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Zipper und sein Vater
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15 Kapitel Arnold Zipper sang den Ruhm seiner Frau. Er war schließlich durch allerlei Verbindungen, durch ein Zusammenspiel von Zufällen, das bereits wie ein Schicksal aussah, Filmredakteur an einer Mittagszeitung geworden. Es schien mir, daß er endlich den Beruf gefunden hatte, der ihm paßte. Er besaß gerade jene konziliante Art, in der allein man etwas kritisieren kann, an dem man finanziell beteiligt ist. An der Stelle, an der er sich befand, galt es, eine Unparteilichkeit so geschickt vorzutäuschen, daß die Empfindlichkeit der Inserenten nicht getroffen wurde. Schlechte Filme durfte man nicht loben, aber man mußte an ihnen immerhin so viel Interessantes finden, daß das Publikum nicht wenigstens sofort darauf verzichtete, sie zu sehen. Es war schwer, sich in dem dunklen und unübersichtlichen Gewirr auszukennen, das die Zeitungs- und die Filmindustrie zueinander gesponnen hatten. Es gab wichtige Nachrichten, die man zurücklegen mußte, um abzuwarten, ob und wann derjenige, von dem man die Nachricht bekam, sie auch bezahlen würde. Es gab andere, unwichtige, die keinen Leser etwas angingen und die man brachte, weil sie aus einer Quelle stammten, die jedes halbe Jahr regelmäßig Geld spendete. Es gab Nachrichten von feindlichen Seiten, die man sofort in den Papierkorb warf. Es gab verstohlene Nachrichten von Gegnern, die sich auf eine verzweifelt listige und außerordentlich geheimnisvolle Weise einzuschmuggeln versuchten und die man schnell entlarven und unerbittlich zurückweisen mußte. Es gab Zeitschriften, aus denen man Nachrichten und Artikel »schneiden« durfte, und andere, die auf dem Index des Verlegers standen. Es gab Interviews mit Finanzleuten aus der Filmwelt, die man just zu einer bestimmten Stunde bringen mußte, an einem ganz bestimmten Tag, an dem die internationale »Konstellation« einem Interview hold war. Es gab Fusionen, von denen man schon wußte, zwei Wochen ehe sie noch zustande gekommen waren, und die der Welt mitzuteilen Arnold begierig war. Aber nein! Der Verleger befahl Geduld selbst auf die Gefahr hin, daß ein Konkurrenzblatt die Nachricht früher brächte. Manchmal mußte man die Konkurrenz fürchten und ein anderes Mal die traurigen Konsequenzen eines Berichts. Immer aber fürchtete Arnold den Verleger. Immer fürchtete Arnold den Verleger. Was er tat, schien ihm so wichtig, seinen Beruf nahm er so ernst, daß er um keinen Preis seine Stellung verlieren 77
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Zipper und sein Vater
Titel
Zipper und sein Vater
Autor
Joseph Roth
Datum
1928
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
112
Schlagwörter
Roman, Geschichte, Österreich, Wien
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Kapitel 1 5
  2. Kapitel 2 8
  3. Kapitel 3 13
  4. Kapitel 4 18
  5. Kapitel 5 22
  6. Kapitel 6 25
  7. Kapitel 7 28
  8. Kapitel 8 36
  9. Kapitel 9 42
  10. Kapitel 10 45
  11. Kapitel 11 54
  12. Kapitel 12 62
  13. Kapitel 13 68
  14. Kapitel 14 74
  15. Kapitel 15 77
  16. Kapitel 16 83
  17. Kapitel 17 88
  18. Kapitel 18 94
  19. Kapitel 19 97
  20. Kapitel 20 101
  21. Kapitel 21 104
  22. Brief des Autors an Arnold Zipper 110
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