Page - 175 - in Habsburg als Touristenmagnet - Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
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6. Ergebnisse:MonarchieundTourismus
WährendMeranundIschlnochheute sehrbeliebteFremdenverkehrsorte sind,
habensowohlReichenaualsauchSemmeringanBedeutungeingebüßt.Es fällt auf,
dassdie längstvergangenenAufenthaltederHabsburgergeradeinIschlundMeran
sehrpräsentsindunddass trotzUntergangdesKaiserhausesstarkdamitgeworben
wird:InIschl lockenjedesJahrimAugustFestivitätenrundumdenGeburtstagvon
KaiserFranzJoseph I. scharenweiseBesucheran,währendinMerandasSchloss
Trauttmansdorff, indemElisabeth1871 logierte, ihrenAufenthalt auchknapp150
Jahrespäternochvermarktet.
BeiderBetrachtungderHabsburgerReisenindieAlpenwurdedeutlich,dasssich
dasReiseverhaltenderHerrschaftsfamiliewährenddes19. Jahrhundertsmaßgeb-
lichveränderthat.ZuBeginndesJahrhundertsdientenalpineReisenderKontrolle,
VerwaltungundderBindungderBevölkerung andieMonarchie, später legiti-
miertedasKurierenvonLeidendiealpinenAufenthalte.KurortebotendafĂĽrden
geeignetenRahmen.KrankheitsbedingteBesucheverlängertendieVerweildauer
indenAlpen. Inder zweitenHälftedes 19.
Jahrhunderts ĂĽberwogenErholung
undVergnügen als alleinigerReisezweck. FürdiemännlichenHabsburgerwar
die JagdzudemjahrhundertelangGrund,umindieAlpenzu fahren.Daneben
unternahmenabder JahrhundertmitteauchmännlichewieweiblicheHabsburger
Gebirgswanderungenund-touren.DieMonarchenfamilieentdecktesowohl Ischl
alsauchMeranalsOrtezurGenesung,beziehungsweise ihreÄrzteempfahlendie
erstenAufenthalte.DassdievondenHabsburgernbesuchtenKurorte indenAlpen
lagenundnicht imFlachlandoderamMeer, istnichtzufällig.Zumeinenveränder-
tesichindererstenHälftedes19.
JahrhundertsdieWahrnehmungdesGebirges,da
die(eigenen)AlpenalsRaumzunehmenddasInteressewecktenundanBeachtung
gewannen.ZumanderensinddienatürlichenRessourcen– dasSalz inIschl,das
mildeKlimainMeranunddie frischeLuftinReichenauundSemmering– ihrer
alpinenRegiongeschuldet.
AngehörigederHofgesellschaftbegleitetendieHabsburgeralsEntourage indie
Alpen.Die temporäreVerschiebungdesMonarchenmitsamtAngehörigender
einflussreichen„erstenGesellschaft“ ineinenöffentlichenRaumverändertedas
Hofleben entscheidend, verglichenmit den frĂĽherenAufenthalten inder Som-
merresidenzSchönbrunn.DieprestigeträchtigeNähedesHerrschersundseiner
engsten Familie zu suchen, entsprachden IntentionenderAristokratie, wie in
Ischl indererstenHälftedes19. Jahrhunderts sehrdeutlichwird.Diestarkhier-
archischgeprägteBevölkerungderMonarchieorientiertesichamLebensstilund
denGepflogenheitender jeweilshöherenGesellschaftsschicht.WährendinIschlab
https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien
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Table of contents
- 1. EinfĂĽhrung 9
- 2. Adelsgesellschaft imWandel 21
- 3. Habsburger in Ischl,Meran und Reichenau 55
- 4. Aufschwung der Kurorte: Infrastruktur und mondänes Leben 85
- 4.1 Wachstum und Konjunkturen 88
- 4.2 Verkehrsrevolution 97
- 4.3 Gastgewerbe 102
- 4.4 Kureinrichtungen und technische Innovation 107
- 4.5 Unterhaltungsangebot 112
- 4.6 Gesellschaftliche Stellung der Gäste 116
- 4.7 Umgangsformen, Etikette 122
- 4.8 Politik und StaatsfĂĽhrung im Kurort 128
- 4.9 Fremdenverkehr und Einheimische 132
- 4.10 Fazit: HabsburgalsBeschleunigungsfaktor 136
- 5. Ă–ffentliche Wahrnehmung und Resonanz 139
- 6. Ergebnisse: Monarchie und Tourismus 175
- 7. Quellenverzeichnis und Bibliografie 179
- 8. Anhang 197