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Aufklärung habsburgisch - Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
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53Das Weltbürgertum der Völkerfreundschaft Welche Bedeutung besaß das Weltbürgertum für den nationalen Li- beralismus des Vormärz? Mit ihrem weltbürgerlichen Ideal grenzten sich die vormärzlichen Liberalen vom Kosmopolitismus der Kabi- nettspolitik im Stile des 18. Jahrhunderts ab, die auf dem Wiener Kon- gress mit erworbenen Ländern wie mit Äpfeln und Birnen Schacher trieb, Regionen teilte und tauschte, einverleibte und gegen Ersatz wie- der ablöste. Die einhelligen Sympathien der Liberalen galten Polen, Griechenland,86 und dem Irland von O’Connells Repealbewegung. Am Repeal bewunderten die Liberalen des Vormärz die Verzahnung des Vereinswesens mit der parlamentarischen Politik, man begeisterte sich für die Selbstständigkeit Irlands und verfolgte O’Connells Kam- pagne für die Gleichberechtigung aller Religionen, die sich auch gegen Zwangsabgaben wie den Zehent wandte, den die irischen Katholiken an die anglikanische Geistlichkeit abführen mussten.87 In den habsburgischen Ländern war das für Katholiken, die der Staatskirche überdrüssig waren, ebenso attraktiv, wie für Andersgläu- bige, die sich ihrer Abgaben an die katholischen Pfarreien entledigen wollten, die böhmischen Radikalen entlehnten bei O’Connells Kam- pagne ihren Klubnamen.88 Die vormärzlichen Liberalen bangten um die konstitutionelle Monarchie in Spanien, die von der karlistischen Gegenoffensive in die Enge getrieben wurde. Erstaunlich wenig nahm man im zusammengesetzten Habsburgerreich wahr, dass auf der Seite der Karlisten nicht nur eingefleischte Anhänger des Absolutismus und der Inquisition, sondern auch die auf ihre althergebrachten Sonder- Darstellung der Bezüge zu Zentral-, Ost- und Südosteuropa fehlt, vgl. aber verdienstvoll Persida Lazarevic di Giacomo, Tra Venezia e l’Impero otto- mano. Viaggi e cospirazioni di italiani e slavi meridionali durante il Risorgi- mento, in: Emanuele Kanceff (Hg.), L’Unità d’Italia nell’occhio dell’Europa, Moncalieri 2013, 483-516; Anna Procyk, Polish Émigrés as Emissaries of the Risorgimento in Eastern Europe, in: HUS 25 (2001), 7-29 und Richard Stites, The Four Horsemen. Riding to Liberty in Post-Napoleonic Europe, Oxford 2014. 86 Vgl. Anastasius Grün, Gastrecht, in: [ders.,] Spaziergänge eines Wiener Po- eten, 2. Aufl., Hamburg 1832, 86-88; Peter Broucek, Alexander Ypsilantis Gefangenschaft in Österreich, in: MÖStA (17 /18), 1964 /65, 550-559. 87 Vgl. James M. Brophy, Rezeption Daniel O’Connells und der irischen Eman- zipationsbewegung im vormärzlichen Deutschland, in: MEJ 2011, 74-93. 88 Karel Slavíček, Tajná politická společnost »Český repeal« v roce 1848 [Die politische Geheimgesellschaft Český Repeal im Jahre 1848], Praha 1947; Kossuth Lajos összes munkái XI, Kossuth Lajos 1848 /49-ben I. Kossuth Lajos az utolsó rendi országgyűlésen 1847 /48 [Lajos Kossuths Gesammelte Werke. Lajos Kossuth in den Jahren 1848 /49, I, Lajos Kossuth auf dem letz- ten feudalen Landtag], hg. v. István Barta, Budapest 1951, 56-57.
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Aufklärung habsburgisch Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Title
Aufklärung habsburgisch
Subtitle
Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Author
Franz Leander Fillafer
Publisher
Wallstein Verlag
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-8353-3745-9
Size
14.0 x 22.2 cm
Pages
628
Keywords
Aufklärung, Österreich, Habsburger, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Revolution, Geschichtsbild, Wissensgeschichte
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Einleitung 11
  2. I. Von der Vaterlandsliebe zum Völkerfrühling, 1770-1848 23
    1. 1. Der Patriotismus des Joseph von Sonnenfels 24
    2. 2. Der Landespatriotismus: Vom mehrsprachigen Vaterland zu den rivalisierenden Vergangenheiten seiner Nationen 30
    3. 3. Revolutionsabwehr, Sprachnationalismus und dynastische Loyalität: Joseph von Hormayr als Historiker 39
    4. 4. Zwischenresümee 49
    5. 5. Das Weltbürgertum der Völkerfreundschaft 51
    6. 6. 1848 und die Krise der liberalen Völkerfreundschaft 57
    7. Ergebnisse 64
  3. II. Die katholische Aufklärung 67
    1. 1. Der Josephinismus als »große Erzählung« der österreichischen Geschichte 67
    2. 2. Die theresianischen Reformen 71
    3. 3. Zwischen Barock und Aufklärung: Gelehrsamkeit, Kunst und Lebenspraxis 76
    4. 4. Die katholischen Reformer und das landesfürstliche Kirchenregiment 83
    5. 5. Barockbewältigung: Scholastiksatire und Patriotismuskonkurrenz im maria-theresianischen Prag 96
    6. 6. Das Methodentableau der katholischen Aufklärung 107
    7. 7. Newtonaneignung im katholischen Milieu: Von der Gotteserkenntnis zur Weltstruktur 110
    8. Ergebnisse 122
  4. III. Die Erfindung der Allianz von Thron und Altar 125
    1. 1. Honigmond. Der antirevolutionäre Schulterschluss von Kirche und Erzhaus in den 1790er Jahren 125
    2. 2. Restaurative Geschichtspolitik und Sozialdiagnose 137
    3. 3. Von der Gemeinschaft der Rechtgläubigen zum überkonfessionellen Rechtsstaat: Kultusrecht und Staatshandeln im Vormärz 152
    4. 4. Die Selbstprovinzialisierung des restaurativen Katholizismus 160
    5. 5. Für Gott und Vaterland: Das Erbe der Aufklärung und die Rolle der Katholiken in der »nationalen Wiedergeburt« 163
    6. 6. Imperiale Integration durch konfessionelle Geopolitik: Von der barocken Rekatholisierung zum Austroslawismu Bartholomäus Kopitars 174
    7. 7. Wissenschaftspolitik und Theologie im Völkerfrühling: Die liberalen Katholiken zwischen Revolution und Konkordat 181
    8. Ergebnisse 192
  5. IV. Wissenskulturen des Vormärz 197
    1. 1. Kant im restaurativen Wissensregime 199
    2. 2. Bernard Bolzano und das Erbe der Leibniz-Wolff’schen Scholastik 209
    3. 3. Bolzanisten versus Herbartianer 219
    4. 4. Welches positive Wissen? Bibelhermeneutik und liberale Physik 223
    5. 5. Positivität und Restauration. Der wissensgeschichtliche und ästhetisch-politische Kontext 240
    6. 6. Eine Art Schadensabwicklung. Die postrevolutionäre Konstruktion der »österreichischen Philosophie« 248
    7. Ergebnisse 252
  6. V. Vom Merkantilregime zum Binnenmarkt: Die Monarchie als Wirtschaftsraum 255
    1. 1. Der Grunduntertan als Staatsbürger und Eigentümer: Die aufgeklärte Agrarpolitik und ihre Folgen 258
    2. 2. Die Patrimonialrechte in der Erwerbsgesellschaft 274
    3. 3. Sonnenfels’ Œuvre 278
    4. 4. Rivalisierende Aufklärungen: Merkantilismus und Vernunftrecht 284
    5. 5. Sonnenfels und die Nachwelt: Der Staat als bürgerlicher Verein 291
    6. 6. Die Liberalkatholiken als politische Ökonomen 303
    7. 7. Zwischenresümee: Aufklärungserbe und ökonomischer Liberalismus 309
    8. 8. Der Gesamtstaat als Wirtschaftsunion 310
    9. 9. Ungarn in der Donaumonarchie: Wirtschafts- und Verfassungspolitik von Joseph II. bis 1848 315
    10. Ergebnisse 331
  7. VI. Naturrechtspraxis und Empire-Genese. Kodifikation, Rechtsstaat, Wissenschaftsgeschichte 335
    1. 1. Sonnenfels versus Zeiller. Der Zielkonflikt zwischen Verfassungs- und Privatrechtskodifikation in den 1790er Jahren 339
    2. 2. Der Kantianismus in der Rechtswissenschaft. Franz von Zeiller und sein Erbe 354
    3. 3. Die Politik des Metapolitischen. Zeillers Gesetzgebungstechnik und das »natürliche Recht« 361
    4. 4. Das natürliche Recht und die Privatisierung der ständischen Herrschaftsteilhabe 373
    5. 5. Die Wissenschaftsgeschichte des Rechts und die Gesamtmonarchie: Ein Zwischenresümee 381
    6. 6. Naturrechtskodifikation und Gesetzesexegese: Die Auslegungspraxis des ABGB 383
    7. 7. Rechtsstaat und Gewaltenteilung im Vormärz 388
    8. 8. Gesellschaftsvertrag und Revolutionsprävention: Das natürliche öffentliche Recht als Basisepistem 401
    9. 9. Ursprung ist das Ziel. Patriotische Rechtshistorie und parlamentarische Repräsentation im Vormärz 407
    10. 10. Vertrag als Fiktion. Die Naturrechtskritik der Junghegelianer 418
    11. 11. Pandektenkur. Der Siegeszug der historisch- römischrechtlichen Schule nach 1848 423
    12. Ergebnisse 443
  8. VII. Aufklärungserbe und Revolutionsabwehr: Selbst- und Feindbilder der Restauration 455
    1. 1. Die Josephiner und die Revolution 455
    2. 2. Carl von Kübecks Lehrjahre. Eine Vignette 467
    3. 3. Josephiner versus Romantiker 471
    4. 4. Der innere Feind. Zur Metaphern- und Sozialgeschichte der Restauration 476
    5. 5. Opferkonkurrenz als Erinnerungskonkurrenz: Die Geschichtspolitik des Jahres 1848 und des Neoabsolutismus 489
    6. Ergebnisse 492
  9. VIII. Überblick 497
  10. IX. Was war Aufklärung? 513
    1. Das Gesamtbild 525
    2. Anhang 529
    3. Abbildungen 529
    4. Archivalien 530
    5. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 532
    6. Quellen und Literatur 539
    7. Personen- und Sachregister 620
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