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Religion, Medien und die Corona-Pandemie - Paradoxien einer Krise
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Präsenz im ö!entlichen Raum und entfalten soziale Auswirkungen. Nicht alle Masken sind optisch identisch, aber alle erfüllen dieselbe hygienische und soziale Funktion. Im Allgemeinen erlauben Masken, eine andere, transitorische Identität zu übernehmen, indem man die eigenen Züge ver- steckt. Das gilt etwa für das Theater oder für die Fastnacht. Die Corona-Maske tut dies nicht in diesem Sinne, obwohl sie das Ge- sicht zum großen Teil verdeckt und somit die Menschen etwas anonymer und gleicher macht. Betrachtet als Übergangsritual führt diese Uniformie- rung der Gesichter zu Verbundenheit und verbreitet ein Zugehörigkeitsge- fühl. Somit kommen wir nun wieder zum Ausgangspunkt der Überlegungen zurück, zum Thema der Solidarität. Sie entsteht nicht so sehr aus einer gleichen Aussetzung gegenüber der Gefahr, sondern aus einer gemeinsa- men Erfahrung einer Sondersituation. Alle haben eine drastische Lebens- veränderung durchgemacht: Beispielsweise mussten jene, die in sogenann- ten systemrelevanten Berufen Außerordentliches leisten, ständig im Ein- satz sein. Andere mussten ihre Arbeitswelt in die eigene Wohnung verle- gen. Viele haben auch ihren Arbeitsplatz verloren. Aber gerade auch das Privatleben war von den Einschränkungen enorm betro!en. Es ist die ge- meinsame Erfahrung einer Pandemie globalen Ausmaßes, die die Verbun- denheit der Gleichen hervorru#. Die textile Collage in New York symbolisiert diese Liminalität in der ge- teilten Erfahrung: Menschen nähen Masken und schicken sie nach New York, weil sie sich als Teil einer transitorischen Gemeinscha# verstehen. Übergangsritual mit ungewissem Ausgang Der Vergleich zwischen dieser pandemischen Zeit und dem Übergangsri- tual, der vielleicht etwas gewagt ist, zeigt noch eine weitere spannende Di- mension der Krise, die wir durchleben. Das Ritual zielt darau@in, eine Veränderung zu bewirken oder sie zumindest sichtbar zu machen. Es geht um den Übergang zu etwas Neuem, um eine Veränderung gesellscha#li- cher Positionen. Da nun aber alle Teile der Gesellscha# am Ritual teilneh- men – genauer: daran teilnehmen müssen – stellt sich die Frage, wie diese neue Zeit danach aussehen wird. Wird die Gesellscha# gerechter sein? Die Bedrohung durch das Virus hat nicht nur aufgezeigt, wie instabil die Gesellscha# im Krisenfall ist, sie hat auch Mängel und schwerwiegende Fehlkonstruktionen in der bisherigen Ordnung der Dinge o!enbart. Von unzureichenden Möglichkeiten digitaler Unterrichts- und Lehrformate bis hin zu schwerwiegenden Lücken in Lieferketten für essenzielle medizini- Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 125 https://doi.org/10.5771/9783748922216, am 10.02.2021, 12:13:48 Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
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Religion, Medien und die Corona-Pandemie Paradoxien einer Krise
Titel
Religion, Medien und die Corona-Pandemie
Untertitel
Paradoxien einer Krise
Autor
Daria Pezzoli-Olgiati
Herausgeber
Anna-Katharina Höpflinger
Verlag
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7489-2221-6
Abmessungen
15.3 x 22.7 cm
Seiten
134
Kategorien
Coronavirus
Medien

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung 7
  2. Fahren auf Sicht im Nebel des notwendig Undeutlichen 11
  3. Wenn jetzt alles anders ist, wie ist es denn immer gewesen? 13
  4. «Wir sitzen zu Hause und draußen geht die Welt unter» 17
  5. Gemeinscha!en in Isolation 23
  6. Leere Tempel, volle Livestreams in China 27
  7. Digitale Au!ührungen des Ausnahmezustands 35
  8. Ambivalente Deutungen des Virus in Facebook-Communities 41
  9. Krise und Solidarität im öffentlichen Raum 49
  10. Solidarität zwischen Kirche und Suppenküche 51
  11. Leid und Hoffnung einer Nation im Grati 59
  12. Unterhaltung in der Pandemie 67
  13. Lieder zwischen Krisenbewältigung und Entertainment 69
  14. Witz und Religionskritik in Internet-Memes 77
  15. Der Tod als mediale Inszenierung 85
  16. Einsamer Abschied vor aller Welt 87
  17. Das Virus ist unsichtbar, der Tod ganz konkret 93
  18. Wirklichkeitsdeutung zwischen Fakten und Fake News 101
  19. Erlösung durch Kapitalismus 103
  20. Die Verschwörung(en) hinter der Pandemie 111
  21. Ausblicke ins Ungewisse 119
  22. Die Pandemie als Ritual – ein Gedankenspiel 121
  23. Prophetische Metaphern der postpandemischen Zeit 127
  24. Abbildungsverzeichnis 133
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