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Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
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Seite - 124 - in Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise

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che Taufe oder eine jüdische Bar oder Bat Mitzwa, als auch um andere Fei- ern wie etwa eine Vereidigung oder eine Prüfung. Charakteristisch für ein Übergangsritual ist die Abfolge der Handlun- gen, die in drei Phasen eingeteilt werden können. Am Anfang des Rituals nehmen die Beteiligten Abschied von ihrem bestehenden Status, dann kommen sie in eine Übergangsphase, in der die eigentliche Transformati- on vollzogen wird. Schließlich werden sie wieder in die Gesellscha# inte- griert, aber mit einem neuen sozialen Status versehen. Unter diesem Blick- winkel könnten somit sowohl die individuelle Erfahrung des Rentenein- tritts als auch eine kollektive Unabhängigkeitsbewegungen als Übergangs- rituale betrachtet werden, weil sie sich mit der Reihenfolge dieser drei Pha- sen der Ablösung, des Übergangs und der Wiedereingliederung beschrei- ben lassen. Die Teilnehmenden am Ritual begeben sich in einen Zwischenzustand, der von der zuvor gewohnten Alltagsordnung völlig verschieden ist. Darin sind sie gleichgestellt, sie befinden sich in einem transitorischen, soge- nannten liminalen Zustand, wie der Anthropologe Victor Turner diese Übergangsphase charakterisiert. Man könnte den Lockdown und allgemeiner die Pandemie als eine Art aufgezwungenes Übergangsritual betrachten. Als Gesellscha# sind wir in einen transitorischen Zeitraum versetzt worden, in dem bestimmte Rech- te, Freiheiten und Ansprüche in dem Vertrauen aufgegeben werden muss- ten, sie in einer späteren Phase wiederzuerlangen. Die Kontaktbeschrän- kungen und Ausgangssperren entsprechen diesem Dazwischen-Sein. Sie stellen eine Art außeralltägliche Lage dar, die alle in ihren Freiheiten ein- schränkt, mit der Ho!nung auf eine verantwortungsvolle Wiederherstel- lung der Rechte und Freiheiten, die eingeschränkt wurden. Van Gennep und Turner betonen, dass Rituale immer in einem Kollek- tiv eingebettet sind. In einem Übergangsritual gibt es unterschiedliche Rollen: jene, die das Ritual durchmachen, und jene, die es anleiten, die verschiedenen Phasen regulieren und den korrekten Verlauf gewährleis- ten. Versucht man die Krisenzeit, die wir erleben, durch die Brille einer Ri- tualtheorie dieser Art zu verstehen, dann fällt die regulierende Rolle von politischen Vertreter:innen und Ordnungskrä#en auf; es sind die unter- schiedlichen Staatsgewalten, die den Ausnahmezustand regulieren. In der liminalen Phase mitten im Ritualverlauf werden die Teilnehmenden in einen Zwischenzustand von Gleichen versetzt. Das Tragen der Maske kann auf dieser Linie gelesen werden, als eine Betonung dieses gleichen Zu- stands. Es ist klar, dass die Masken in ein Hygienekonzept gehören und auf epi- demiologische Erkenntnisse zurückgehen, dennoch verändern sie unsere Ausblicke ins Ungewisse 124 https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Religion, Medien und die Corona-Pandemie Paradoxien einer Krise
Titel
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Untertitel
Paradoxien einer Krise
Autor
Daria Pezzoli-Olgiati
Herausgeber
Anna-Katharina Höpflinger
Verlag
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-2221-6
Abmessungen
15.3 x 22.7 cm
Seiten
134
Kategorien
Coronavirus
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 7
  2. Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
  3. Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
  4. «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
  5. Gemeinscha!en in Isolation 23
  6. Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
  7. Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
  8. Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
  9. Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
  10. Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
  11. Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
  12. Unterhaltung in der Pandemie 67
  13. Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
  14. Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
  15. Der Tod als mediale Inszenierung 85
  16. Einsamer Abschied vor aller Welt 87
  17. Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
  18. Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
  19. Erlösung durch Kapitalismus 103
  20. Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
  21. Ausblicke ins Ungewisse 119
  22. Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
  23. Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
  24. Abbildungsverzeichnis 133
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