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Publikum
sich vielleicht fĂĽnfzehn Leutchen im Raum versammelten149. Und doch waren es solche Konzerte, wo
ein Schubertscher Liederkreis das Licht der Welt erblickte, oder ein Streichquartett oder eine Sonate …
Als Lanner erstmals öffentlich auftrat, hatte Wien rund eine Viertelmillion Einwohner, bei seinem Tod
hatte sich die Bevölkerungszahl noch nicht verdoppelt. Die großen Konzerte der Gesellschaft der Mu-
sikfreunde mussten vom kleinen in den groĂźen Redoutensaal ĂĽbersiedeln und hatten doch selten mehr
als tausend Besucher. Beethoven spielte seine Akademien im nicht immer gefĂĽllten Theater an der Wien,
selbst Paganini musste sich sein Publikum erst erobern.
Zeitgleich mit Lanners Beginn zeichnete sich ein Wandel in der Publikumsschicht ab: der Adel trat in
seiner Bedeutung zurück, dafür wurden die Theater und Unterhaltungsstätten von gewinnorientierten
Unternehmern geführt, die ein Minimum an zahlenden Besuchern benötigten, um auf ihre Rechnung zu
kommen.
Wo immer Lanner auftrat, konnte er mit einem Massenpublikum rechnen. Sieht man von seinen aller-
ersten Engagements in kleinen Wirtshäusern ab, wurde er bald in die großen und vornehmen Tanzsäle
verpflichtet, die Tausenden Platz boten. Keine Rezension, die nicht von überfüllten Sälen sprach, von
Menschen, die keinen Einlass mehr fanden, und das angesichts einer quasi täglichen Präsenz Lanners in
bis zu drei verschiedenen Lokalen oft an einem einzigen Abend. „Hr. Lanner ist mit einem Male der mu-
sikalische Wiener Figaro geworden. Figaro hier, Figaro dort! Lanner hier, Lanner dort! … Lanner’s Ruf,
so sehr ein europäischer, war auch bis nach Simmering gedrungen …“150
Grob gesprochen, kann man drei Arten von Veranstaltungen – nach Fassungsvermögen – unterscheiden:
a) Freiluftveranstaltungen, z. B. Brigitta-Kirchweihfest u. ä.: Massenveranstaltungen mit 30.000 und
mehr Teilnehmern, die im Lauf der sich manchmal ĂĽber mehrere Tage erstreckenden Dauer kamen
(wie viele konkret einer Tanzkapelle zugehört haben/getanzt haben, lässt sich nicht bestimmen), siehe
z. B. den Artikel „Die Kirchtage um Wien“ in der Theaterzeitung vom 14. 8. 1832: „Â
… welche hier bey
Versammlungen welche öfter aus 15–30.000 Personen … bestehen …“;
b) Freiluftkonzerte, z. B. Volksgarten, hier mehrere Tausend Zuhörer;
c) Konzerte in Sälen (Ballveranstaltungen, Soiréen u. ä.), mehrere Hundert.
Im Folgenden einige Beispiele, was die Größe der Räume und Plätze anlangt:
Die Bierhalle FĂĽnfhaus fasste:
a) im Freien (Garten) 3 000 Besucher
b) in der eigentlichen Bierhalle 800 Besucher
Einige Zahlen zu Einzelveranstaltungen:
Theresienfest am 15. 10. 1840 „mehr als 1000 Besucher, die Halle konnte nicht alle fassen“;
Josefstädter Theater, Ball: ca. 600 Personen (Theaterzeitung 24. 2. 1843);
Sperl, Johann Strauß, 5. 5. 1843 „ … an dem vielleicht Hunderte wegen Mangel an Raum die Säle
verlassen mussten.“
Redoute am Faschingsdienstag „über 6000 Personen“ („Der Wanderer“ 8. 3. 1841).
Konzert Johann Strauß im Volksgarten (mit Beethovens 5. Sinfonie): ca. 3000 Besucher („Der Wanderer
2. 6. 1841);
Soirée Johann Strauß am 19. 9. 1841 im Volksgarten: ca. 4000 Besucher („Der Wanderer“ 22. 9. 1841).
Uraufführung Lanner, „Soirée-Paradies-Walzer“ im Paradiesgärtchen (Volksgarten, Cortisches Kaffee-
149 Siehe auch die diversen Gemälde, am bekanntesten jenes von Moritz von Schwind (1868, nachträglich aus dem Gedächtnis
gezeichnet).
150 Der Wanderer 27. 11. 1840.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Joseph Lanner
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Size
- 21.0 x 29.5 cm
- Pages
- 752
- Keywords
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang