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Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
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Ergebnisse der Analyse | 239 zubuhen (als unartikulierte, vorsprachliche, animalische Protestform) oder das Haus gar nicht erst zu betreten. Protest gegen Kunst wird dagegen, so sie stattfindet, in der öffentlichen Welt der Meinung (in die Medien) übertragen oder in seltenen Fällen in die staatsbür- gerliche Welt der Gerichte. In jüngster Zeit mehren sich jedoch direkte Übergrif- fe auf Aufführungen durch Rechtsextreme, vorwiegend auf Stücke, die den Rechtspopulismus und die Situation der Geflohenen thematisieren, aber auch rassistische Angriffe auf SchauspielerInnen (Düker, 2017). 2016 hat eine rechts- extreme Gruppe mehrfach die Aufführung des Stücks „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek mit (Laien-)SchauspielerInnen, die geflohen sind, im Audi- max der Universität Wien gestört. Aus Deutschland wird ebenfalls von Übergrif- fen auf und Bedrohungen von KünstlerInnen in Berlin, Dessau, Dresden, Alten- burg und Chemnitz berichtet. „Wer demokratische Grundwerte hochhält, wird zur Zielscheibe – das ist eine neue Qualität“, kommentiert die Huffington Post (Klöckner, 2017). Hier wird deutlich, dass Kulturbetriebe und die in ihnen han- delnden Personen – KünstlerInnen wie KulturmanagerInnen – gefordert sind, sich gesellschafts- und demokratiepolitisch zu positionieren, sei es durch Gegen- protest, sei es durch den Versuch, in Dialog mit Rechtsextremen zu treten. Zu schweigen und zu hoffen, dass das alles nicht so schlimm werde oder wieder vo- rübergehe, hat sich historisch bereits als großer Fehler erwiesen. Zu den Besonderheiten des Kunst- und Kulturbereiches zählt es, dass für den/die KritikerIn ein eigener Berufsstand institutionalisiert wurde. KritikerInnen sind individuelle ExpertInnen (und damit als Subjekt der industriellen Welt (Boltanski, Thévenot, 2014: S. 279), sie verkünden als solche ihr Urteil, etwa in den Kulturteilen der Zeitungen. Was in der häuslichen Welt von großer Wertig- keit ist, ist die hierarchische Überordnung, das Vertrauen (Boltanski, Thévenot, 2014: S. 230). Die Position, dass man das Kunst- und Kulturprogramm nicht ei- ner demokratischen Abstimmung „preisgeben“ könne und dann die Bürgerinnen und Bürger über das Kulturprogramm abstimmen, sondern es eines „Vertrauens- vorschuss eines Intendanten“ bedürfe (Kunsthaus Graz, 2014: Abschn. Minute 0:38), baut auf der Logik der häuslichen Welt auf, die mit Rechtfertigungsprin- zipien der industriellen Welt – Expertise – verbunden wird. Verkürzt wird hier, dass sich Demokratie nicht nur auf Abstimmung als Ur- teilsprinzip bezieht, sondern auch auf einen politischen Prozess der Meinungs- bildung. Hier gäbe es Möglichkeiten, BürgerInnen stärker einzubeziehen, die al- lerdings nicht angesprochen werden. Städtische Kulturbetriebe sind somit zwar im öffentlichen Besitz, werden aber als Häuser bzw. Betriebe zu privaten bzw. industriellen Welten, in denen demokratische Urteile keinen Platz haben, son-
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Cultural Governance in Österreich Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Titel
Cultural Governance in Österreich
Untertitel
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Autor
Anke Simone Schad
Verlag
transcript Verlag
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4621-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
322
Schlagwörter
Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
Kategorie
Recht und Politik

Inhaltsverzeichnis

  1. Abstract 7
  2. Gliederung des Buches 9
  3. 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
    1. 1.1 Cultural Governance als analytisches Konstrukt 18
    2. 1.2 Forschungsinteresse und Fragestellung 24
    3. 1.3 Theorie-Methoden-Analyserahmen 25
  4. 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
    1. 2.1 (Wie) ist Kultur verhandelbar? 31
    2. 2.2 Kultur als Erzeugung von Öffentlichkeit als Voraussetzung von Legitimität 33
    3. 2.3 Kulturpolitik und Ideologie 37
    4. 2.4 Kulturpolitische Positionierung von Staat und Zivilgesellschaft 40
  5. 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
    1. 3.1 Demokratietheoretische Situierung: Demokratie als Aushandlungsprozess 43
    2. 3.2 Handlungstheoretische Situierung 59
  6. 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
    1. 4.1 Positionierung staatlicher AkteurInnen in Österreich 87
    2. 4.2 Positionierung zivilgesellschaftlicher AkteurInnen in Österreich 95
    3. 4.3 Die städtische Perspektive 101
  7. 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
    1. 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
    2. 5.2 Fokus auf die Situation 112
    3. 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
    4. 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
    5. 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
  8. 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
    1. 6.1 Analytischer Fokus auf Linz: In der Situation enthaltene Bedingungen 155
    2. 6.2 Detaillierte Situationsanalyse: Zehnprozentige Kürzung der nicht-gebundenen Subventionen in Linz 160
    3. 6.3 Zusammenfassende Situationsanalyse 210
  9. 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
    1. 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
    2. 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
    3. 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
    4. 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
    5. 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
    6. 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
    7. 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
  10. 8 Abschließendes Fazit 277
  11. 9 Anhang 283
    1. 9.1 Mappings 283
    2. 9.2 Interviewleitfäden 286
  12. Literatur 293
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