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S. 21), bedarf es eines Fokus auf einen spezifischen Handlungskontext. Dieser
Kontext ist „kein festes, statisches Konzept, sondern er ergibt sich:
• aus der allgemeinen Ambiguität des Sinns und der Einsicht der Perspektivität
unserer Sichtweise
• aus einem assoziativ-interpretativen Prozess sowie
• aus einer immanenten Kontingenz der kulturellen Phänomene.“
• (Zembylas, 2004: S. 90-91)
Aufgrund seiner Dialektik und normativer Ausrichtung erscheint Cultural
Governance als Heuristik bzw. sensibilisierendes Konzept (Blumer, 1954: S. 7)
für bestimmte Erkenntnisinteressen nützlich: Die Diskurse, Argumente, Begrün-
dungslogiken und Interpretationen – Elemente der Welt der Ideen –, die die mit
diesen Aushandlungs- und Koordinationsprozessen verbundenen Entscheidun-
gen erläutern oder verschleiern, können dabei unterstützen, die AkteurInnen in
ihrer Praxis – in ihrem Tun in der materiellen, praktischen Welt – zu verstehen.
Umgekehrt eröffnen die Elemente der materiellen Welt des doing politics – Tex-
te, sprachliche Äußerungen, Gebäude, Gegenstände, Rituale und Orte des Zu-
sammentreffens, Technologien und Werkzeuge (Freemann, 2016), aber auch
Emotionen als rhetorisch materialisierte kulturelle Praxen (Ahmed, 2004) – der
ForscherIn einen Zugang zu den Ideen. Beides kann über einen Fokus auf Situa-
tionen (Clarke, 2005, 2012) möglichst dicht, das heißt unter Einbeziehung unter-
schiedlicher Datenquellen, Perspektiven und Konzepte analysiert und interpre-
tiert werden. Dies beinhaltet die Vorannahme, dass auch Formen von Gover-
nance präsent sind, die von den AkteurInnen nicht unter diesem Namen bzw.
bewusst eingesetzt werden (Lefenda, 2009: S. 283), aber dennoch analytisch er-
schlossen werden können.
Der analytische Fokus richtet sich damit auf die Beziehungen zwischen den Ak-
teurInnen auf der Mikroebene (wie PolitikerInnen, Kulturschaffenden, Künstle-
rInnen, BürgerInnen) und ihren symbolisch vermittelten und bedeutungsgenerie-
renden Handlungen in Situationen. Wenn die interpretative Policy-Analyse von
„meaning in action“ spricht (Wagenaar, 2011), so lässt sich dieses Konzept unter
Bezugnahme auf die Handlungstheorie des Symbolischen Interaktionismus
(Blumer, 1969; Goffmann, 1994; Mead, 1938; Strauss, 1991, 1993) und die Si-
tuationsanalyse (Clarke, 2005, 2005) als ‚meaning in interaction’ stärker auf die
Beziehungen zwischen Handlungen, sozialen AkteurInnen und situativ generier-
ten Bedeutungen beziehen.
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293