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Joseph Lanner – Leben und Werk
Abschriften
Abschriften aus der Zeit Lanners stellen eine wertvolle Ergänzung dar, oft sind sie alleine es, aus denen
sich das Klangbild der Lannerschen Tänze rekonstruieren lässt. Zu unterscheiden sind Abschriften von
Partituren und von Orchesterstimmen, die handschriftlichen Bearbeitungen hingegen können in diesem
Zusammenhang unerwähnt bleiben.
Abschriften – Partituren
Mit Vorsicht sollte man sich Partiturabschriften nähern, wenn das Autograph nicht vorliegt. Fast alle der
erhaltenen Exemplare (insbesondere der Familie Pfleger) tragen bereits den Geist der Nach-Lanner-Ă„ra in
sich. Transponierende Blechbläser wurden vereinheitlicht (für Hörner war die Stimmung in F, für Trom-
peten in B Standard in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts), der bei Lanner noch obligate Wechsel von
Hörnern zu Trompeten entfällt (die Orchester um Johann Strauß Sohn hatten nunmehr vier Hörner, aber
nur mehr zwei – selten drei – Trompeten, wodurch die ursprünglich für 3. und 4. Trompete gedachten
Passagen nunmehr vom Horn ausgeführt wurden), zusätzliche Stimmen (2. Oboe, 2. Fagott) werden er-
gänzt, ohne dass sich ein Hinweis auf Lanners ursprüngliche Intention findet, usw. Lanners Experimente
mit Ophicleide und Bombardon sind ebenso wenig wiedergegeben wie seine prononcierte Bevorzugung
der hohen ersten Klarinette.
Mangels Alternativen bieten diese Partituren zumindest Anhaltspunkte (der Notentext ist weitgehend
rekonstruierbar), im Wissen um Lanners Eigenheiten können manche Adaptionen rückverfolgt werden.
Auch auffĂĽhrungspraktisch sind Partiturabschriften zumindest eine KrĂĽcke auf dem Weg zum ursprĂĽng-
lichen Lanner.
Mechettis Verlagsankündigung in der Theaterzeitung vom 21. 6. 1831 („ … die in genannter Handlung
sowohl in Partitur, als auch in Orchester Stimmen zu haben sind.“) ist mit Einschränkung zu glauben:
keine einzige gedruckte Partitur hat sich erhalten, es wurden auch keine Plattennummern nachgewiesen.
Demnach dĂĽrfte es sich bei diesen Partituren um Abschriften gehandelt haben, sollten sie ĂĽberhaupt
jemals existiert haben (siehe auch unten).
Abschriften – Orchesterstimmen
Nicht hoch genug können die diversen Stimmenabschriften eingeschätzt werden, welche sich aus dem
Umkreis Lanners erhalten haben (siehe Werkverzeichnis, die meisten Stimmenabschriften befinden sich
wie die Autographe in der Musiksammlung der Wienbibliothek).
Lanners Orchester – wie das von Strauß und anderen Tanzkomponisten – war auf die Mithilfe pflichtbe-
wusster Kopisten angewiesen, welche die Novitäten der Orchesterleiter für die einzelnen Instrumentalis-
ten entweder aus der Partitur herausschreiben oder zum Teil selbständig gestaltend nach den mehr oder
weniger präzisen Anweisungen ihres Prinzipals konzipieren mussten. In der Regel waren es Musiker aus
der Kapelle selbst, die in Personalunion diese Tätigkeiten durchführten – sie kannten die Eigenheiten
(auch die Handschrift) des Chefs zur Genüge, um seine Intentionen selbst in Zweifelsfällen zu erraten,
sie waren als Teil des Ensembles gleichermaĂźen mit den Usancen ihrer Mitspieler vertraut. Namen wie
Fahrbach, Flatscher, Waltz, Pfleger, Silberbauer tauchen regelmäßig auf, selbst wenn sie nicht mit ihrem
Namen signierten, lässt sich aufgrund von Handschriftenvergleichen ihre Mitwirkung rekonstruieren.
Einen prominenten Platz in der Reihe von Lanners Mitstreitern nimmt Franz Flatscher ein, der den
GroĂźteil der erhaltenen Stimmenabschriften schuf. Seine Datierungen stammen durchgehend aus dem
Umkreis der Drucklegung, dürften also tatsächlich die ersten Abschriften gewesen sein, was den Schluss
zulässt, dass es sich um die authentischen Stimmen der Lannerkapelle handelt, wenngleich dafür kein
letztgĂĽltiger Beweis zu erbringen ist. Teile dieser Sammlung gingen in den Besitz der Kapellmeisterfamilie
Pfleger über, Signaturen wurden überklebt oder weggeschabt und durch den Eigentumsvermerk „Pfleger“
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Joseph Lanner
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Size
- 21.0 x 29.5 cm
- Pages
- 752
- Keywords
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang