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Titel
Die Liste der Widmungsträger wird ergänzt durch den russischen Zaren und die englische Königin (inte-
ressanterweise finden sich ausgerechnet seine beiden eigenen Kaiser, Franz I. und Ferdinand I., nicht
unter den Adressaten), den tĂĽrkischen Botschafter ebenso wie den Geigenvirtuosen Ole Bull und nicht
zuletzt durch die „Verehrer des unsterblichen Meisters“, nämlich Mozarts.
Eine Übersicht über die Persönlichkeiten, die von Lanner mit Werken bedacht wurden, zeigt uns
einen Komponisten, der einen beachtlichen Freundeskreis hatte, der bei Adel und Königshäusern
geschätzt und in der Gesellschaft gut verankert war. Mit Beethoven konnte und wollte er sich nicht
vergleichen, doch seine Stellung in Wien und in den Kronländern war eine gefestigte und wohlwol-
lend beachtete.
Titel
„Bald wird es unmöglich seyn, neue Namen für neue Walzer zu erfinden.
So sind erst wieder Rosalienwalzer, Loandli sittli, Schnepfen- und Schnellsegler-Walzer,
und weiß der Himmel was noch für Walzer erschienen.“ 249
Seit Schöpfer von Kunstwerken aus der Anonymität treten und ihre Werke ihnen zugeordnet werden,
werden sie von einer breiten Ă–ffentlichkeit wahrgenommen. Zunehmend stellt sich die Notwendigkeit
der Bezeichnung ein, um Verwechslungen vorzubeugen. Musik, die nicht mehr nur fĂĽr den unmittelba-
ren Gebrauch geschrieben, sondern in Abschriften verbreitet und in Bibliotheken aufbewahrt wird, muss
katalogisiert und inventarisiert werden. Dazu genĂĽgen Ordnungssysteme wie Enteilungen in Gruppen,
Nummerierungen innerhalb derselben, oder die Vergabe von Opuszahlen.
Erst mit der Beschäftigung mit dem einzelnen Werk an sich, mit seinen Eigenheiten, die es abgrenzen von
anderen der gleichen Art, entstehen Titel, Untertitel, vom Komponisten selbst verliehen, zunächst häu-
figer aber von Zeitgenossen und Rezensenten zugeschrieben, die das Einzigartige, das Besondere durch
einen Namen adeln. Sinfonie Nr. 41 ist eine unter vielen, „Jupiter-Sinfonie“ ist die eine unter den vielen.
Selten ist der umgekehrte Weg, dass eine Nummerierung oder eine Tonart gleichsam Synonym fĂĽr ein
bestimmtes Werk werden. Beethovens „Fünfte“, Mozarts „g-Moll-Sinfonie“ sind hier rare Beispiele.
Tanzmusik war Massenware, FlieĂźbandproduktion, und als solche eines Namens nicht wĂĽrdig. AngekĂĽn-
digt wurde die Gattung – „Ländler“ oder „Deutsche“ oder „Menuette“ – zusammen mit der Anzahl der
Einzeltänze innerhalb der veröffentlichten Serie (in der Regel sechs oder zwölf), Titel brauchte es nicht.
Tanzpaare fragten nicht nach dem einzelnen Werk, nicht nach dem Komponisten, eine Ballnacht musste
gefĂĽllt sein mit abwechslungsreicher und anregender Musik gleich welcher Herkunft und Bezeichnung.
Auch auf diesem Feld war Lanner, gemeinsam mit StrauĂź Vater, Pionier. Sein Opus 1 nannte sich be-
scheiden noch „Neue Wiener Ländler mit Coda in G“, von Diabelli zusammen mit „Douze Valses pour
le Pianoforte, composées par Eleonore de Contin, née Förster“ veröffentlicht, blättert man die „Wiener
Zeitung“ der darauf folgenden Tage durch, so liest man Anzeigen von „Kirchweih-Ländler sammt Coda“
von Zakowsky neben „Zwölf neue Ober-Österreichische Ländler für zwey Violinen“ von Ecker usf. Ne-
ben Tanzmusik dominieren „Fantasien“, „Rondeaus“, „Potpourris“ und Bearbeitungen von Opern. Kein
einziges Tanzmusikwerk erscheint als singuläres, mit Titel gekennzeichnetes Werk.
In seinen ersten Tänzen blieb Lanner im vorgegebenen Rahmen, mit vorsichtigen Erweiterungen. Früh
verweisen seine Werke auf Lokalbezug („Gowatschische Ländler“, „Jewatsdorfer Ländler“, „Hollabrun-
249 AMA 11. 9. 1830.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Joseph Lanner
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Size
- 21.0 x 29.5 cm
- Pages
- 752
- Keywords
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang