Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Recht und Politik
Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Seite - 228 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 228 - in Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz

Bild der Seite - 228 -

Bild der Seite - 228 - in Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz

Text der Seite - 228 -

228 | Cultural Governance in Österreich Arbeit für das Gemeinwesen als Kompromiss zwischen der industriellen Welt und der staatsbürgerlichen Welt (Boltanski, Thévenot, 2014: S. 378). Dass auch Einzelgängertum innerhalb der Sozialen Welt der PolitikerInnen die Umsetzung von Initiativen und den kulturpolitischen Diskurs insgesamt lähmen kann, zeigt sich ebenfalls am Grazer Beispiel. Graz ist von kulturpolitischer Dis- kontinuität geprägt: Zwischen 2000 und 2017 waren zehn Kulturstadträte, davon nur eine Kulturstadträtin im Amt. Wenn die Position des Kulturstadtrats/der Kul- turstadträtin wie in Graz von häufig wechselnden Personen besetzt wird, sind die jeweils amtierenden KulturstadträtInnen bemüht, sich in ihrem Amt zu profilie- ren und von Themen der VorgängerInnen (zumal, wenn diese eine andere Partei- zugehörigkeit haben) abzugrenzen. Die im Untersuchungszeitraum amtierende Kulturstadträtin 2014-2015 war als Angehörige der Grünen Partei in der Stadtre- gierung politisch isoliert. Sie agierte daher innerhalb der Sozialen Welt der Poli- tikerInnen als Einzelgängerin (Clarke, 2012: S. 151). Zudem kündigte sie im Herbst 2015 medial ihren Rückzug aus der Politik zum Ende der Legislaturperi- ode 2017 an. Dazu kamen viele parteipolitische Differenzen mit der ÖVP. Am Beispiel von kulturpolitischen Konflikten in Graz im Zeitraum 2013-2014 lässt sich jedoch auch nachvollziehen, dass ein Einzelgängertum (sich gegen das Kollektiv stellen) auch in der staatsbürgerlichen Welt legitim sein kann. Eine Schwäche von Boltanski und Thévenots theoretischem Rahmen liegt sicher da- rin, dass die kanonischen Werke und Management-Handbücher, auf die sie sich beziehen, patriarchale Strukturen aufweisen und daher nicht sensibel für Gender- fragen (und andere Formen der Diskriminierung) sind. In Machtkämpfen mani- festieren sich diese patriarchalen Strukturen, die in die Welt der PolitikerInnen eingeschrieben sind (Mouffe, 1993: S. 80): Mit der Ressortaufteilung im Jahr 2013 wurde die politische Verantwortung für die stadteigenen Kulturbetriebe Theaterholding Graz/Steiermark GmbH und Universalmuseum Joanneum GmbH (Kunsthaus) von der Finanz- auf die Kulturverwaltung übertragen. Das war eine Koalitionsbedingung der Grünen. Das Verhältnis zwischen der Grünen Kultur- stadträtin und der ÖVP, insbesondere dem ÖVP-Bürgermeister, wird in einem Interview als sehr konfliktträchtig dargestellt. In die Position des Bürgermeisters (der Bürgermeisterin1) ist ohnehin ganz allgemein mehrfache Autorität einge- schrieben: Ein Kompromiss aus Kategorien der häuslichen Welt (der Herr und 1 Bürgermeisterinnen sind in Österreich mit 6,7 % überdeutlich in der Minderheit. Eine Grafik (Eichholzer, 2016) illustriert, dass es mehr Bürgermeister gibt, die Josef heißen (148), als Bürgermeisterinnen (146).
zurück zum  Buch Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz"
Cultural Governance in Österreich Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Titel
Cultural Governance in Österreich
Untertitel
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Autor
Anke Simone Schad
Verlag
transcript Verlag
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4621-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
322
Schlagwörter
Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
Kategorie
Recht und Politik

Inhaltsverzeichnis

  1. Abstract 7
  2. Gliederung des Buches 9
  3. 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
    1. 1.1 Cultural Governance als analytisches Konstrukt 18
    2. 1.2 Forschungsinteresse und Fragestellung 24
    3. 1.3 Theorie-Methoden-Analyserahmen 25
  4. 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
    1. 2.1 (Wie) ist Kultur verhandelbar? 31
    2. 2.2 Kultur als Erzeugung von Öffentlichkeit als Voraussetzung von Legitimität 33
    3. 2.3 Kulturpolitik und Ideologie 37
    4. 2.4 Kulturpolitische Positionierung von Staat und Zivilgesellschaft 40
  5. 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
    1. 3.1 Demokratietheoretische Situierung: Demokratie als Aushandlungsprozess 43
    2. 3.2 Handlungstheoretische Situierung 59
  6. 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
    1. 4.1 Positionierung staatlicher AkteurInnen in Österreich 87
    2. 4.2 Positionierung zivilgesellschaftlicher AkteurInnen in Österreich 95
    3. 4.3 Die städtische Perspektive 101
  7. 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
    1. 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
    2. 5.2 Fokus auf die Situation 112
    3. 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
    4. 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
    5. 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
  8. 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
    1. 6.1 Analytischer Fokus auf Linz: In der Situation enthaltene Bedingungen 155
    2. 6.2 Detaillierte Situationsanalyse: Zehnprozentige Kürzung der nicht-gebundenen Subventionen in Linz 160
    3. 6.3 Zusammenfassende Situationsanalyse 210
  9. 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
    1. 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
    2. 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
    3. 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
    4. 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
    5. 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
    6. 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
    7. 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
  10. 8 Abschließendes Fazit 277
  11. 9 Anhang 283
    1. 9.1 Mappings 283
    2. 9.2 Interviewleitfäden 286
  12. Literatur 293
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Cultural Governance in Österreich