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Bad Ischl 61
WenigerVermögende, die sichkeinenKurortaufenthalt leistenkonnten, ent-
decktendie landschaftlichsehenswerteNaturdurchSonntagsausflĂĽge, sogenannte
Landpartien.PostkutscheundStellwagenbegrenztendenReise-HorizontderWie-
ner, sodassdieweitereUmgebungderStadteinemGroßteil ihrerBevölkerungum
1800nochkaumbekanntwar.DieEisenbahn,die inden1840erndenGebirgsrand
erreichteundinderGrĂĽnderzeit196denAlpenraumerschloss,machtedenStadt-
bewohnerndasUmlandzugänglich.AlsostalpineRäumewaren,nebenanderen
Gegenden,neuderGebirgsrand(Reichenau)erreichbar,dasSalzkammergut(Ischl)
unddieGegendvomSemmeringbisandieKärntnerSeen.DieseSonntagsausflüge
mutiertenzuReisen indie„Sommerfrische“.197
InderGründerzeitwurdedermehrmonatigeLandaufenthalt, die „Sommer-
frische“, zurGewohnheitdesvermögendenGroßbürgertums.Diesebürgerlichen
ReisenhattenwiedieKuraufenthaltemedizinischeundsozialeAspekte.Sie fĂĽhrten
oftmalsauchandengleichenOrt.FürBerufstätigewarensienurmitderneuartigen
TrennungzwischenArbeitundFreizeitmöglich.WersichkeineeigeneVillaleistete,
mietetesicheinundbesuchteoftseinLebenlangimmerdieselbeDestination.Diese
OrtewarenauchfĂĽraufstrebendeKleinbĂĽrgererreichbar. Insgesamtorientierte
sichdas(GroĂź-)BĂĽrgertuminLebensstilundEtiketteanderAristokratie.Beson-
dersanziehendwirktedie„nobleSommerfrische“aufdasmittlereBürgertum,das
imletztenJahrzehntdes19.Â
JahrhundertsdieseGepflogenheitĂĽbernahmundin
einfacherenMietwohnungendieMonateaufdemLandverbrachte.Derseitden
1870erngeläufigeBegriff„Sommerfrische“ fürdenmittelständischenUrlaubwar
AusdruckdeskleinbĂĽrgerlichenWunschesnachfriedlicherIdylle.DieseArtdes
Sommerurlaubeswar imVergleichmitdemKurortaufenthaltder„erstenGesell-
schaft“wesentlichschlichter,bescheidenerundkostengünstiger,obwohler inden
gleichenOrtenstattfand.198
3.2 Bad Ischl
InfolgedergewinnträchtigenSalzproduktionunterstanddasKammergutseitdem
16. JahrhundertdirektdemLandesfürsten.ErwargleichzeitigauchGrundherrund
soflossderErtragausdemSalzkammergutdirekt inseine„Kammer“(Kasse).Das
196 Ă–konomischeBezeichnungfĂĽrdasVierteljahrhundertzwischenderRevolution1848unddem
Börsenkrach1873.Good,DavidF.:DerwirtschaftlicheAufstiegdesHabsburgerreiches1750–1914,
Wien/Köln/Graz/Böhlau1986,S.144.
197 Hachtmann,2007,S.93–95;Haas,1992,S.364,366–367.
198 Haas,1992,S.367;Hachtmann,2007,S.97;Oberhammer,Monika:Sommervillen imSalzkam-
mergut.DiespezifischeSommerfrischenarchitekturdesSalzkammergutes inderZeitvon1830bis
1918,Salzburg1983,S.31–32.
https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien
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Habsburg als Touristenmagnet
Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Title
- Habsburg als Touristenmagnet
- Subtitle
- Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Author
- Ursula Butz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978–3–205–21374–1
- Size
- 16.0 x 23.5 cm
- Pages
- 204
- Keywords
- Alpen - Alpenvorland - Voralpen, Alpen / Geschichte, Politik, Gesellschaft, Neunzehntes Jahrhundert, Bad Ischl, Meran, Reichenau an der Rax
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. EinfĂĽhrung 9
- 2. Adelsgesellschaft imWandel 21
- 3. Habsburger in Ischl,Meran und Reichenau 55
- 4. Aufschwung der Kurorte: Infrastruktur und mondänes Leben 85
- 4.1 Wachstum und Konjunkturen 88
- 4.2 Verkehrsrevolution 97
- 4.3 Gastgewerbe 102
- 4.4 Kureinrichtungen und technische Innovation 107
- 4.5 Unterhaltungsangebot 112
- 4.6 Gesellschaftliche Stellung der Gäste 116
- 4.7 Umgangsformen, Etikette 122
- 4.8 Politik und StaatsfĂĽhrung im Kurort 128
- 4.9 Fremdenverkehr und Einheimische 132
- 4.10 Fazit: HabsburgalsBeschleunigungsfaktor 136
- 5. Ă–ffentliche Wahrnehmung und Resonanz 139
- 6. Ergebnisse: Monarchie und Tourismus 175
- 7. Quellenverzeichnis und Bibliografie 179
- 8. Anhang 197