Seite - 115 - in Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Bild der Seite - 115 -
Text der Seite - 115 -
Methodologische Situierung | 115
S. 98). Dabei geht es darum, die strukturellen Bedingungen des Handelns, die
Mechanismen der Herstellung sozialer Ordnung, die „Konstellation von Zwän-
gen, Chancen, Ressourcen“ (Clarke, 2012: S. 97), Diskurse und Institutionalisie-
rungsprozesse in den Blick zu nehmen. Die Situationsanalyse nach Clarke in der
Tradition des Symbolischen Interaktionismus fügt sich somit in das analytische
Repertoire der interpretativen Policy-Analyse ein:
„Die unterschiedlichen Akzentuierungen des Interpretativen Paradigmas haben ihre ge-
meinsamen sozialtheoretischen Ausgangspunkte in der Betonung des aktiven und kreati-
ven menschlichen Zeichen- und Symbolgebrauchs, des permanenten Zusammenspiels von
Deuten und Handeln in konkreten Situationen sowie der interaktiven Herstellung sozialer
Ordnungen.“ (Keller, 2012: S. 17)
Adele Clarke, die mit Anselm Strauss als einem der Begründer der Grounded
Theory eng zusammenarbeitete und somit als Vertreterin des amerikanischen
Pragmatismus in der Tradition der Chicago School of Sociology beschrieben
werden kann, verortet die Situationsanalyse als Weiterentwicklung der Grounded
Theory nach dem Postmodern Turn. Die Situationsanalyse (SA) als Theorie-
Methoden-Paket ist ontologisch und epistemologisch im Symbolischen Interak-
tionismus (SI) (Blumer, 1954; Goffmann, 1994; Mead, 1938; Strauss, 1991,
1993) verwurzelt. Bislang wird die Situationsanalyse noch nicht in der interpre-
tativen Policy Analyse verwendet (Bevir, Rhodes, 2016; Blatter u.a., 2007; Fi-
scher, Forester, 1993; Fischer, Gottweis, 2012; Hajer, Wagenaar, 2003; Münch,
2015; Wagenaar, 2011), obwohl auch hier die Situiertheit von Bedeutungen be-
tont wird:
„If meanings are situation-specific, rather than general, then an interpretive policy analysis
– and, indeed, an interpretive social science – needs to develop tools that enable accessing
these highly contextualized meanings.“ (Yanow, 2007: S. 113)
Die Situationsanalyse bietet solche Werkzeuge. Insbesondere durch die Visuali-
sierungsmöglichkeiten von komplexen Zusammenhängen und Beziehungen in
Kartographien („Mappings“) erweitert sie die ethnographisch und diskursanaly-
tisch geprägten Methoden der interpretativen Policy-Analyse.
Aus der Perspektive einer kritisch-rationalistisch ausgerichteten Situationsanaly-
se, vertreten etwa durch den deutschen Soziologen Hartmut Esser, passen sich
„Akteure an die aktuell gegebene äußere Situation angesichts eines jeweils vor-
liegenden Repertoires an inneren Tendenzen und Zielen des Handelns, die der
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293