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Zipper und sein Vater
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kostspielige Reise bezahlen müssen.« »Wie kannst du mir in dieser Situation das Geld vorwerfen? Du weißt, daß ich eine Künstlerin geheiratet habe.« »Kunst geht nach Brot!« bestätigte der alte Zipper. »Und ich will dir gleich sagen«, fuhr Arnold fort, »daß du mir morgen noch für die Reise Geld beschaffen mußt. Es ist gut, daß du gekommen bist. Wenn Erna wirklich einen Unfall erlitten hat, muß ich sie in das allerbeste Sanatorium bringen. Sie soll nicht daran denken, Vorschüsse zu nehmen, die sie für Jahre verpflichten. Ich muß ihr die materielle Freiheit sichern.« »Wieviel Geld brauchst du?« fragte der Alte. In diesem Augenblick ahmte er einen der vielen amerikanischen Milliardäre nach, die er im Kino gesehen hatte, jene Milliardäre, die das Scheckbuch lose in der Westentasche tragen und bereit sind, ihren Söhnen mit väterlicher Großmut aus schwierigen Lagen zu helfen. »Soviel du aufbringen kannst!« sagte Arnold. »Das geht zu weit!« empörte sich der Alte, der jeden Monat vergebliche Anstrengungen machen mußte, um einen seiner fälligen Wechsel zu prolongieren. »Wenn man nur wüßte, ob die Kunst sie wirklich ganz okkupiert hat«, fuhr der alte Zipper fort, ruhiger und mit dem Ton eines Sachverständigen, der sich selbst seine Sachkenntnis durch die Wahl einer so preziösen Wendung bestätigt. »Sie ist die leidenschaftlichste Schauspielerin, die ich jemals gesehen habe!« rief Arnold. »Für eine einzige Bewegung ihrer Hand gebe ich alle Monologe der berühmten Tragödinnen.« »Zur großen Tragödin fehlt ihr schon die Statur!« widersprach der alte Zipper. »Übrigens habe ich sie noch nicht gesehen!« »Oh, wenn sie jetzt gesund wäre, du würdest sie heute abend sehen und mir recht geben.« »So, sind Sie auch von ihr überzeugt?« fragte mich der Alte. »Ich glaube, daß sie sehr viel kann«, erwiderte ich. »Ja, ja, sie kann viel!« wiederholte Zipper. Und schon merkte ich, wie in dem Alten der Stolz auf die Schwiegertochter wieder erwachte, den er nur zurückgedrängt hatte, gleichsam um sich selbst und seine verletzte Eitelkeit auch einmal zur Geltung zu bringen. Erfüllt von dem Gegenstand seines Prozesses und die Rolle vorbereitend, die er morgen vor dem Gericht – und 91
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Zipper und sein Vater
Titel
Zipper und sein Vater
Autor
Joseph Roth
Datum
1928
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
112
Schlagwörter
Roman, Geschichte, Österreich, Wien
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Kapitel 1 5
  2. Kapitel 2 8
  3. Kapitel 3 13
  4. Kapitel 4 18
  5. Kapitel 5 22
  6. Kapitel 6 25
  7. Kapitel 7 28
  8. Kapitel 8 36
  9. Kapitel 9 42
  10. Kapitel 10 45
  11. Kapitel 11 54
  12. Kapitel 12 62
  13. Kapitel 13 68
  14. Kapitel 14 74
  15. Kapitel 15 77
  16. Kapitel 16 83
  17. Kapitel 17 88
  18. Kapitel 18 94
  19. Kapitel 19 97
  20. Kapitel 20 101
  21. Kapitel 21 104
  22. Brief des Autors an Arnold Zipper 110
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