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22 | Cultural Governance in Österreich
einflussen (Ansell, 2016: S. 92) und mit den Regeln zu spielen („not just playing
by the rules, but actually playing the rules as if they were instruments“, (Berk,
Galvan, 2009: S. 544))
In einer Studie, die sich mit Cultural Governance und damit der Frage be-
fasst, wie kulturpolitisch gerahmte Entscheidungen getroffen werden, ist für die
Interpretation und normative Bewertung insbesondere die demokratiepolitische
Qualität der vielgestaltigen Beziehungen zwischen staatlichen und nichtstaatli-
chen AkteurInnen von Interesse. Aus diesem Grund liefern Theorien, die den
Zusammenhang von Kommunikation und Demokratie beleuchten (Arendt, 2003;
Dewey, 1916; Habermas, 1981; Mouffe, 1993, 2000), weitere Grundlagen zur
Erkenntnisgenerierung.
Cultural Governance ist ein Kompositum aus zwei bedeutungsoffenen Konzep-
ten: dem Kulturellen und der Regierungsführung. Das Oxford-Dictionary be-
schreibt „governance“ als „the activity of governing a country or controlling a
company or an organization“ und als „the way in which a country is governed or
a company or institution is controlled“ (The Oxford Learner’s Dictionary, 2016).
Diese Definition ist insofern erhellend, als das Regieren eines Landes auf einer
Ebene mit der Kontrolle einer Organisation oder eines Unternehmens behandelt
wird. Entscheidend ist das, was uns der lexikalische Eintrag nicht verrät: zum ei-
nen, wer für die Steuerung verantwortlich ist. Sind es Entscheidungsfindungen
Einzelner oder kollektive Prozesse? Zum anderen, die Art und Weise, wie dieses
Regieren beziehungsweise wie diese Kontrolle ausgeübt wird. Wie wird Steue-
rungshandeln organisiert, wie werden (politische, behördliche oder unternehme-
rische) Entscheidungen getroffen? Damit ist sowohl eine qualitative Dimension
(Beschreibung und Bewertung der Entscheidungsfindung) als auch eine zeitliche
Abfolge von Ereignissen (Chronologie der Entscheidungsfindung) verbunden.
Die qualitative Dimension fasst sowohl Fragen der
• Verfahrensqualität
• normativ-moralisch, der Verfahrensgerechtigkeit
• als auch der Ergebnisqualität.
Wie wird die Entscheidung beurteilt – ist sie epistemisch richtig, ist sie effizient,
ist sie moralisch gerecht? Jede dieser Bewertungen folgt anderen Kriterien, ist
damit eines von unterschiedlichen Mitteln zur Erkenntnis, nach Nietzsche „eine
Leiter – aber nicht die Leiter“ (zitiert nach: Jaspers, 1981: S. 205).
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293