Page - 483 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Peter Dusek
Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung
Denkt man an „Hollywood“, dann beginnt das innere Auge auf eine große Leinwand zu
blicken, und berühmte Filmstars treten vor einem riesigen Klangteppich in Aktion, und
die berühmtesten Szenen der Filmliteratur werden abrufbar wie auf einem modernen
Computer-Bildschirm : etwa Clark Gable küsst Vivian Leigh vor dem Flammenhinter-
grund ihres einstigen Prachtgutes Tara, oder Errol Flynn reitet als Robin Hood durch
Nottingham Forest, oder Jeanette MacDonald stimmt die heimliche Hymne Kalifor-
niens „San Francisco“ an. Zu all diesen legendären Höhepunkten der Hollywood-Film-
industrie schufen österreichische Komponisten die entsprechende Partitur, schrieben
Ohrwürmer, die jeder kennt – die aber fast nie mit Österreich assoziiert werden.
Beginnen wir mit dem vielleicht berühmtesten Film aller Zeiten : gone With
the WinD (usa 1939, R : Victor Fleming). Der Sound zu diesem Streifen stammt
von einem der erfolgreichsten Komponisten der Filmgeschichte, der auch drei Mal
den Oscar erhielt und dreiundzwanzig Mal dafür nominiert war : Max(imilian Raoul)
Steiner entstammte einer berühmten Wiener Familie. Der Großvater Maximilian
brachte als Direktor des Theaters an der Wien Uraufführungen von Johann Strauß
heraus – der Vater, Gabor, war ebenfalls Kulturmanager. Berühmt ist sein „Vene-
dig“-Nachbau samt Gondeln im Wiener Prater. Zu seinen persönlichen Freunden
gehörten neben Johann Strauß auch Jacques Offenbach und Richard Strauss. Der
Enkel Max startete seine Karriere als Musiker sehr früh : Bereits im Alter von achtzehn
Jahren ging er als Theaterdirigent und Komponist nach London. 1911, mit dreiund-
zwanzig, übersiedelte er nach Paris, um 1912 einer der vielen Kurzzeit-Direktoren
des Ronacher in Wien zu sein. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er wieder in
London, wurde fälschlich als feindlicher Ausländer eingestuft und ging noch im Jahr
1914 nach New York, wo er als Chefdirigent in den legendären Ziegfeld Follies be-
gann. Fünfzehn Jahre lang dirigierte er Broadway-Shows von Victor Herbert, Jerome
Kern und anderen Stars des Goldenen Broadway-Zeitalters. Seine Schicksalsstunde
schlug mit der Erfindung des Tonfilms : Max Steiner, der schon in der Stummfilmzeit
Erfahrungen als Arrangeur von Filmmusiken gesammelt hatte, ging 1929 nach Hol-
lywood und war sechsunddreißig Jahre lang der ungekrönte König der Traumfabrik.
Für rund dreihundert Filme schuf er den Soundtrack.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Title
- Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
- Subtitle
- Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Author
- Frank Stern
- Editor
- Barabara Eichinger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2009
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78317-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 558
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort XI
- Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
- Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
- Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
- Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
- „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
- Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
- Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
- Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
- Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
- Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
- Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
- Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
- „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
- Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
- Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
- „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
- „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
- Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
- From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
- Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
- Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
- David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
- Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
- Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
- Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
- Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
- „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
- Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
- Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
- Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
- Personenregister 491
- Sachregister 503
- Biografien 519