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Joseph Lanner – Leben und Werk
erstaufgefĂĽhrt. Die Musik gefiel, in der AusfĂĽhrung wurde das manchmal zu laute Orchester, welches die
Gesangsstimmen verdeckte, bemängelt, das Stück verschwand bald vom Spielplan, und Lanner schrieb
nie wieder fĂĽr ein Theater. Die BĂĽhne war sein Podium nicht.
Liest man die Veranstaltungsankündigungen dieser Jahre, so fällt auf, dass Lanner an einem einzigen
Abend oft bei mehreren Bällen gleichzeitig engagiert war (ähnlich wie Johann Strauß). Er hatte mehrere
Kapellen, eilte von einer Veranstaltung zur anderen, bei jeder wurde er stĂĽrmisch begrĂĽĂźt, spielte und
dirigierte einige Stücke selbst, übergab dann die Leitung an seinen verlässlichen Ersten Geiger, ehe er
sich zum nächsten Auftritt verabschiedete. Sein persönliches Mitwirken war unerlässlich, es wurde von
Veranstalter wie Publikum erwartet. Lanner schonte sich nie, was den Rezensenten des „Wanderers“ bei
einem Bericht über eine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten der Armen des Bezirks Landstraße zum
launigen Wortspiel veranlasste: „Â
… dass er [Lanner, Anm. d. V.] wohl Mitleid mit den Armen, aber kein
Mitleid mit seinen eigenen Armen hatte …“12.
Nach Lanners Trennung von seiner Frau ging er eine Lebensgemeinschaft mit Maria Kraus ein, 1838
bezogen die beiden jenes Haus in Oberdöbling, das bis zu Lanners Tod dessen Domizil bleiben sollte
(GymnasiumstraĂźe 87). In diesem Jahr sind neben Lanners groĂźer Reise nach Mailand etliche Auftritte
in Dommayer’s Casino und im Augarten belegt, 1839 übernahm Lanner erneut die musikalische Leitung
im Hotel zur goldenen Birn. 1840 leitete er erstmals den Kammerball in den Redoutensälen, seine Werke
wurden in zahllosen Ausgaben gedruckt.
1840 beendete Lanner seine Zusammenarbeit mit dem Verleger Mechetti (private GrĂĽnde dĂĽrften dabei
mit eine Rolle gespielt haben), mit Beginn des Jahres 1841 wechselte er zu Haslinger, der nunmehr beide
groĂźe Tanzkomponisten (StrauĂź hatte seine ersten Werke wie Lanner bei Diabelli verlegen lassen und
hatte 1828 – also zeitgleich wie Lanner – zu Haslinger gewechselt) verlegerisch betreute.
1841 gelangte eines der bekanntesten Werke Lanners, seine „Steyrischen Tänze“ zur Uraufführung. Ge-
schrieben als Teil eines Divertissements von Lebland, wurde es am 22. Jänner 1841 im Kärntnerthortheater
zum ersten Mal gegeben.
1842 schließlich wurde mit „Die Schönbrunner“ op. 200 Lanners bis heute populärstes Werk erstaufge-
fĂĽhrt, das einzige, welches sich dauerhaft im Repertoire halten konnte.
Den Fasching 1843 begann Lanner mit ungebrochener Arbeitskraft, doch bald erkrankte er, am 14. April
verstarb er. Die genaue Todesursache lässt sich nicht mehr eruieren.
Seine Kapelle unter Leitung seines ersten Geigers, Joseph Raab, versuchte noch einige Zeit, an Ballver-
anstaltungen mitzuwirken, konnte an die frĂĽheren Erfolge jedoch nicht anknĂĽpfen. Raab verlieĂź bereits
1844 das Orchester, sein Nachfolger wurde Franz Schröder. Lanners Sohn übernahm es 1853, nach seinem
Tod 1855 (wenige Monate nach dem Tod seiner Mutter) löste sich das Ensemble endgültig auf. Der aufge-
hende Stern Johann Strauß Sohn, der bereits seinen Vater verdrängte, hatte damit endgültig die Vorherr-
schaft in Wiens Ballszene ĂĽbernommen.
Reisen
Im Gegensatz zu Johann StrauĂź Vater, der viel reiste, verlieĂź Lanner Wien nur selten. Mozart und Haydn
unternahmen ausgedehnte Konzerttourneen, beide kamen bis London, wohin ihnen später Strauß folgen
12 Der Wanderer, hrsg. Joseph Ritter von Seyfried, 27. 1. 1841.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Joseph Lanner
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Size
- 21.0 x 29.5 cm
- Pages
- 752
- Keywords
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang