Seite - 107 - in Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Bild der Seite - 107 -
Text der Seite - 107 -
Lokale Situierung | 107
- Verbindung von Kulturtourismus und Verankerung in der Bevölkerung: Le-
fenda fragt, ob die kulturelle Profilierung von Städten in erster Linie der At-
traktivität als Touristenziele dient oder ob das kulturelle Engagement der
Bevölkerung eine Basis bildet, um ein spezifisches kulturelles Profil zu
entwickeln, das dann möglicherweise auch für TouristInnen attraktiv ist
(Lefenda, 2009: S. 112). AlbrechtSteinecke, der sich spezifisch mit Kultur-
tourismus befasst hat, weist darüber hinaus darauf hin, dass die Einbezie-
hung der Bevölkerung eine wichtige Rahmenbedingung des Kulturtouris-
mus ist. Sonst drohe das „Gefühl einer Entmündigung und Entdemokratisie-
rung“ (Steinecke, 2007: S. 24) zu entstehen. Es könne aber auch – und das
deutet eher auf eine politisierende Wirkung hin – zu Widerstand gegen spe-
zifische Großprojekte kommen.
- Kulturelle Integration versus kulturelle Segregation: Schließlich spricht Le-
fenda noch das Thema der Potentiale von Kultur im öffentlichen Raum an.
Auch hier zeigt sich wieder eine Ambivalenz, wenn Kultur einerseits als
Mittel zur Überwindung alltäglicher „Kommunikationsschranken“ (Lefen-
da, 2009: S. 112) betrachtet wird, andererseits aber auch als „Symbol der
Ausgrenzung“ (ibd.) instrumentalisiert wird.
Die Auswahl von Linz und Graz begründet sich daraus, dass diese beiden Städte
Europäische Kulturhauptstädte waren (Linz 2009 und Graz 2004) und damit
starke Impulse zur Entwicklung eines kulturellen Stadtprofils teilen. Johann
Lefenda beschreibt, dass es zwischen Linz und Graz in der Ausrichtung von
Großveranstaltungen und im Bau von Kulturstätten auch eine deutliche Konkur-
renz gibt, während sich beide gegenüber Wien, Salzburg und Innsbruck zu posi-
tionieren versuchen (Lefenda, 2009: S. 67). Graz ist nach Wien mit 282.479
EinwohnerInnen (Stadt Graz, Referat für Statistik, 2016: S. 7) die zweitgrößte
österreichische Stadt, gefolgt von Linz mit 201.595 EinwohnerInnen (Stadt Linz,
Stadtforschung, 2016). Damit haben die Städte eine Größe, die prinzipiell für
Partizipation günstige Rahmenbedingungen schafft. In beiden Städten gibt es
Bemühungen, Koordinations- und Kooperationsverfahren zwischen Politik, Ver-
waltung und Zivilgesellschaft zu etablieren. Linz hat zwei Prozesse der Kultur-
entwicklungsplanung durchgeführt, den ersten zwischen 1998 und 2000, den
zweiten zwischen 2010 und 2012. In Graz gab es zwischen 2003 und 2015 re-
gelmäßige öffentliche Kulturdialoge zur kulturellen Stadtentwicklung mit unter-
schiedlichen Schwerpunktsetzungen. Sowohl Linz als auch Graz haben Bera-
tungsgremien, die mit Personen aus dem Kunst- und Kulturbereich besetzt sind.
Der Linzer Stadtkulturbeirat hat die Aufgabe, die Stadtregierung in kulturellen
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293