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Werke
Das Potpourri „Mélange“ op. 166, am 28. 10. 1840 im Gasthaus „Zur Goldenen Birn“ uraufgeführt, liegt
wie die meisten anderen Potpourris nur in der Klavierfassung vor. Erhalten hat sich hingegen das Auto-
graph von „Der Traum. Londoner Saison-Potpourri“ op. 188, welches Lanner am 29. September 1841 voll-
endete. Nicht weniger als 45 unterschiedliche Nummern hat Lanner zusammengestellt. Neben Eigenwer-
ken, zwei StrauĂźzitaten und Melodien von Haydn, Mozart, Beethoven, Donizetti, Weber und Meyerbeer
werden Originalmelodien aus England verarbeitet. Erneut kommen ungewöhnliche Instrumente zum
Einsatz, etwa eine „Schwerdt Maschine“ und eine „Schild-Maschine“. Bläser sollen „aus der Entfernung“
spielen, Kuhglocken, Hahnenruf und „Bellen und Heulen der Hunde“ werden ebenso verlangt wie die
Nachahmung eines Kindergeschreis mit einer kleinen hölzernen Trompete.
Die Reihe der Potpourris schließt mit „Minuten-Spiele“ op. 208, dem letzten mit einer Opuszahl versehe-
nen Werk Lanners. Das Autograph ist datiert mit 6. Dezember 1842, die opera 204 und 207 sind demnach
nach dem Potpourri entstanden.
Eine eigene Besprechung verdient das bereits erwähnte Werk „Die Mozartisten“ op. 196. Es ist kein Pot-
pourri im Lannerschen Sinn, sondern eine Walzerfolge, bei welcher Mozartsche Themen in den Âľ-Takt
umgeschrieben werden (u. a. verwendet Lanner Themen aus „Don Giovanni“ und „Die Zauberflöte“,
Melodien wie die Champagnerarie oder das Duett „Là ci darem la mano“ werden zu Walzern umgearbei-
tet, die feierlichen drei Akkorde aus der „Zauberflöte“ treten als gliederndes Element auf). Die Jahre 1841
und 1842 standen im Zeichen des Gedenkens an Mozarts fĂĽnfzigsten Todestag, es wurden Mozartfeste
veranstaltet, das Salzburger Mozarteum gegründet und diverse Denkmäler zur Ehren des Meisters ent-
hüllt. Dass Lanner den Zusatz „nicht zum Tanze“ dem Titel anfügt, kann unterschiedlich interpretiert
werden. Vielleicht wollte er damit seinen groĂźen Respekt Mozart gegenĂĽber zum Ausdruck bringen,
wollte ein Werk schaffen, das ausschlieĂźlich konzertant zur AuffĂĽhrung kommen sollte. Aus den letzten
Jahren Lanners wissen wir, dass das Publikum, wurde eine Novität angekündigt, diese beim ersten Mal
zuhörend genoss und erst bei den Wiederholungen dazu tanzte.
Erwähnt sei noch das „Große Potpourri“ LLV 45, welches als Autograph (undatiert) vorliegt und das Potpour-
ri „Tonperlen“, über dessen Aufführung in der Theaterzeitung vom 12. 10. 1833 erstmals berichtet wird202. Im
Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien wird das (leider unvollständige) Autograph aufbewahrt.
Dem Bericht der Theaterzeitung zufolge traten in diesem Quodlibet Sängerinnen sowohl solistisch als auch
im Ensemble auf. Eine Altistin sang italienische Arien, ihr zur Seite stand „ … ein Sopranist [sic!], welcher
im Jodeln eine bewundernswürdige Ausdauer und einen lieblichen Schmelz des Tones“ bekundete.203 Es ist
das einzige Quodlibet, in welchem Vokalpartien zum Einsatz kamen. „Ernst und Scherz“ LLV 49, dessen
erste nachweisliche AuffĂĽhrung am 7. 7. 1831 im Paradiesgarten stattfand,204 wurde im Dezember erneut im
Leopoldstädter Theater als Einlage zusammen mit diversen anderen Tonstücken Lanners gegeben. Der Inhalt
gleicht einer romantischen Schauergeschichte: Ein Musiker ruft Samiels Beistand an, der diesen unter der
Bedingung zusagt, der Geiger dürfe bis Mitternacht keinen Walzer spielen. Das fällt dem Geprüften schwer,
schon scheint er dem Teufel verfallen, da rettet ihn Terpsichore und schĂĽtzt ihren GĂĽnstling. Das Walzer-
quodlibet „Tritsch-Tratsch“ LLV 67 ist als Autograph erhalten. Ein „Obligato und Potpourri“ ist in Stimmen
(undatiert und unsigniert) ĂĽberliefert. Aus seinen letzten Lebenstagen liegt ein Autograph eines Potpourris
ohne Titel (LLV 118) vor, welches mit 5. Jänner 1843 datiert ist. Zweifelhafte Werke, die zu Recht nicht in das
Lanner-Linke-Verzeichnis ĂĽbernommen wurden, sind im Werkverzeichnis aufgelistet.
NatĂĽrlich stellen die aufgefĂĽhrten Quodlibets und Potpourris nur einen kleinen Teil des Lannerschen Ge-
samtwerks dar und ganz sicher sind sie – auch von Lanner selbst – nicht als die zentralen Schöpfungen zu
betrachten. FĂĽr kein einziges wurden Orchesterstimmen gedruckt, offensichtlich wurden sie ausschlieĂź-
lich von der Lannerschen Kapelle dargeboten, welche die Werke aus ihren eigenen Abschriften spielte.
202 Theaterzeitung 12. 10. 1833.
203 Theaterzeitung 24. 10. 1833.
204 Theaterzeitung 17. 7. 1831.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Joseph Lanner
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Size
- 21.0 x 29.5 cm
- Pages
- 752
- Keywords
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang