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Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse | 161
„Da war keine Zeit, um irgendwen zu fragen beziehungsweise sie haben es de facto so an-
gelegt, dass sie niemanden fragen müssen. [...] Wir haben dann in den drei Wochen einen
Protestbrief geschrieben. Das haben wir über einen Umlaufbeschluss gemacht und gesagt,
das geht nicht. Wir haben dann nachher nochmal versucht, eine politische Diskussion ein-
zufordern, aber das ist de facto natürlich versandet. Kulturpolitik halt“ (KBLI).
Hinzu kommt, dass sich der Stadtkulturbeirat erst Ende Jänner 2014 mit sech-
zehn neuernannten Mitgliedern neu konstituiert hatte. Es kann daher angenom-
men werden, dass sich bis Anfang April weder Routinen der Kooperation zwi-
schen den Mitgliedern noch eine regelmäßige Kommunikation mit PolitikerIn-
nen etablieren konnten.
Zur Rekonstruktion und interpretativ-situationsanalytischen Erforschung standen
mir die in Linz geführten Interviews mit fünf Personen (ein Mitglied des Ge-
meinderats und Kulturausschusses, zwei MitarbeiterInnen der Verwaltung, ein
Mitglied des Stadtkulturbeirats, zugleich MitarbeiterIn eines stadteigenen Kul-
turbetriebs sowie ein/e WissenschaftlerIn und KulturberaterIn) zur Verfügung.
Das Material aus den Interviews wurde von mir anonymisiert ausgewertet und
weiterverarbeitet. Darüber hinaus habe ich Datenmaterial aus einem auf der
Website der Stadt Linz veröffentlichten „Wortprotokoll-Auszug der 44. Ge-
meinderatssitzung am 10.4.2014“ (Gemeinderat der Stadt Linz, 2014) unter dem
programmatischen Titel „Beauftragung zur Umsetzung von Sofort-Maßnahmen -
10%-Kürzung der nicht gebundenen Subventionen“ verwendet. Ein offener Brief
des Stadtkulturbeirats, adressiert an die Stadtpolitik, in dem die Kürzungen kriti-
siert werden, war eine weitere Datenquelle (Diesenreiter, Stadtkulturbeirat Linz,
2014).
Auf Basis des generierten Datenmaterials habe ich die Situation und die Ak-
teurInnen und Aktanten kartiert (ungeordnetes Situationsmapping (Clarke, 2012:
S. 125)). Im Zuge einer ersten vorläufigen Analyse der Beziehungen zwischen
den Elementen (AkteurInnen, Aktanten sowie sonstige Elemente, wie sie in der
Situation physisch präsent sind bzw. kommunikativ erzeugt werden) richtete sich
meine Aufmerksamkeit auf den Finanzstadtrat, den Kulturstadtrat sowie eine/n
leitende/n MitarbeiterIn der Kulturverwaltung und den Stadtkulturbeirat. Da-
raufhin habe ich mich entschieden, den argumentativen/kommunikativen Hand-
lungen dieser AkteurInnen, soweit sie für mich rekonstruierbar waren, eine be-
sondere analytische Aufmerksamkeit zu schenken. Zu diesem Zweck habe ich
ein Kategorienraster (geordnetes Mapping (Clarke, 2012: S. 128)) erstellt. Zu-
sätzlich zu den Elementen der Situation und ihrer Präsenz (physische Anwesen-
heit, explizite oder implizite Ansprache, Schweigen) habe ich hier auch die
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293