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Zipper und sein Vater
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unserer Väter, und ich habe die Hoffnung, daß mancher meiner Leser von unserem Alter im Herrn Zipper, zumindest in vielen Eigentümlichkeiten Zippers, seinen eigenen Vater erkennen wird, ebenso wie er sich selbst in Dir erkennen muß, wie ich mich selbst in Dir zu erkennen glaube. Ja, ich gestehe Dir, daß es mir manchmal scheint, ich könnte Du sein und selbst auf der Bühne des Varietés stehen und die vergeblichen Versuche machen, auf meiner Geige ein Spiel zu beginnen. Vielleicht, so denke ich, käme in dieser Art der regiemäßig verhinderten Produktion, über die das Publikum lacht, das traurige Verhältnis, das ich zum Publikum habe, besser zum Vorschein als durch die mühseligen Worte, durch die ich mich verständlich zu machen versuche, ebenso vergeblich, wie Du zu spielen. Dein Beruf hat eine gröbere, aber dafür auch eine deutlichere Symbolik. Er ist symbolisch für unsere Generation der Heimgekehrten, die man verhindert zu spielen: eine Rolle, eine Handlung, eine Geige. Wir werden uns nie verständlich machen, mein lieber Arnold, wie Dein Vater es noch konnte. Wir sind dezimiert. Wir sind zu wenige. Zu wenige für diese Welt, in der nichts anderes als das rein physische Gewicht der Masse den Durchbruch macht und nicht die geistige Energie einer Einheit. Ich beglückwünsche Dich dennoch zu Deinem neuen Beruf. Versuche Du nur weiter, vergeblich zu spielen, wie ich nicht aufhören will, vergeblich zu schreiben. »Vergeblich«, das heißt: scheinbar vergeblich. Denn es gibt, wie Du selbst weißt, irgendwo eine Region, in der die Spuren unseres Spiels verzeichnet bleiben, unlesbar, aber auf eine merkwürdige Weise wirkungsvoll, wenn nicht jetzt, so nach Jahren, und wenn nicht nach Jahren, so nach Tausenden von Jahren. Man wird wahrscheinlich nicht wissen, ob ich geschrieben und Du gespielt hast oder umgekehrt. Aber in dem geistigen Gehalt der Atmosphäre, der stärker ist als ihr Gehalt an Elektrizität, wird ein fernes Echo Deines einen Geigentons schweben, neben dem ebenso fernen Echo eines Gedankens, den ich einmal habe niederschreiben dürfen. Und sicherlich wird die verfehlte Sehnsucht unserer ganzen Generation unsterblich bleiben, wie sie unerfüllt geblieben ist. Ich begrüße Dich in alter Freundschaft Joseph Roth 111
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Zipper und sein Vater
Titel
Zipper und sein Vater
Autor
Joseph Roth
Datum
1928
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
112
Schlagwörter
Roman, Geschichte, Österreich, Wien
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Kapitel 1 5
  2. Kapitel 2 8
  3. Kapitel 3 13
  4. Kapitel 4 18
  5. Kapitel 5 22
  6. Kapitel 6 25
  7. Kapitel 7 28
  8. Kapitel 8 36
  9. Kapitel 9 42
  10. Kapitel 10 45
  11. Kapitel 11 54
  12. Kapitel 12 62
  13. Kapitel 13 68
  14. Kapitel 14 74
  15. Kapitel 15 77
  16. Kapitel 16 83
  17. Kapitel 17 88
  18. Kapitel 18 94
  19. Kapitel 19 97
  20. Kapitel 20 101
  21. Kapitel 21 104
  22. Brief des Autors an Arnold Zipper 110
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