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Joseph Lanner – Leben und Werk
In einigen Ballrezensionen wird die Mazur in Zusammenhang mit Polonaise und Quadrille erwähnt, sie
gehörte zu den von Tanzmeistern arrangierten Gesellschaftstänzen.179
Marsch
Im Sommer 1833 war Lanner zum Kapellmeister des zweiten Bürgerregiments ernannt worden (Kapell-
meister des ersten war Johann Strauß Vater).
Märsche spielen eine wichtige Rolle beim Militär, bei jeder paramilitärischen Formation, bei feierli-
chen Aufzügen, Paraden und allgemeinen Volksfesten. Ursprünglich hatten Märsche die Funktion, die
Gleichmäßigkeit des Schrittes zu sichern.
In der Tanzmusik taucht der Marsch selten auf, er war und ist kein Gesellschaftstanz, konnte allerdings
bei Ballveranstaltungen als gliederndes Element Verwendung finden, mehr noch bei Konzerten, wo er
sich für Eröffnungen und Abschlüsse gleichermaßen eignet.
Lanner schrieb eine Reihe von Märschen, die den diversen in Wien stationierten Militärformationen
gewidmet waren. Jedes Regiment oder Corps hatte seinen eigenen Marsch, der zur Identität gehörte wie
Uniform und Standarte.
In Zeitungsberichten wird über Märsche wenig berichtet. Stellvertretend sei aus einem Artikel aus dem
„Wanderer“ zitiert, der Lanners Auftritt am 2. März 1841 in Lindenbauers Casino schildert und darin
seine Märsche op. 174 Nr. 2 beschreibt: „Wie herrlich instrumentirt erschien seine ‚Wiener-Bürger-Fest-
parade-Märsche‘! Sämtliche Märsche sind von origineller Auffassung, voll Kraft und Leben, jedes Bürger-
Regiment trefflich charakterisirend. Der Applaus war allgemein.“180
Die Faszination des Militärs beim Publikum war bis weit in das 20. Jahrhundert hinein ungebrochen.
Uniformen, Disziplin, die Choreographie der Paraden beeindruckten eine Gesellschaft, die Kriege seit
dem Abzug der napoleonischen Truppen nicht mehr in unmittelbarer Nähe und Auswirkung kannte.
Militärmusik, aufputschende Märsche spielen bis heute eine nicht gering zu schätzende Rolle, wenn es
gilt, die Emotionen der Massen zu wecken.
Diverse Tänze und Bearbeitungen
Im Oeuvre nahezu aller Komponisten von Rang gibt es Werke, die sich nicht einer bestimmten Gattung
zuweisen lassen, die am Ende einer Werkliste unter „weitere“ aufgeführt werden und deren einziger ge-
meinsamer Nenner ist, keinen zu haben. In Lanners Schaffen fällt diese Gruppe nicht weiter ins Gewicht,
immerhin landet zumindest einer seiner beliebtesten und bekanntesten Tänze unter „Diverse“.
Die Rede ist von den „Steyrischen Tänzen“ op. 165, die Lanner als Teil des Divertissements „Die Macht
der Kunst“ von Leblond (UA 22. 1. 1841, Kärntnerthortheater) beisteuerte. Die Zeitungskritiken lobten
dieses Werk besonders, wobei aus den Formulierungen nicht ersichtlich ist, ob diese „Steyrischen Tänze“
zuvor bereits in Wien gespielt worden waren, oder ob allgemein von Lanners bekannten Steirischen Tän-
zen die Rede ist, wobei allerdings in diesem Fall wiederum ungeklärt bleiben muss, von welchen Tänzen
die Rede ist. In der Verlagsankündigung der „Wiener Zeitung“ heißt es: „Diese Steyrischen Tanzmelo-
dien sind von den Desm. Sassi und Bertin und Herrn Alexander in dem Ballete[sic]: ‚Die Macht der
Kunst‘ ausgeführt, mit außerordentlichem Beifalle aufgenommen und stets zur Wiederholung verlangt
worden.“181 In der Rezension der Theaterzeitung, die unmittelbar nach der Premiere erschienen war, wird
179 U. a. Der Wanderer 5. 2. 1841.
180 Der Wanderer 6. 3. 1841.
181 „Wiener Zeitung“ 6. 4. 1841.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Joseph Lanner
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Size
- 21.0 x 29.5 cm
- Pages
- 752
- Keywords
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der Abkürzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- Flüchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang