rücksichtslosigkeit sondergleichen, einem Feldgrauen das Zimmerhinter dem Rücken zu vermieten!« Den Zettel warf Herr Zipper zum Fenster hinaus. Eines Tages sah ich ihn mit einer schwarzen eisernen Uhrkette. Auch trug er drei eiserne Ringe. »Gold gab ich für Eisen!« stand auf allen drei eingraviert. Einmal ging er mit Arnold und mir, Nägel in den »Eisernen Mann« schlagen. »Hier«, sagte er, »ich spendiere dir einen Nagel!« Und er kaufte für mich einen Nagel, weil ich kein Geld hatte. Er selbst schlug nicht weniger als fünf ein. Jede Woche kam er mit einem neuen Abzeichen. Er trug das schwarzgelbe Kreuz, das silberne und ein Edelweiß am Hut. Einer der Wohltätigkeitsvereine, denen er angehörte, veranstaltete eine Sammlung alter Kleider und warmer Wollsachen für unsere Krieger zu Weihnachten. Zipper selbst begleitete den Wagen, einen großen Trainwagen. Vor jedem Haus hielt er, ging mit einer Glocke in den Flur und nahm die Geschenke entgegen. Er fuhr eine Woche lang herum, die ganze sogenannte Warme-Woll-Woche. Jeden Abend kam er spät nach Hause. Sein Papier-Kommissionsgeschäft begann langsam einzuschlafen. Nur von einem patriotischen Verein, der unter dem Protektorat der Gräfin Windischgrätz stand, bekam er jeden Monat einen Auftrag, Drucksorten zu beschaffen. Auch im militärgeographischen Institut war man auf Zipper aufmerksam geworden. Eine Zeitlang schien es, als würde er bei der Papierlieferung für das Werk »Unsere Helden im Winter« etwas verdienen. Da kam ein anderer und machte das Geschäft. Nein! Zipper verdiente immer weniger. Im Jahre 1915 gab er endlich zu, daß der Salon vermietet würde – und zwar nur an eine Militärperson. Es war der superarbitrierte Oberleutnant Mauthner vom Kriegsministerium. Dieser Offizier, in Zivil Antiquitätenhändler, kümmerte sich überhaupt nicht um den Krieg. Er leitete im Kriegsministerium das Büro, das die Eintrittskarten für die Besucher ausstellte. Am Abend zog der Oberleutnant seine Zivilkleider an und ging ins Kaffeehaus, wo er Geschäftsfreunde traf. Mit der Zeit stellte es sich heraus, daß Zippers Salon dem Oberleutnant nur als Absteigquartier diente. Der Herr Mauthner wohnte mit Frau und Kindern in sechs Zimmern außerhalb der Stadt. In Zippers Salon quartierte er das Fräulein Minna vom Rathauscafé ein. Er zahlte aber gut und war schließlich ein Oberleutnant. Endlich kamen Arnold und ich zum Militär. Einen Monat später war auch 31
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Zipper und sein Vater
Titel
Zipper und sein Vater
Autor
Joseph Roth
Datum
1928
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
112
Schlagwörter
Roman, Geschichte, Österreich, Wien
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Kapitel 1 5
  2. Kapitel 2 8
  3. Kapitel 3 13
  4. Kapitel 4 18
  5. Kapitel 5 22
  6. Kapitel 6 25
  7. Kapitel 7 28
  8. Kapitel 8 36
  9. Kapitel 9 42
  10. Kapitel 10 45
  11. Kapitel 11 54
  12. Kapitel 12 62
  13. Kapitel 13 68
  14. Kapitel 14 74
  15. Kapitel 15 77
  16. Kapitel 16 83
  17. Kapitel 17 88
  18. Kapitel 18 94
  19. Kapitel 19 97
  20. Kapitel 20 101
  21. Kapitel 21 104
  22. Brief des Autors an Arnold Zipper 110
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