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Eleonore Lappin
Jüdische Lebenserinnerungen
Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien
der Zwischenkriegszeit
„Ich werde nicht lügen, fühle mich aber auch nicht verpflichtet, die ganze Wahrheit
zu sagen. […] Rekonstruktionen enthalten immer ‚Erfundenes‘ oder vielmehr Inter-
pretationen im Lichte späterer Erfahrungen“, schreibt die Sozialwissenschaftlerin
Marie Jahoda (1907–2001) in ihren „Rekonstruktionen“ betitelten Lebenserinnerun-
gen. Manès Sperber meint : „Jeder, der Leser so gut wie der Autor, weiß, man muss
wählen, also auslassen, in den riesigen Abfallkübel werfen, was nicht unbedingt zum
Werk gehört, weil es nicht wichtig genug, nicht aufschlussreich, nicht kennzeichnend
ist.“ Das Schreiben von Autobiografien ist also ein selektiver Prozess, wobei der Au-
tor/die Autorin niederschreibt, was ihnen, in der Regel Jahrzehnte später, wenn sie
das Erlebte im Alter niederschreiben, erinnerungswürdig erscheint.
Die Rekonstruktion jüdischer Identitäten
Eine Analyse autobiografischer Schriften jüdischer WienerInnen, die in der Zwischen-
kriegszeit Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene waren, also in etwa zwischen
Leider haben die Herausgeberinnen dem mit einem Interview erweiterten Band einen anderen Titel
gegeben : Marie Jahoda, „Ich habe die Welt nicht verändert.“ Erinnerungen einer Pionierin der Sozialfor-
schung, hg. von Steffani Engler und Brigitte Hasenjürgen, Frankfurt am Main, New York 1997, S. 10.
Manès Sperber, Die Wasserträger Gottes. All das Vergangene, München 1985, S. 148.
Für weitere Ergebnisse bei der Auswertung jüdischer Lebensgeschichten aus Wien siehe : Albert Licht-
blau, „Schnittpunkte autobiographischer Texte von Autoren österreichisch-jüdischer Herkunft : Selbst-
bild, Koexistenz, Religion und Verfolgung. Eine Auswertung der Sammlung ,Jüdischer Lebensgeschich-
ten‘ (Wien), das Leben in Österreich bis zum Nationalsozialismus betreffend“, in : Juden im Grenzraum.
Geschichte, Kultur und Lebenswelt der Juden im burgenländisch-westungarischen Raum und in den angren-
zenden Regionen vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland,
92), Eisenstadt 1993, S. 363–404 ; ders. (Hg.), Als hätten wir dazugehört. Österreichisch-jüdische Lebens-
geschichten aus der Habsburgermonarchie, Wien und Berlin 1999.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Title
- Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
- Subtitle
- Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Author
- Frank Stern
- Editor
- Barabara Eichinger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2009
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78317-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 558
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort XI
- Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
- Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
- Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
- Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
- „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
- Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
- Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
- Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
- Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
- Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
- Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
- Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
- „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
- Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
- Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
- „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
- „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
- Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
- From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
- Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
- Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
- David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
- Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
- Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
- Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
- Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
- „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
- Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
- Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
- Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
- Personenregister 491
- Sachregister 503
- Biografien 519