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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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82 Joseph Lanner – Leben und Werk leerten Introduktionen trifft zumindest in einigen Werken auch Lanner. Wo keine Autographe und kein Stimmenmaterial vorliegen, lässt sich überhaupt nicht sagen, ob Lanner eine Introduktion geschrieben hatte oder ob diese von findigen Bearbeitern erst hinzugefügt wurde. Die ersten gedruckten Ländler verzichten auf Introduktionen. Bemerkenswert, dass Lanner für sein opus 1 als Titel nicht nur „Neue Wiener Ländler“ wählte, sondern ausdrücklich „mit Coda“ hinzufügte. Vergleiche mit anderen um diese Zeit veröffentlichten Tänzen weisen eine solche Bezeichnung als absolut üblich aus. Erstmals schrieb Lanner eine Introduktion in op. 4, sie umfasst lediglich 16 Takte (jeweils Kadenzen á 4  Takte). Die weiteren Tänze bis op. 11 kommen ohne Introduktion aus. Einen deutlichen Qualitätssprung bietet „Terpsichore“ op. 12: bedingt durch den Untertitel „Im Reich des Pluto“ schildert Lanner zunächst dramatisch diese „Unterwelt“, die Einleitung steht in c-Moll, an Dynamik finden wir Steigerungen bis forte und fortissimo. Ein verminderter Septakkord und die darauf folgende Kadenz markieren einen theatralischen Höhepunkt, nach dem – völlig unbeeindruckt von den Schrecken der vorangegangenen Takte – das erste Walzerthema in C-Dur, leise wiegend ein- setzt. Diese Einleitung bleibt unter den Frühwerken singulär, noch immer ist die Introduktion nicht Standard. Eine reizende Introduktion entwarf Lanner für die „Zauberhorn-Ländler“ op. 31: In Anklängen an die in Wien besonders populäre Oper „Oberon“ zitiert Lanner den Hornruf der Ouvertüre und versetzt mit einigen wenigen Takten den Zuhörer in sein Zauberreich. Dass dieser Walzer nur in der Klavierfassung vorliegt, ist besonders bedauerlich, eine Aussage über die Instrumentierungskunst Lanners in dieser Epo- che ist nicht möglich. Die frühen Introduktionen schließen in der Regel mit einer deutlichen Zäsur auf der Dominante, ehe Walzer Nr. 1 beginnt. Andere Formen, in denen die Introduktion überleitet, finden sich ebenfalls. Ein gutes Beispiel ist etwa der „Lock-Walzer“ op. 80 – calando gleitet Lanner in das erste Walzerthema. Im Lauf der Jahre wandelte sich die Funktion des Walzers, weg vom reinen Tanzwalzer hin zu einem auto- nomen Musikstück, welchem in Konzerten ebenso aufmerksam gelauscht wurde wie einer klassischen Ouvertüre oder einem behaglichen Opernpotpourri. Zunehmend konnte Lanner es wagen, einen neuen Ton in seine Introduktionen einzuführen, mit Anklängen an die großen Tonmalereien der romantischen Konzertliteratur. Nicht nur der Umfang der Introduktion wuchs, sie wurde zunehmend in mehrere durch unterschiedliche Tempi charakterisierte Teile gegliedert (z. B.: „Die Abenteurer“ op. 91). Die Werke, die im Umkreis von Lanners Reisen nach Pesth geschrieben wurden, zeigen diesen Quali- tätssprung am deutlichsten. Fern seiner angestammten Reviere musste Lanner sich beweisen, vor neuem Publikum sich bewähren. Der „Pesther Walzer“ op. 93, und „Abschied von Pesth“ op. 95 eröffnen mit groß angelegten eigenstän- digen Einleitungsteilen. Op. 93 eröffnet mit einem Marsch, ein achttaktiges Thema führt zur Dominate. An einen kurzen lyrischen Mittelteil schließt sich die Reprise des Marsches, reicher instrumentiert, mit einer überraschenden Wendung von G-Dur nach H-Dur, der Dominante des ersten Walzers (e-Moll). Klar abgetrennt, mit Fermate schließt die Introduktion, bildet mit ihren straffen Rhythmen den denkbar größten Kontrast zur nun einsetzenden, durch Hemiolen geprägten Walzermelodie. Die Introduktion zu op. 95 „Abschied von Pesth“ stach aus der Walzerproduktion von Lanners Mitbewerbern heraus: „Sehr gelungen und überraschend ist die Introduction  …“230 230 Theaterzeitung 16. 2. 1835.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Title
Joseph Lanner
Subtitle
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Author
Wolfgang Dörner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Size
21.0 x 29.5 cm
Pages
752
Keywords
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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