Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Coronavirus
Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
Seite - 96 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 96 - in Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise

Bild der Seite - 96 -

Bild der Seite - 96 - in Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise

Text der Seite - 96 -

Erst die Person im Schutzanzug hebt durch Kontrast hervor, wie nor- mal der Priester, der den Segen spendet, angezogen ist. Er trägt die übli- chen liturgischen Gewänder, eine violette Stola und eine weiße Tunika, die Albe. Violett ist die liturgische Farbe für Zeiten der Buße und der Vor- bereitung, wie die Adventszeit vor Weihnachten oder die Fastenzeit vor Ostern. Sie wird auch für Begräbnisse und Todesrituale verwendet. Die weiße Farbe ist in verschiedenen Kleidungspraktiken unterschied- lich konnotiert: Reinheit, Licht und Göttlichkeit auf der einen Seite, Sau- berkeit und Desinfektion auf der anderen. Der komplett verhüllte Soldat im weißen Schutzanzug ist eine Fachkra#, die dafür sorgen muss, dass die Kirche desinfiziert wird. Er gehört zum staatlichen Dispositiv zur Bekämp- fung der Epidemie und hält die strengsten Hygieneregeln ein, die dafür vorgesehen sind: abgedichteter Schutzanzug mit Kapuze und Mundschutz sowie Schutzbrille. Damit wird ein ganz anderer Zugang zum Tod sichtbar gemacht als bei der Handlung des Priesters: Der Tod ist eine Gefahr, die unter Kontrolle gehalten werden muss. Es geht hier um den Kampf gegen das Virus und gegen mögliche Infektionsherde. Die Handlung des Armee- angehörigen ist Teil einer anderen Logik im Umgang mit der Pandemie als jene des Priesters. Putzen mit desinfizierender Flüssigkeit auf der einen Seite, Segnen mit Wasser auf der anderen. Beide Maßnahmen haben mit Schutz zu tun, gehören aber zu unterschiedlichen Weltanschauungen: das Weihwasser unterstreicht die Segensworte, die den Toten in der jenseiti- gen Reise begleiten, während das Desinfektionsmittel mögliche Krank- heitserreger gemäß wissenscha#lichem Wissen zerstört. Ein ungewohnter Trauerumzug mit Militärlastwagen Dies zeigt sich auch anderswo: Eindrücklich ist der Transport der Leichna- me. Dafür werden der Zivilschutz, die Armee und die Polizei aufgeboten. Die Särge werden in Gruppen von sechs in die Militärlastwagen geladen, um in Städten der Emilia Romagna, etwa 200 km entfernt, eingeäschert zu werden. Während die Symbole und Rituale, die in den fotografischen und audiovisuellen Innenaufnahmen der Kirche hervorgehoben werden, das Leiden der Menschen, die Passion Jesu und die Ho!nung auf ein strahlen- des Jenseits evozieren, steht die staatliche Intervention im Zentrum der Bilder, die außerhalb des sakralen Gebäudes aufgenommen wurden. Zwei italienische Flaggen hängen links und rechts des Eingangs der improvisier- ten Leichenhalle. Die staatlichen Sicherheits- und Schutzbehörden sind vor Ort, bewerkstelligen die Organisation und die tadellose, e"ziente Ent- sorgung der Verstorbenen. Die unterschiedlichen Uniformen deuten auf Der Tod als mediale Inszenierung 96 https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
zurück zum  Buch Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise"
Religion, Medien und die Corona-Pandemie Paradoxien einer Krise
Titel
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Untertitel
Paradoxien einer Krise
Autor
Daria Pezzoli-Olgiati
Herausgeber
Anna-Katharina Höpflinger
Verlag
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-2221-6
Abmessungen
15.3 x 22.7 cm
Seiten
134
Kategorien
Coronavirus
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 7
  2. Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
  3. Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
  4. «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
  5. Gemeinscha!en in Isolation 23
  6. Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
  7. Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
  8. Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
  9. Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
  10. Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
  11. Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
  12. Unterhaltung in der Pandemie 67
  13. Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
  14. Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
  15. Der Tod als mediale Inszenierung 85
  16. Einsamer Abschied vor aller Welt 87
  17. Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
  18. Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
  19. Erlösung durch Kapitalismus 103
  20. Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
  21. Ausblicke ins Ungewisse 119
  22. Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
  23. Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
  24. Abbildungsverzeichnis 133
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Religion, Medien und die Corona-Pandemie