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Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
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Der Tod als existentielle Grundfrage Der Tod ist ein Phänomen, das alles, was lebt, betri$. Obwohl er allgegen- wärtig ist, liegt er jenseits der Grenze unserer eigenen Erfahrung. Wir kön- nen unser eigenes Ende nicht darstellen. Der Tod ist visuell unverfügbar. Man kann versuchen, ihn durch seine Auswirkungen zu repräsentieren oder aber durch symbolische Motive, beispielsweise wie in vielen europä- ischen religiösen Traditionen als ein Skelett mit einer Sense, zu evozieren. Was liegt jenseits der Grenze, die den Tod markiert? Diese Frage bleibt auch in der ausdi!erenzierten, von Wissenscha# und Technik geprägten Gesellscha# relevant. Die Spannungen zwischen dem, was kontrollierbar ist, und dem, was sich jeder Form der Kontrolle entzieht, verdichten sich am deutlichsten im Phänomen des Todes. Die Pandemie hat Grundfragen des Menschen angesichts der Fragilität und Endlichkeit des Lebens in den Vordergrund gestellt. Der Altorientalist und Kulturwissenscha#ler Jan Assmann beschreibt den Tod als die Herausforderung, die der Bildung und Formung jeder Kul- tur innewohnt. Es ist die Grundfrage, die Menschen seit jeher beschä#igt. Nach Assmann kann Kultur verstanden werden als eine fortdauernde Ar- beit gegen das Vergessen, als eine Arbeit an der Materialisierung und Spei- cherung von dem, was wir Menschen scha!en und was uns ausmacht. Der Endlichkeit und dem Vergessen trotzen, vielleicht ist dies der Antrieb menschlicher Kultur. Die Versuche, den immer anwesenden Tod zu imaginieren, kreisen um Bilder, die langlebig sind, von Generation zu Generation weitergegeben, immer wieder adaptiert und verändert werden. In den verschiedenen Welt- anschauungen, die die Bilder aus Seriate in sich verdichten, werden ge- meinsame Leitmotive, die mit dem Tod einhergehen, mit unterschiedli- chen Deutungen versehen. Der Tod erscheint als fieser Feind des Lebens, der Menschen plötzlich zu sich holt. Er ist geheimnisvoll, unvorhersehbar. Und er begegnet dem einzelnen Menschen, in der Corona-Krise ganz be- sonders dann, wenn Personen von ihren Angehörigen getrennt sind. Auch wenn der Tod viele Menschen gleichzeitig tri$, bleibt er eine individuelle, nicht vermittelbare Erfahrung. In diesem Sinne hat der Tod auch mit Gleichheit zu tun, was durch die beinahe identischen, durchnummerierten Särge in der (audio-)visuellen Berichterstattung besonders stark hervorge- hoben wird. Der Tod als bedrohlicher, unvorhersehbarer und unkontrollierbarer As- pekt menschlicher Existenz wird von den zwei inszenierten Weltanschau- ungen sehr unterschiedlich gedeutet. Die römisch-katholische Kirche als vorübergehende Zwischenstation auf dieser letzten Reise steht hier für das Der Tod als mediale Inszenierung 98 https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Religion, Medien und die Corona-Pandemie Paradoxien einer Krise
Titel
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Untertitel
Paradoxien einer Krise
Autor
Daria Pezzoli-Olgiati
Herausgeber
Anna-Katharina Höpflinger
Verlag
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-2221-6
Abmessungen
15.3 x 22.7 cm
Seiten
134
Kategorien
Coronavirus
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 7
  2. Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
  3. Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
  4. «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
  5. Gemeinscha!en in Isolation 23
  6. Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
  7. Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
  8. Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
  9. Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
  10. Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
  11. Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
  12. Unterhaltung in der Pandemie 67
  13. Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
  14. Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
  15. Der Tod als mediale Inszenierung 85
  16. Einsamer Abschied vor aller Welt 87
  17. Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
  18. Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
  19. Erlösung durch Kapitalismus 103
  20. Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
  21. Ausblicke ins Ungewisse 119
  22. Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
  23. Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
  24. Abbildungsverzeichnis 133
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