Chemische Technologie#
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Die Chemische Technologie war bis weit nach dem 2. Weltkrieg ein Studienfach auf chemischen und chemisch-technischen Fakultäten, bis sie durch die Technische Chemie ersetzt worden war – einer Studienrichtung, die zu uns im wesentlichen aus den USA kam.
Mit der Chemischen Technologie werden Studierenden Einblicke in die chemischen Prozesse vermittelt. Man erfährt, wie die Schwefelsäure nach dem Bleikammerverfahren und nach dem heute gebräuchlichem Kontaktverfahren mit dem Vanadiumpentoxyd als Katalisysator funktioniert (Knietsch/BASF 1901). Man bekommt Einblicke in die Erzeugung von Chlor nach der Chloralkali-Elektrolyse, in die Gewinnung von Sodannach dem Leblanc-Verfahren (1791) und nach dem heute ausschließlich verwendeten Solvay-Verfahren (1863) sowie in das berühmte Haber-Bosch-Verfahren zum Fixierung des gasförmigen Stickstoffs zur Bildung von Ammoniak (1904-08), woraus dann über Salpeter Düngemittel und Sprengstoffe gewonnen werden. (Diese Themen werden im Austria-Forum unter dem jeweiligen Stichwort ausführlich behandelt.)
Zum Fach Chemische Technologie gehören auch der Aufschluss von Boxit (Natronlauge-Verfahren nach BAYER) sowie die metallurgischen Verfahren zur Gewinnung von Eisen, Kupfer, Zink, Aluminium, usw. Hierzu gehört auch die Gewinnung von Zement sowie von Zucker aus Rüben und aus Zuckerrohr. Weitere Themen sind die Gewinnung von Alkohol und Essig, von Leder und Klebstoffen, und vieles mehr.
Das alles sind Themen, die das heutige Fach Technische Chemie nicht behandelt und die doch zur Ausbildung eines technischen Chemikers gehören.
Es gibt in deutscher Sprache einige sehr wichtige Lehrbücher, die dieses Thema ausführlich abhandeln. An erster Stelle muss das Lehrbuch der chemischen Technologie von Ost-Rassow genannt werden, welches in erster Auflage schon im Jahre 1890 erschienen ist. Seine 26. Auflage ist aus dem Jahr 1955 [1].
Vom ähnlichem Umfang und Zuschnitt ist das Lehrbuch der Chemischen Technologie und Metallurgie von Bernhard Neumann, das als 2-bändiges Werk vorliegt [2]. Beide Lehrbücher [1] [2] sind heute nur noch in den Universitäts-Bibliotheken oder antiquarisch zu erhalten.
Heute liegt in 7. Auflage in 40 Bänden in englischer Sprache verfasste "Ullmanns Encyclopedia of Industrial Chemistry" [3]. Das angelsächsische Pendant dazu ist Kirk-Othmers Encyclopedia of Chemical Technology [4], das in 5. Auflage und in 27 Bänden vorliegt.
Literatur#
[1] Ost-Rassow: Lehrbuch der Chemischen Technologie 26. Auflage vom 1955, 1269 Seiten. Johann Ambrosius Barth-Verlag-Leipzig.[2] Dr. Bernhard Neumann: Lehrbuch der Chemischen Technologie 3. Auflage vom 1939, Verlag Julius Springer, Berlin. Band 1: Brennstoffe, Anorganische Industriezweige, 585 Seiten. Band 2: Metallurgie, Organische Industriezweige, 587-1280 Seiten.
[3] Ullmanns Encyclopedia of Industrial Chemistry 1. Auflage in 12 Bänden (1914-1922), 5. Auflage in English in 36 Bänden (1985-1996), 7. Auflage in 40 Bänden (2011-2014). Wiley-VCH, Weinheim/Deutschland.
[4] Kirk-Othmer Encyclopedia of Chemical Technology, 5. Auflage in 27 Bänden, Wiley, Hoboken, NJ, USA.