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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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48 Joseph Lanner – Leben und Werk Partituren waren damals noch völlig unĂŒblich. Dass Lanner ausschließlich auf diese KlavierauszĂŒge an- gewiesen war, kann durch die Bearbeitung des Rossinischen Finales aus „Le siĂšge de Corinth“ in seinem „Zweiten beliebten Wiener Quodlibet“ op. 22 (siehe dort) ausgeschlossen werden: die wortwörtliche Übereinstimmung der Stimmen hĂ€tte sich aus einem Klavierauszug nie extrahieren lassen. Auch wenn diese Bearbeitungen großteils nicht veröffentlicht wurden, fĂŒr das Repertoire der Lannerschen Kapelle waren sie zusammen mit den Quodlibets ein unersetzlicher Bestandteil der diversen „Abendun- terhaltungen“ oder „RĂ©unionen“, die neben den bekannten Walzern gleichberechtigt zu stehen kamen, wobei die Reduktion der im Original meist grĂ¶ĂŸeren Orchesterbesetzung den Werken nichts an Klang- wirkung nimmt. LĂ€ndler – Walzer „Unter Tanzen aber versteh’ ich Walzen; alles andere heißt nicht tanzen, das heißt bloß mit den FĂŒĂŸen lallen, den Tanz buchstabieren.“154 Jahrzehntelang wurden Komponisten wie Johann Strauß Sohn in erster Linie als Schöpfer von Walzern wahrgenommen (die nebenbei Operetten schrieb sowie Polkas etc.). Offenbach bildete das genaue Ge- genteil: in unserem Bewusstsein lebt er als Erfinder der französischen Operette, seinen „AbendblĂ€tter- Walzer“ kennen allenfalls Spezialisten. Die meisten Musikwissenschaftler sehen die Elterngeneration – Lanner und Strauß Vater – am Übergang vom LĂ€ndler zum Walzer. Eine solche Generalisierung wird beiden nicht gerecht. Zum einen lassen sich Lanners TĂ€nze in den allerseltensten FĂ€llen eindeutig als „LĂ€ndler“ oder „Walzer“ festlegen, zum anderen wird eine historische Abfolge suggeriert, die es in der ersten HĂ€lfte des 19. Jahrhunderts schlicht nicht gegeben hat. Alfred Orel sieht in Lanners Schaffen „  
 die Entwicklung vom Typus des Deutschen oder LĂ€ndlers zum Alt-Wiener Walzer der ‚Romantiker‘ oder der ‚Schönbrunner‘“155. Abgesehen von dem un- scharfen Begriff „Alt-Wiener Walzer“, der pejorative ZĂŒge in sich trĂ€gt und einmal mehr das Klischee der Harmlosigkeit des Biedermeiers aufwĂ€rmt, ignoriert dieser Befund die vielfĂ€ltigen Parallelentwicklungen, die kennzeichnend fĂŒr Lanner sind. Einige wenige seien – in ihren GrundzĂŒgen – hier skizziert: a) Lanner schrieb LĂ€ndler sein ganzes Leben lang. Von seinem op. 1 „Neue Wiener LĂ€ndler mit Coda in G“, 1825 bei Diabelli erschienen, bis zu „’s Hoamweh, Original Steyrer LĂ€ndler“ op. 202, im Oktober 1842 vollendet und im MĂ€rz 1843, also nur wenige Tage vor seinem Tod bei Haslinger veröffentlicht, hielt Lanner an dieser Form fest. Nichts deutet darauf hin, dass er den LĂ€ndler fĂŒr ĂŒberholt hielt. Da Lanner ausschließlich komponierte, was auf dem Tanzboden verlangt wurde, kann auch das Ver- schwinden des LĂ€ndlers aus der Tanzkultur nicht konstatiert werden. Im Gegenteil: mannigfache Zeitungsberichte belegen, dass TĂ€nzerinnen und TĂ€nzer (vor allem die nicht mehr ganz jungen) einen ruhigen LĂ€ndler nach einer anstrengenden Walzerkette mit besonderem VergnĂŒgen begrĂŒĂŸten. b) Walzer finden sich unter seinen allerersten Werken, wenngleich die Bezeichnung zunĂ€chst spĂ€rlich verwendet wird. „Mitternachtswalzer“ op. 8, „Terpsichore-Walzer“ op. 12 (beide 1827) und „VermĂ€h- lungs-Walzer“ op. 15 (1828) stehen noch sehr vereinzelt inmitten von LĂ€ndlern. c) Die Bezeichnung „LĂ€ndler“ oder „Walzer“ finden wir fallweise fĂŒr ein und dasselbe Werk. „Jewats- dorfer LĂ€ndler“ op. 4, 1825 gedruckt, wird auf der von Flatscher mit 1826 datierten Stimmenabschrift als „Walzer in D“ bezeichnet. Ähnliches gilt fĂŒr die vermutlich Ă€lteste noch existierende Stimmenab- 154 Theaterzeitung 6. 8. 1834. 155 Alfred Orel, Vorwort zu DTÖ Bd. 65.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Title
Joseph Lanner
Subtitle
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Author
Wolfgang Dörner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Size
21.0 x 29.5 cm
Pages
752
Keywords
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, TĂ€nze
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂŒrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. VorlĂ€ufer – MitlĂ€ufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. BĂ€lle – TanzstĂ€tten – AuffĂŒhrungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – AssemblĂ©e – Conversation – Piquenique – RĂ©union 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. WidmungstrÀger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. FunktionalitĂ€t – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂŒchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂŒrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. WidmungstrÀger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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