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3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 171
Die magnetischen Eigenschaften der Übergangsmetallfestkörper werden nahezu voll-
ständig durch ihre d-Elektronenkonfiguration bestimmt (~95%).269 Die elektronische
Austauschwechselwirkung führt zu einer Aufspaltung in dα- und dβ-Subbänder, wobei
in ferromagnetischen Metallen das Majoritätsband gegenüber dem Minoritätsband ener-
getisch abgesenkt ist. Dies bewirkt eine sich unterscheidende (von der Temperatur ab-
hängige) Bevölkerung der Zustände und in der Differenz ein effekives resultierendes
magnetisches Spinmoment. Eine Übersicht relevanter Wechselwirkungen ist der Tabelle
10 zu entnehmen.
Tabelle 10: Die für den Magnetismus von 3d-Übergangsmetallen (Festkörper) wesentlichen
Wechselwirkungen sowie die daraus resultierende Energieaufspaltung (Art, Betrag) und zuge-
hörige magnetische Effekte nach J. Stöhr.270
Wechselwirkung charakteristische
Aufspaltung typische
Energie
(eV/Atom) magnetischer Effekt
d-d-Überlapp von nächsten Nachbarn Bandbreite 5 –
Coulomb-/Austauschwechselwirkung
von d-Elektronen am selben Atom Multiplettaufspaltung 0–2 –
magnetische Austauschwechsel-
wirkung unterschiedlicher Atome Austauschaufspaltung 1 magnetisches Spin-
moment
d-Orbital-Wechselwirkung an Punkt-
ladungen der Nachbaratome Kristallfeldaufspaltung 0,1 –
Spin-Bahn-Wechselwirkung
Spin-Bahn-
Aufspaltung 0,05 magnetisches Bahn-
moment, magnetokris-
talline Anisotropie
magnetische Dipolwechselwirkung 10-5 Formanisotropie
Die charakteristische Elektronenstruktur der Übergangsmetallcluster kann qualitativ
anhand der fünf d-Atomorbitale analysiert werden: Im hochsymmetrischen Festkörper-
kristall mit einer isotropen Elektronenverteilung trägt in erster Näherung (Ausnahme ist
wie bereits diskutiert die nicht-dichtest gepackte bcc-Phase) jedes d-Orbital denselben
Beitrag zur Zustandsdichte und dem Gesamtspinmoment bei. Betrachtet man kleine
Fragmente wie Cluster mit signifikanten Beiträgen von Oberflächenatomen oder dünne
Filme, so führt die lokal erniedrigte Symmetrie an den Rändern zu einer notwendigen
Differenzierung der dxy-/dxz-/dyz- und zd 2 -/
x
yd
2 2− -Orbitale. Die Anzahl besetzter Zustän-
de senkrecht und parallel zur Oberfläche weicht aus diesem Grund voneinander ab und
es resultiert ein magnetisches Spinmoment mS.270
Das aus Spin-Bahn-Wechselwirkung entstehende magnetische Bahnmoment mL ist um
ca. 1–2 Größenordnungen kleiner. Trotz des geringen Beitrags ist seine Existenz von
entscheidender Bedeutung, da hierdurch eine Kopplung des Spins an das Kristallgitter
ermöglicht wird (magnetokristalline Anisotropie). Die Verringerung der d-Bandbreite
an Oberflächen führt qualitativ zu einer Erhöhung des magnetischen Bahnmoments. Für
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Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Title
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Author
- Thomas Rapps
- Publisher
- KIT Scientific Publishing
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Categories
- Naturwissenschaften Chemie
Table of contents
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333