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28 | Cultural Governance in Österreich
2003: S. 9) bzw. ein Ausdruck der „hochpolitischen oder sogar politisierten Are-
nen der Wissensproduktion, die für das 21. Jahrhundert so charakteristisch sind“
(Clarke, 2012: S. 116), sondern auch eine gesellschaftspolitische Problematik,
die Beteiligungsprozesse und die Möglichkeit, sich argumentativ zu rechtferti-
gen, unmittelbar betrifft.
Wer kann bzw. wer will seine Meinung nicht repräsentieren/vertreten? Wer
ist nicht vertreten oder nimmt sich selbst als nicht vertreten wahr? Aus welchen
Gründen und mit welchen Konsequenzen? Wie können schweigende, zum
Schweigen gebrachte oder implizite AkteurInnen integriert werden – analytisch
ebenso wie auch politisch? Ein Zulassen eines Durcheinanders, ist nach Adele
Clarke nicht nur analytisch notwendig, um als ForscherIn soweit wie möglich
nichts zu übersehen und niemanden zu überhören, sondern auch aus politischer
Sicht, da Ordnung Hierarchie und damit Macht bzw. Ermächtigung bedeutet
(Clarke, Keller, 2014). Unordnung ist aber auch unvermeidbar, da die Beziehun-
gen in Situationen hochkomplex, veränderlich und kontingent sind. Ordnung
wird hergestellt über Entscheidungen, die relativ zu einem situierten Kontext ge-
troffen werden. Die Frage, wer in der Situation zugelassen, ausgeschlossen, ge-
hört, zum Schweigen gebracht wird steht damit in Zusammenhang mit der Frage
der demokratischen Deliberation danach, welche Argumente bzw. Rechtferti-
gungen vorgebracht werden können.
Der analytische Ansatz dieser Studie kombiniert also die interpretative Policy-
Analyse mit den pragmatischen bzw. handlungstheoretischen Ansätzen der Situ-
ationsanalyse nach Adele Clarke und der Rechtfertigungstheorie nach Luc
Boltanski und Laurent Thévenot im Sinne eines „pragmatist interpretivism“
(Ansell, 2016). Bezüge zu politischen Theorien, die den Zusammenhang von
Demokratie und Kommunikation beleuchten, treiben die Analyse und Erkennt-
nisgenerierung zusätzlich voran. Die Tabelle 1 stellt die wesentlichen Konzepte,
Heuristiken und Foki des kombinierten Theorie-, Analyse-, Methodenrahmens
dar, die im weiteren Verlauf der Untersuchung zunehmend expliziert werden.
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293