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Nun aber sei man mit der Situation konfrontiert, dass Gastprofessoren nach Öster-
reich kämen,
„either not known to their Austrian colleagues or […] specialized in fields
which are of secondary importance or which are already well represented
in Austria […].“ Und daher: „Austrian institutions lost their initial enthu-
siasm.“42
Das war in der Tat ein großes Problem; es blieb in den kommenden Jahren auf der
Agenda der Kommission und führte wiederholt zu intensiven Debatten. Sie flacker-
ten immer dann auf, wenn Beschwerden von US-amerikanischen Gästen bekannt
wurden. Beklagt wurden immer die gleichen beiden Dinge: erstens, dass die Lehr-
veranstaltungen der GastprofessorInnen an den Hochschulen nicht angekündigt
worden waren, weshalb der Zulauf von Studierenden begrenzt blieb, und zweitens,
dass die Gäste sich nicht ausreichend in die jeweilige Fakultät eingebunden fühlten.
Die Beschwerden verweisen darauf, dass auch Platzierung und Verwendung
der wissenschaftlichen Gäste an österreichischen Hochschulen alles anderes als
friktionslos waren. Zugleich waren die Beschwerden wiederholt Anlass dazu, in
der Kommission grundsätzlich über Stellenwert und Status von Gastprofessuren
zu diskutieren. Machte es hinsichtlich der Vorgaben aus Washington überhaupt
Sinn, einen überproportionalen Anteil des jährlichen Budgets in diese Kategorie
zu geben? Diese Debatten bieten Einblick in die unterschiedlichen Interessenla-
gen innerhalb der Kommission. Sie zeigen zugleich auf, welches Verständnis von
WissenschaftlerInnenaustausch damals unter österreichischen Hochschullehrern
vorherrschte.
In der sich über Jahre hinwegziehenden Auseinandersetzung um den richtigen
Umgang mit der Kategorie der US-Visiting Lecturers etablierten sich zwei grund-
sätzlich verschiedene Arten von Korrekturvorschlägen. Die eine zielte darauf ab,
die Einbindung der Gäste an ihrer Gasteinrichtung unter den in den BFS-Policies
vorgegebenen Programmrichtlinien zu verbessern. Auf der anderen Seite wurden
von Kommissionsmitgliedern Vorschläge lanciert, die auf eine Änderung des US-
Visiting Lecturers-Programms und der ihm zugrunde liegenden Fulbright-Pro-
grammatik selbst abzielten. Schon in der Vorbereitung zum Sondertreffen war
beides neben- und durcheinander diskutiert worden. Der Vorschlag zur Verbesse-
rung des Verfahrens lautete,
„[…] that the nearest Austrian consulate in the United States be requested
to invite for an informal interview American applicants in the lecturer cat-
egory who have been selected.“43
Hier ging es also darum, die BewerberInnen um Positionen als Gastprofessor-
Innen besser auf ihre Tätigkeit an österreichischen Hochschulen vorzubereiten.
Daran anschließend lancierte aber Sektionschef Heinrich Drimmel einen Vor-
schlag, der die Programmatik des Gästeaustauschs selbst auf den Kopf gestellt
hätte:
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Untertitel
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Autor
- Thomas König
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Abmessungen
- 15.8 x 23.9 cm
- Seiten
- 190
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117