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lich einen Kassettenspieler und einen Kassettenrecorder. Dennoch
nutzte nur ein Bruchteil von Anwendern diese Methode, um Kopien
von Originalkassetten zu erstellen. Die Idee, eine Software auf diese
Weise zu kopieren, war noch nicht in die Köpfe der damaligen An-
wender vorgedrungen.Die Gefahr der unerlaubten Verbreitung einer
Kopie war zu dieser Zeit ohnehin gering. 1981 besaßen gerade ein-
mal 0,4% der amerikanischen Haushalte einen PC.5 Zudem wies be-
reits die zweite Kopie eines Originals deutliche Qualitätsdefizite auf,
ähnlich wie Kopien von Musikkassetten. Wurde die Software zu oft
kopiert,konnte es passieren,daß die Kopie nicht mehr funktionierte.
Nur wenige waren in der Lage,eine Computersoftware ohne Störfak-
toren zu kopieren, indem sie selbstgeschriebene oder wenig bekann-
te Programme zu Hilfe nahmen.
Obwohl diese Ära bald von neuartigen Datenträgern wie Disketten
abgelöst werden sollte,hatten manche Softwarehersteller bereits da-
mals an so etwas wie einen Kopierschutz gedacht.
DIE ERSTEN CRACKER
Die Softwarehersteller waren einerseits empört darüber, daß ihre
Software illegal kopiert wurde. Andererseits reizte sie die Heraus-
forderung, ihr Produkt unkopierbar zu machen.Um das Jahr 1982 lie-
ferten daher erstmals Softwarehersteller ihre Produkte mit einem
Kopierschutz aus.
Das Kopieren war ab dem Zeitpunkt mit den üblichen Maßnahmen
nicht mehr möglich. Der Anwender mit einem Kassettenrecorder
war nun überfordert und konnte seine Software beispielsweise nicht
mehr ohne weiteres für einen Freund kopieren. Diese Maßnahme
führte jedoch nicht zu meßbar höheren Verkäufen.
Marius P. (in der Cracker-Szene später als MiCe! bekannt) erzählt:
»Weihnachten 1982, der größte Tag meines Lebens.Angefleht, ange-
bettelt und gequält hatte ich meine Eltern, bis die sich endlich ent-
schlossen hatten, mir einen Computer zu kaufen. So etwas wie ein
Betriebssystem gab es nicht, aber vom Hersteller war eine Kassette
29DIE
GESCHICHTE DER
SCHWARZKOPIE28
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No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Title
- No Copy
- Subtitle
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Authors
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Publisher
- Tropen Verlag
- Location
- Leipzig
- Date
- 2007
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Size
- 13.9 x 19.0 cm
- Pages
- 314
- Keywords
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Categories
- Medien
- Recht und Politik
Table of contents
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290