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4. AufschwungderKurorte: Infrastrukturundmondänes
Leben
DerForstbeamte JohannSteiner,der1820eineReisebeschreibungdesSalzkam-
mergutesmitsamtIschlherausgab,vermerkte inderzweitenAuflageseinesWerkes
von1829ĂĽberIschl:
[…]wasändertesichindiesersokurzenZeiteinigerJahre, indiesemkleinenRaume?[…]
diegeräuschloseEmsigkeitderBewohner istnundurcheinneues, regeresLebenerhöht,
dortfahrenglänzendeEquipagenzumRudolphs-BrunnenderverbessertenStraßeentlang,
aufdermansonstnurStein-,Ziegel-oderĂ–konomiefuhrenbegegnete,dabewundertder
gemeineArbeiterdenMohrenimGefolgedesGrafen[…];dafliegtein leichterReiter
aufdemmuthigenGauledemheimkehrendenKnappenvorbei,dendiesermitgierigen
Augenverfolgt;dortstehtaufdem–einstHunds-nunSiriuskogel–eineParapluie,häufig
besucht,wosonstFüchseundHasen ihrSpiel trieben; […]undallesdies sindFolgendes
errichtetenSoolenbades.313
Bereits die ersten Jahremit Kurwesen undKurgästen veränderten das Ischler
Ortsbild,wie Steiner ausfĂĽhrlich beschreibt. Alle untersuchtenFallbeispielorte
entwickeltensichwährenddes19.Â
Jahrhundertszustark frequentiertenReisezie-
len.DienatĂĽrlichenRessourcenals touristischesGrundkapitalderOrtesindsehr
unterschiedlich.WährendIschldurchSolebäderbekanntwurde,Merandesmil-
denKlimaswegen,ReichenauaufgrundseinerNähesowohlzumSchneebergals
auchzurResidenzstadtWien,konnteSemmeringmitHöhenluftundPanorama
trumpfen.Allengemeinsamist jedoch,dass siedurch ihreFunktionalsErholungs-
undGenesungsortegeprägtwurden.
AlsKurortegehörtensiezueinerverbreitetenSiedlungsform.Endedes18. Jahr-
hundertsgabeseinengroßenundvielfältigenBestandaneuropäischenKurorten,
dersich im19. Jahrhundert sowohlerweitertealsauchdifferenzierte.314Volkmar
EidlothgruppierteanhandvonRobertFlechsigs1883publiziertemBäder-Lexikon
dieeuropäischenKurortenachGästezahlen.DieAngabendürfenaufgrundihrer
heterogenenQuellen lediglichalsGradmesserbetrachtetwerden.Währendvon
182 europäischenKurstädtennur gerade20 (11Â
%) eineKurfrequenz vonĂĽber
10.000Gästenaufwiesen,verzeichneten84(46 %)eineFrequenzvon1000bis5000
313 Steiner,1829,S.XX–XXI.
314 Eidloth,2012,S.16–19,24.
https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien
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Habsburg als Touristenmagnet
Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Title
- Habsburg als Touristenmagnet
- Subtitle
- Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Author
- Ursula Butz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978–3–205–21374–1
- Size
- 16.0 x 23.5 cm
- Pages
- 204
- Keywords
- Alpen - Alpenvorland - Voralpen, Alpen / Geschichte, Politik, Gesellschaft, Neunzehntes Jahrhundert, Bad Ischl, Meran, Reichenau an der Rax
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. EinfĂĽhrung 9
- 2. Adelsgesellschaft imWandel 21
- 3. Habsburger in Ischl,Meran und Reichenau 55
- 4. Aufschwung der Kurorte: Infrastruktur und mondänes Leben 85
- 4.1 Wachstum und Konjunkturen 88
- 4.2 Verkehrsrevolution 97
- 4.3 Gastgewerbe 102
- 4.4 Kureinrichtungen und technische Innovation 107
- 4.5 Unterhaltungsangebot 112
- 4.6 Gesellschaftliche Stellung der Gäste 116
- 4.7 Umgangsformen, Etikette 122
- 4.8 Politik und StaatsfĂĽhrung im Kurort 128
- 4.9 Fremdenverkehr und Einheimische 132
- 4.10 Fazit: HabsburgalsBeschleunigungsfaktor 136
- 5. Ă–ffentliche Wahrnehmung und Resonanz 139
- 6. Ergebnisse: Monarchie und Tourismus 175
- 7. Quellenverzeichnis und Bibliografie 179
- 8. Anhang 197