Seite - 143 - in Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
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Methodologische Situierung | 143
unterstützt dabei, diskursive Konstruktionen zu durchdringen. Hier ist es mög-
lich, dass sich die AkteurInnen in den von mir analysierten Situationen bestimm-
ter Rechtfertigungsordnungen/Kategorien in unterschiedlicher Häufigkeit bedie-
nen und anderer nicht bedienen. Die für Machtverhältnisse konstitutiven Recht-
fertigungspräferenzen müssen daher kritisch hinterfragt werden.
Somit trifft Adele Clarkes Grounded Theorizing als eine Form der Analyse auf
Basis der generierten Daten (induktive Analyse) komplementär auf Luc
Boltanskis und Laurent Thévenots Ordnungsraster (Kategorien aus sechs Wel-
ten) als eine Form der Analyse anhand von etablierten Kategorien (deduktive
Analyse). Die Analyse soll somit theoretisch sensibilisiert bzw. erfahrungsgelei-
tet sein, ohne dabei zu rigide zu sein und so potentiell Überraschendes, weniger
Sicht- und Hörbares aus dem Blickfeld zu verlieren. Sowohl Adele Clarke als
auch Luc Boltanski und Laurent Thévenot richten ihre analytische Aufmerksam-
keit auf die Situation. Clarke fragt nach den AkteurInnen und anderen Elementen
in einer Situation und ihrer Beziehung zueinander. Boltanski und Thévenot inter-
essieren sich für Ordnungen, deren sich AkteurInnen bedienen, um sich in Situ-
ationen zu verständigen bzw. zu Urteilen zu kommen (und dabei bewusst oder
unbewusst Konflikte zu lösen oder auszulösen). Governance als situierter, re-
lationaler Makro-Meso-Mikro-Zusammenhang zur Interdependenzbewältigung
(Schimanek, 2007: S. 30) wird über die AkteurInnen und ihre kommunikativ
vermittelten Handlungen (Habermas, 1981, 1995), in denen Kategorien der
Rechtfertigung aufscheinen, rekonstruktiv erschließbar. Beziehungen zwischen
den AkteurInnen und andere Elemente können in der Situation materiell erfasst
werden (über ihre Präsenz und Abwesenheit, über ihr Angesprochen-Werden,
über ein Für-sie-gesprochen-Werden, über freiwilliges oder erzwungenes
Schweigen).
Die folgende Übersicht zeigt das Vokabular, das Boltanski und Thévenot für
die Beschreibung der sechs Welten (als Rechtfertigungs- bzw. Wertigkeitsord-
nungen) anwenden und das den Hintergrund für die in Kapitel 0 und 7 folgenden
Analysen bildet:
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293