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76 | Cultural Governance in Österreich
noch sind Regeln weder universal noch absolut, sondern relativ zur Durchset-
zungsmacht der Institutionen, die sie erlassen und überwachen:
„Laws do not spring from the head of Zeus nor norms from the collective soul of a people;
rules must be interpreted and disputes resolved; incentives and sanctions must be designed
and will have unintended effects; surveillance mechanisms are required but are expensive
and will prove fallible; and conformity is only one of many possible responses by those
subject to regulative institutions.“ (Scott, 2014: S. 63-64).
Die normative Säule umfasst sowohl Werte als auch Normen. Werte sind nach
Scott Konzepte des Bevorzugten oder Erwünschten, in Kombination mit der
Konstruktion von Standards, gegenüber denen existierende Strukturen oder Ver-
haltensweisen verglichen bzw. beurteilt werden können. Normen verdeutlichen,
wie die Dinge getan werden sollten. Sie definieren legitime Möglichkeiten,
wertvolle Zwecke zu verfolgen (Scott, 2014: S. 64). Gegenüber der instrumentel-
len Logik der regulativen Säule stellt die normative Säule die Logik der situati-
ven Angemessenheit, wobei Angemessenheit auch eine moralische Bedeutungs-
dimension haben kann:
„The central imperative confronting actors is not „What choice is in my own best inte-
rests?“ but rather, „Given this situation, and my role within it, what is the appropriate be-
haviour for me to carry out?“ (Scott, 2014: S. 65)
Die dritte Säule, die kulturell-kognitive Säule von Institutionen, der der Neo-
Institutionalismus mit Theoretikern wie W. Richard Scott (darüber hinaus etwa
(DiMaggio, Powell, 1991; Goffmann, 1994)) wesentliche Aufmerksamkeit
schenkt, betont die Gemeinsamkeit von Lebenswelten bzw. Systemen („the cent-
ral role played by the socially mediated construction of a common framework of
meanings“, (Scott, 2014: S. 70)). Aber kulturelle Auffassungen variieren – im
Unterschied zu Normen und Gesetzen – häufig:
„Beliefs are held by some but not by others. Persons in the same situation can perceive the
situation quite differently – in terms of both what is and what ought to be. Cultural beliefs
vary and are frequently contested, particularly in times of social disorganization and chan-
ge.“ (Scott, 2014: S. 68)
Was in einer bestimmten Situation als legitim anerkannt wird, hängt demnach
davon ab, welche der drei Säulen privilegiert wird. Die unterschiedlichen Legi-
timitätslogiken können miteinander in Konflikt geraten. Die regulative Säule be-
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293