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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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43 Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion nern abging und manches Vorhaben an den Rand des Scheiterns brachte. Für Musiker waren diese Konzerte oft die einzige Einnahmequelle, hinzu kamen Benefizveranstaltungen zugunsten von Wohltätigkeitsvereinen. Die Programme waren bunt gemischt, ein festes Repertoire gab es zur Jahrhundertwende noch nicht. En- semble- oder Solostücke alternierten mit ausgewählten Sinfoniesätzen, ein einzelnes Lied konnte inmitten einer Kantate stehen, Solisten, Chor und Orchester wechselten einander ab. Erst nach und nach etablierte sich so etwas wie ein geregeltes Konzertwesen, wozu die Gründung eigener Vereine Wesentliches beitrug. Die Ideale der klassischen Musik hochzuhalten, war Ziel der Gesellschaft der Musikfreunde sowie der Concert Spirituels. Die Gesellschaft der Musikfreunde, 1812 gegründet, hatte sich die „Emporbringung der Musik in allen Zweigen“143 zum Ziel gesetzt, neben regelmäßigen Konzerten war ein Konservatorium zur Nachwuchspflege eingerichtet worden. Die Konzerte fanden meistens in den Redoutensälen statt, Aufführungen klassischer Sinfonien insbesondere Beethovens bildeten einen Hauptschwerpunkt. 1819 hatte Franz Xaver Gebauer die Concerts Spirituels nach Pariser Vorbild gegründet, sie widmeten sich ebenfalls klassischer Musik, ihre Konzerte fanden als Serie meistens nach der Carnevalszeit (Ende Februar bis April) statt. Gemeinsam ist allen Konzerten, dass regelmäßige Proben eine Ausnahme darstellten und die Ausübenden häufig Amateure waren. Für Akademien suchten Komponisten die Mitglieder der Hofoper zu gewinnen, ins- gesamt war die Zahl professioneller Musiker in Wien aber stark begrenzt, was die mangelnde Qualität vieler Darbietungen erklärt. Nicolais Gründung der Wiener Philharmoniker zielte auf das Abstellen gerade dieses Umstandes hin, und in den Rezensionen seiner ersten Konzerte spiegelt sich das ungläubige Staunen der Zuhörer, dass Aufführungen, die alles bisher Gehörte derart überragten, überhaupt denkbar waren, wider. Man soll aus der Nachschau die Bemühungen der zahllosen Dilettantenvereine nicht gering schätzen, ohne sie wäre vieles gar nicht möglich gewesen. Mit dem Anstieg der Anforderungen seitens der Kompo- sitionen klaffte Anspruch und Wiedergabe immer mehr auseinander, andererseits dürfte die sich entwi- ckelnde Orchesterkultur Komponisten erst Mut zu ihren immer komplexeren Partituren gemacht haben. Wer Strauß und Lanner abschätzig als mäßige Tanzmusikanten bezeichnet, übersieht, dass gerade diese beiden es waren, die am Aufschwung der Orchesterkultur in Wien erheblichen Anteil hatten. Erst in den letzten Jahren rückt dieser Bereich ihres Wirkens verstärkt ins Bewusstsein der Musikhistoriker. Zwar war die Zahl der reinen Ballveranstaltungen, bei denen Strauß und Lanner als Leiter der Tanzmusik fungierten, erheblich. Doch außerhalb der Carnevalszeit – und das waren immerhin rund zehn Monate im Jahr! – hatte sich ein reges Konzertleben etabliert, das unter den verschiedensten Namen Auftritte der Lannerkapelle bot, mit einem reichhaltigen Repertoire weit über ihre ureigensten Tanzkompositionen hinaus. 1826 bereits, also nur ein Jahr nach seinem ersten Auftreten im „Schwarzen Bock“ veranstaltete Lanner seine ersten Reunionen. Jeden Dienstag im Gartensalon der Witwe Finger in Oberdöbling spielte Lanner Konzerte, das Publikum konnte eine Serie quasi subskribieren144. Die Namen wechselten, gaben Hinweis auf Tageszeit und Rahmen: nachmittags wurde „Conversation“ geboten, wo eine Kapelle beliebte Stücke zu Kaffee und Kuchen spielte, es folgten „Abendunterhaltun- gen“ mit ähnlicher Zielsetzung, auf ein „Piquenique“ im Freien folgte eine „Réunion“ oder „Assemblée“, die vornehmen Titel sollten nicht nur die Gehobenheit des Veranstaltungsortes wie des Publikums an- deuten, die damit angekündigten Veranstaltungen grenzten sich tatsächlich ab von einfacher Hinter- grundmusik während Speis, Trank und billiger Konversation. Strauß und Lanner gelang es, ein völlig neues Konzertereignis zu etablieren: gehobene Unterhaltungsmusik, eine Mischung von populären aber anspruchsvollen Konzertstücken des klassischen Repertoires gemischt mit ihren eigenen Tänzen, die ne- ben Rossini, Donizetti und zuweilen sogar Beethoven nicht übel Figur machten. 143 A. Hanson, a.a.O. S. 112. 144 Theaterzeitung 27. 6. 1826.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Title
Joseph Lanner
Subtitle
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Author
Wolfgang Dörner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Size
21.0 x 29.5 cm
Pages
752
Keywords
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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