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Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
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Eigenscha#en. Gemäß dieser Lehre bleibt das konsekrierte Brot in seinen äußerlichen Eigenscha#en als solches unverändert sichtbar, wahrnehmbar, fassbar, verzehrbar. Doch nach der Wandlung hat sich dieses Brot im We- sen verändert, sodass es nun den Leib Christi vergegenwärtigt. Dies sind die wesentlichen Züge der römisch-katholischen Lehre der Realpräsenz. Biblisch wird dieses Vorgehen mit Aussagen aus dem sechsten Kapitel des Johannesevangeliums in Verbindung gebracht. Im Gespräch mit Juden in der Synagoge von Kafarnaum sagt Jesus in Vers 56: «Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich bleibe in ihm.» Aus rö- misch-katholischer Perspektive wird in diesem Abschnitt die Institution des Sakraments der Eucharistie beim letzten Abendmahl vorangekündigt. Die Eucharistie ist nicht nur eine geistige, sondern auch eine materielle Handlung, eine sakramentale Kommunikation zwischen den Empfän- ger:innen des Brotes und der transzendenten göttlichen Dimension. In der Teilhabe am Leib des Auferstandenen wird die Gemeinscha# der Gläubi- gen konstituiert, die als Einheit in Christus interpretiert wird. Diese Be- deutung, die im Ritual immer wieder vergegenwärtigt wird, ist in einem dichten Traditionsprozess verankert, in dem stets auf die neutestamentli- chen Texte verwiesen wird. Gemäß römisch-katholischer Lehre gibt es Ausnahmefälle, in denen die Kommunion auch ohne den Vollzug der materiellen Handlung möglich ist. Eine geistliche Einheit mit Christus kann stattfinden aufgrund einer angemessenen Vorbereitung oder eines Wunsches, das Sakrament zu emp- fangen, wenn äußere Gründe dessen Empfang verhindern – wie im Fall der Kirchenschließungen. Bedingungen für eine geistliche Kommunion sind persönlicher Natur, es bedarf seitens der Gläubigen der rechten Be- reitscha# und Absicht. In der digitalen Vermittlung erscheint die Eucharistiefeier während der Pandemie als paradox. Die Vergegenwärtigung des Leibes Christi musste im Lockdown für alle durch einen immateriellen Empfang ersetzt werden: Die durch digitale Medien vollzogene, geistliche Kommunion wurde von der Ausnahme zur Regel. Die Lehre der Realpräsenz zeigt in diesem Zu- sammenhang, dass die alternativlose, digital vermittelte Kommunion an theologische Grenzen stößt oder zumindest dazu au!ordert, diese geistige Form zu reflektieren. Was geschieht, wenn ein Ritual wie die Eucharistie- feier, die von der Körperlichkeit und der physischen Anwesenheit der Teil- nehmenden lebt und ausgeht, auf eine digitale Form übertragen wird? Wie verändert sich die Erfahrung eines Sakraments, das keine private Praxis ist, sondern eine grundlegende, soziale und gemeinscha#ssti#ende Handlung? Die Interaktion findet in der Eucharistie nicht nur zwischen den einzel- nen Gläubigen und Christus statt, sondern auch zwischen den Gemeinde- Digitale Au"ührungen des Ausnahmezustands 39 https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Religion, Medien und die Corona-Pandemie Paradoxien einer Krise
Titel
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Untertitel
Paradoxien einer Krise
Autor
Daria Pezzoli-Olgiati
Herausgeber
Anna-Katharina Höpflinger
Verlag
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-2221-6
Abmessungen
15.3 x 22.7 cm
Seiten
134
Kategorien
Coronavirus
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 7
  2. Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
  3. Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
  4. «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
  5. Gemeinscha!en in Isolation 23
  6. Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
  7. Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
  8. Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
  9. Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
  10. Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
  11. Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
  12. Unterhaltung in der Pandemie 67
  13. Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
  14. Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
  15. Der Tod als mediale Inszenierung 85
  16. Einsamer Abschied vor aller Welt 87
  17. Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
  18. Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
  19. Erlösung durch Kapitalismus 103
  20. Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
  21. Ausblicke ins Ungewisse 119
  22. Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
  23. Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
  24. Abbildungsverzeichnis 133
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