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Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
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Ergebnisse der Analyse | 237 zu kommen beim Stammpublikum Prinzipien der häuslichen Welt (Abstam- mung, Tradition, (familiäre) Gewohnheit (Boltanski, Thévenot, 2014: S. 230)). Diese unterschiedlichen Abhängigkeiten vom Publikum sorgen dafür, dass grundsätzliche Veränderungen in öffentlichen Kulturbetrieben oft nur mit Kon- flikten vonstattengehen. Diese sind allerdings grundsätzlich positiv zu sehen, da sie unter anderem die „Revision mancher tradierten Ansichten und tief verwur- zelte Vorurteile“ (Zembylas, 2004: S. 159) bewirken können. In der Stadt bedeutet, etwas Neues zu wagen, sich auch gegen den Einfluss bür- gerlich-konservativer Eliten auf die politischen Entscheidungen zu wenden: „Die Stakeholder in einer Stadt sind bürgerlich orientierte Menschen, das ist einmal so, die wollen halt die Wiener Philharmoniker zweimal im Jahr hören.“ (VERLI) „Bürgerlich“ steht hier für eine traditionell-konservative Beziehung zur Welt der Kulturbetriebe. Hinzu kommt ein Kulturtourismus, der eine wichtige Einnahme- quelle ist und sich auch eher an einem traditionellen „bürgerlichen“ Kulturver- ständnis orientiert (VERLI). Dieses Image in der bürgerlichen Öffentlichkeit (als hybrides Arrangement zwischen der Welt der Meinung und der staatsbürgerli- chen Welt) und eine Orientierung am Markt (etwa dem Tourismus) verhindern tendenziell Innovation. Etwas Neues zu wagen, aus dem Gewohnten auszubre- chen (als Investition der inspirierten Welt nach Boltanski und Thévenot) bedarf also mitunter zunächst geheimer, informeller Absprachen, um Verbündete zu gewinnen. Dies trifft insbesondere zu, wenn das Vorhaben zur Realisierung und Finanzierung eine Zustimmung der PolitikerInnen braucht, etwa als es im Linz der 1980er und 1990er Jahre darum ging, das Ars Electronica Festival und Cen- ter (AEC) zu etablieren. Über diese Situation berichtet ein/e Beteiligte/r im In- terview: „Da gab es damals in einem Lokal ein intimes Gespräch [zwischen Beteiligten aus Kultur- verwaltung, Medien, Wissenschaft und Politik]. Das war damals auch, als diese junge Po- litikergeneration gekommen ist und zu denen haben wir gesagt, wenn ihr wollt, dass das Ars Electronica Festival Bestand hat, dann brauchen wir einen Ort dafür, also wir müssen einen Ort schaffen, wo es Hardware gibt und vor allem Software, wo es Leute gibt, die ein ganzes Jahr für das Thema Ars Electronica, digitale Welt usw. arbeiten. [...] Irgendwann hat der Bürgermeister gesagt: Ich weiß eigentlich nicht, was das werden soll, aber es klingt spannend, machen wir es. Also man kann es eh zitieren, es ist eigentlich eine sehr mutige Entscheidung gewesen. Er hat gesagt, okay, ich habe das Gefühl, es passt zur Stadt und wenn es nichts wird, dann hören wir nach fünf Jahren wieder damit auf.“
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Cultural Governance in Österreich Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Titel
Cultural Governance in Österreich
Untertitel
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Autor
Anke Simone Schad
Verlag
transcript Verlag
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4621-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
322
Schlagwörter
Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
Kategorie
Recht und Politik

Inhaltsverzeichnis

  1. Abstract 7
  2. Gliederung des Buches 9
  3. 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
    1. 1.1 Cultural Governance als analytisches Konstrukt 18
    2. 1.2 Forschungsinteresse und Fragestellung 24
    3. 1.3 Theorie-Methoden-Analyserahmen 25
  4. 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
    1. 2.1 (Wie) ist Kultur verhandelbar? 31
    2. 2.2 Kultur als Erzeugung von Öffentlichkeit als Voraussetzung von Legitimität 33
    3. 2.3 Kulturpolitik und Ideologie 37
    4. 2.4 Kulturpolitische Positionierung von Staat und Zivilgesellschaft 40
  5. 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
    1. 3.1 Demokratietheoretische Situierung: Demokratie als Aushandlungsprozess 43
    2. 3.2 Handlungstheoretische Situierung 59
  6. 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
    1. 4.1 Positionierung staatlicher AkteurInnen in Österreich 87
    2. 4.2 Positionierung zivilgesellschaftlicher AkteurInnen in Österreich 95
    3. 4.3 Die städtische Perspektive 101
  7. 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
    1. 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
    2. 5.2 Fokus auf die Situation 112
    3. 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
    4. 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
    5. 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
  8. 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
    1. 6.1 Analytischer Fokus auf Linz: In der Situation enthaltene Bedingungen 155
    2. 6.2 Detaillierte Situationsanalyse: Zehnprozentige Kürzung der nicht-gebundenen Subventionen in Linz 160
    3. 6.3 Zusammenfassende Situationsanalyse 210
  9. 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
    1. 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
    2. 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
    3. 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
    4. 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
    5. 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
    6. 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
    7. 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
  10. 8 Abschließendes Fazit 277
  11. 9 Anhang 283
    1. 9.1 Mappings 283
    2. 9.2 Interviewleitfäden 286
  12. Literatur 293
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