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Notenmaterialien
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ersetzt. Pflegers selbst schufen ebenfalls Abschriften (siehe Werkverzeichnis). Ăśber Franz Flatscher ist we-
nig bekannt, ein einziger Hinweis im „Wanderer“ vom 14. 6. 1841 nennt einen „Musikdirektor Franz Flat-
scher“, welcher bei Wasserburger (eine Wasserkuranstalt) Werke von Lanner und Strauß spielte.235 Wie
viele andere Musiker auch dĂĽrfte er sich emanzipiert und sein eigenes Unternehmen gegrĂĽndet haben.
Detaillierte Beschreibungen der Stimmenabschriften bietet das Werkverzeichnis, hier sei darauf verwie-
sen, dass die meisten die Opuszahl auf dem Deckblatt vermerken (demnach nach Drucklegung erstellt
wurden), der Vermerk „für ein ganzes Orchester“ oder ähnlich könnte einerseits auf eine Abgrenzung
zu anderen Versionen hindeuten, andererseits einfach den Stolz auf das eigene Ensemble zum Ausdruck
bringen. Alle Stimmen sind einfach vorhanden, aus späteren Jahren stammen Ergänzungsstimmen, wel-
che den Streicherapparat vergrößern, zusätzliche Bläser einführen, aber auch Hörner- und Trompeten-
transpositionen auf die für Ventilinstrumente gebräuchlichen Stimmungen (F und B, siehe oben) um-
schreiben. Titelbezeichnungen sind oft vage gehalten, „Ländler“ oder „Walzer“ wechselt innerhalb eines
einzigen Stimmensatzes, auf die Regeln der Orthographie wurde wenig Wert gelegt (siehe oben).
Zur Veröffentlichung von Orchesterstimmen siehe auch das nachstehende Kapitel.
Drucke – Orchesterstimmen
Relativ spät erst wurden Drucke von Orchesterstimmen hergestellt (siehe Werkverzeichnis), Haslinger
gab 1828 den „Vermählungs-Walzer“ op. 15 in verschiedenen Ausgaben, u. a. auch in Orchesterstimmen
heraus (manche Biographen vermuten, dass Haslinger sich dadurch fĂĽr Lanners Wechsel von Diabelli zu
ihm erkenntlich zeigen wollte). Diese Veröffentlichung blieb ein Einzelfall, bis Mechetti am 29. 2. 1832
in der „Wiener Zeitung“ eine ganze Reihe von Lanners Werken ankündigte, u. a. „für Orchester“.236 Al-
lerdings dĂĽrfte es sich dabei nicht um Drucke gehandelt haben, da weder Plattennummern noch Noten
nachgewiesen werden konnten. Bereits am 21. 6. 1831 hatte Mechetti in der „Theaterzeitung“ Lanners
Werke angepriesen („ … die in genannter Handlung sowohl in Partitur, als auch in Orchester Stimmen
zu haben sind.“237 Zur Partitur siehe oben). Die Lannerkapelle spielte aus ihrem eigenen (handgeschrie-
benen) Stimmenmaterial, für andere Ensembles dürften ähnliche Abschriften kursiert haben. Der Verlag
Mechetti bot etwa für den „Paradies Soirée Walzer“ op. 52 „die Orchesterstimmen in correcten und sau-
beren Abschriften zu billigen PreisenÂ
…“238 an, was auf Lanners Beliebtheit auch bei anderen Tanzorches-
tern hinweist. Eine ähnliche Anzeige findet sich für das op. 70, „Wiener Juristen Ball-Tänze“ („Wiener
Zeitung“, 14. 3. 1833). Sichere Angaben über Drucke liegen erst ab dem op. 85, „Valses dediées à S. M.
Marie Amèlie, Reine de la France“ vor: mit der Plattennummer 2489 veröffentlichte Mechetti die Orches-
terstimmen in „Beliebte Walzer und Galoppen für das Orchester von Jos. Lanner. Nr. 2“ am 19. 9. 1834.
Als „Nr. 1“ wurde der Karolinen-Walzer Opus 50 veröffentlicht (Erstanzeige 1. 2. 1831, „Wiener Zeitung“),
jener Walzer, mit dem Lanner von Haslinger zu Mechetti wechselte.
Nicht für alle Werke erschienen Orchesterstimmen im Druck, ob die Auswahl mit einer tatsächlichen
oder bloß vermuteten Beliebtheit der Werke zu tun hat, lässt sich nicht mehr feststellen.
Die Qualität der Stimmen ist drucktechnisch auf dem Stand der Zeit und als durchgehend gut zu be-
zeichnen, störend ist die offensichtlich mangelnde Sorgfalt im Notentext selbst. Flüchtigkeitsfehler fallen
dabei weniger ins Gewicht als die kaum ausgearbeiteten Phrasierungs-, Artikulations- und Dynamikan-
gaben, die im Herstellungsprozess offensichtlich nie einer Korrekturphase unterzogen worden waren. Die
Erstellung quellenkritischer Ausgaben wird durch diese Mängel zusätzlich erschwert und erfordert ein
manchmal behutsames, zuweilen aber auch energisches Eingreifen.
235 Der Wanderer 14. 6. 1841.
236 „Wiener Zeitung“ 29. 2. 1832.
237 Theaterzeitung 21. 6. 1831.
238 „Wiener Zeitung“ 29. 7. 1831.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Joseph Lanner
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Size
- 21.0 x 29.5 cm
- Pages
- 752
- Keywords
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang