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252 | Cultural Governance in Österreich
trifft die wachsende Kommunikationsarbeit, die mit geringeren Fördersummen
verbunden ist, auch auf geringere Personalressourcen innerhalb der Verwaltung.
Hier verfolgt die politische Tendenz den Abbau von Strukturen (bzw. von Per-
sonal). Die Kommunikationsarbeit, wie auch die Verwaltungsarbeit insgesamt,
ist daher auch mit einer Ermüdung verbunden, die in den Interviews mit der Kul-
turverwaltung deutlich wird (allerdings wird keine offene Kritik am Personalab-
bau in der Verwaltung geübt).
Konflikte mit der Sozialen Welt der PolitikerInnen können sich als „Blockade“
auswirken und somit die Durchlässigkeit zwischen den Sozialen Welten der Kul-
turverwaltung und der Kulturpolitik, die für eine funktionierende, arbeitsteilige
Zusammenarbeit auch im Hinblick auf die AdressatInnen (den Kunst- und Kul-
turbereich) notwendig ist, erschweren:
„Es ist auch immer schwierig, wenn der Kulturamtsleiter mit dem momentanen Stadtrat
nicht zusammengearbeitet hat. Dann war auch die Blockade da und wir haben alle darun-
ter gelitten“ (KBG).
Die Beziehung zwischen PolitikerInnen und KulturverwaltungsmitarbeiterInnen
erscheint somit als Konstellation der komplexen gegenseitigen Abhängigkeiten.
In den Worten einer Interviewperson aus dem Kulturbetrieb:
„Wenn die Verwaltung nicht mitspielt, kann sich die Politik auch auf den Kopf stellen.
Umgekehrt, wenn die Verwaltung unbedingt etwas will und die Politik sich querlegt, geht
das auch nicht.“ (KBLI).
Städte wie Linz und Graz sind vergleichsweise kleine räumlich-administrative
Einheiten, die leitenden BeamtInnen sind lokal verankert, sie stehen zu den
Kunst- und Kulturschaffenden auch in jahrelang gepflegten persönlichen Bezie-
hungen – man sieht sich bei Veranstaltungen und im Kaffeehaus, man duzt sich
und ist als Beamtin und Beamter zugleich gefordert „eine gewisse Äquidistanz
bei aller Herzlichkeit der Kunst- und Kulturszene“ (VERG) zu wahren. Persönli-
che, herzliche Beziehungen als Kategorien der häuslichen Welt (Ungezwungen-
heit (Boltanski, Thévenot, 2014: S. 232)) werden durch Beamtenethos und recht-
liche Vorgaben als Selbst- und Fremdverpflichtung eingeschränkt.
Kunstwerke an den Wänden der Amts- und Besprechungszimmer sind von
den VertreterInnen der Sozialen Welt der KulturverwalterInnen (wie auch von
der Sozialen Welt der PolitikerInnen) persönlich ausgewählt und zeugen von in-
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293