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Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte
Schier unüberblickbar ist die Liste der Tanzsäle84 in Wien, in seinen Vorstädten und Vororten. 1820
wurde das so genannte „Tanzsaalprivilegium“ erlassen, welches die Rechte und Pflichten der Veranstalter
regelte (der Inhaber eines solchen Tanzsaalprivilegiums durfte das ganze Jahr ĂĽber Tanzveranstaltungen
abhalten, es wurden Rahmenbedingungen fĂĽr Bewirtung und Ausstattung vorgeschrieben, der Eintritt
war kostenpflichtig). Wirtshäuser in den Vorstädten und –orten bauten Tanzsäle an, es wurden aber auch
eigene Etablissements neu errichtet. Im Folgenden sollen die wichtigsten aufgefĂĽhrt werden, wobei sich
die Aufzählung auf jene beschränken muss, die einen Bezug zu Lanner haben.
Tanzstätten und Aufführungsorte
a) Redoutensaal: die mit Abstand vornehmsten Bälle fanden in den Redoutensälen (kleiner und gro-
ßer Saal) statt. Die Redoutensäle, Teil der Hofburg, wurden für Veranstaltungen allerlei Art, u. a.
auch Konzerte (Paganini gastierte hier) genutzt. Zunächst dem Adel vorbehalten, wurden sie später
für das allgemeine Publikum geöffnet. Viele der Bälle hatten einen sozialen Hintergrund, der Erlös
wurde für diverse Wohltätigkeitsfonds gespendet (u. a. fand hier alljährlich der Maskenball zuguns-
ten des Pensionsfonds der KĂĽnstlergesellschaft statt). Lanner spielte hier mehrfach, nachdem er 1829
zum Musikdirektor der k.k. Redoutensäle ernannt worden war. Werke wie „1. Lieferung der neuen
Redout-Carneval-Tänze“ op. 30 (1829) sowie die im darauf folgenden Jahr veröffentlichten „Redoute-
Carneval-Tänze, 2. Lieferung“ op. 42 erinnern an Lanners Tätigkeit, aber auch die 1841 komponierten
„k.k. Kammerball-Tänze“ op. 177.
b) Kaiserin von Österreich: Die erste Erwähnung Lanners85 fand für eine Veranstaltung in dem in der
Weihburggasse gelegenen „Hotel garni zur Kaiserin von Österreich“ (heute: Hotel zur Kaiserin Eli-
sabeth) am 17. Januar 1825 statt. Der Saal war 1807 eröffnet worden, Lanner spielte hier am Beginn
seiner Karriere regelmäßig.
c) Saale zum schwarzen Bock (Wieden): Am 8. Februar 1825 wurde der erste Gesellschaftsball vom Gastge-
ber und Unternehmer Martin Hartl unter Mitwirkung des „Musik-Directors Lanner“86 angekündigt. In
den ersten Jahren war der Schwarze Bock ein Fixpunkt in Lanners Laufbahn als Tanzmusiker.
d) Sperl: ab 1828 trat Lanner regelmäßig in diesem berühmten Lokal auf, welches wechselweise von Johann
Strauß Vater, Lanner, aber auch anderen bespielt wurde. Der erste Ball, bei dem Lanner erwähnt wird,
fand am 19. Oktober 182887 statt. Der große Tanzsaal war 1807 eröffnet worden, Inhaber des Gasthauses
war zu diesem Zeitpunkt J. Scherzer. Es folgten Jahre der Absenz, 1836, nach siebenjähriger Pause, in
denen Lanner das Lokal StrauĂź Vater hatte ĂĽberlassen mĂĽssen, wurde Lanner erneut engagiert. Er pro-
fitierte von Strauß’ großer Konzerttournee, eröffnete die Carnevalssaison mit seinen Walzern op. 11188.
e) Römischer Kaiser: Erste Auftritte Lanners: am 19. 1. und 2. 2. 183189.
f) Gasthaus zur Goldenen Birne, Landstrasse (oft kurz goldene Birn genannt): In der Zeit des Vormärz
gehörte dieses Gasthaus zu den beliebtesten Einkehrhäusern. Errichtet am Beginn des 18. Jahrhundert,
wurde es durch Zubauten mehrfach erweitert. Johann Stipperger fĂĽhrte es jahrelang, er lieĂź einen
Tanzsaal erbauen, in welchem die berühmtesten Tanzkomponisten seiner Zeit regelmäßig auftraten.
Fahrbach hielt hier seine „Grazienbälle“ ab, durch die alljährlich am Annenfest abgehaltenen Feiern
erhielt der Tanzsaal den Beinamen „Wiener Annentempel“. Beethoven speiste hier mehrfach, Politi-
ker und Künstler waren gerngesehene Gäste. Zwischen 1839 und 1842 spielte Lanner hier regelmäßig,
etliche seiner bedeutendsten Werke wurden hier aus der Taufe gehoben.
g) Dommayer: Dommayer’s Casino zählte zu den wichtigsten Veranstaltungsorten in den Karrieren von
StrauĂź Vater und Lanner. Letzterer wurde dort 1838 zum Musikdirektor ernannt, bis an sein Lebens-
ende trat er regelmäßig auf. Am 25. 3. 1843 wurden letztmals Auftritte Lanners angekündigt, nach
Lanners Tod spielte eine Zeitlang noch Lanners Orchester unter Raabs Leitung.
84 Siehe auch Witzmann a.a.O. S. 7 u. Anhang.
85 „Wiener Zeitung“, 17. 1. 1825.
86 „Wiener Zeitung“, 27. 1. 1825.
87 „Wiener Zeitung“ 18. 10. 1828.
88 Theaterzeitung 15. 10. 1836.
89 „Wiener Zeitung“ 8. 1. 1831.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Joseph Lanner
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Size
- 21.0 x 29.5 cm
- Pages
- 752
- Keywords
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang