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Wenn sie auch formal an die Weisungen der Politik gebunden sind, so liegt ihre
Loyalität im Dienst der Sache: „Wir sind auf der Seite der Kultur“, so ein/e In-
terviewpartner/in aus der Kulturverwaltung (VERLI2). Dieses prinzipielle Loya-
litätsbekenntnis ist inhaltsoffen (Was heißt es konkret, „auf der Seite der Kultur“
zu sein?). Hier wird ein Interpretationsspielraum im Handeln zugelassen und
gleichzeitig rhetorisch eine Haltung nach außen vermittelt.
Die Einreichverfahren für Ansuchen um Kulturförderung sind zunehmend digi-
talisiert. Mit standardisierten Methoden (Mittel der industriellen Welt (Boltanski,
Thévenot, 2014: S. 280) ist auch die Frage nach den Voraussetzungen verbun-
den, sich dieser Werkzeuge kompetent zu bedienen. Dafür sind auf Seiten der
potentiellen BewerberInnen um Kulturförderung sprachliche, rhetorische und
technische Kompetenzen notwendig – zusätzlich zu spezifischen Förderungsvo-
raussetzungen hinsichtlich der künstlerischen Qualifikation, dem Innovations-
gehalt der Idee, den wirtschaftlichen und organisatorischen Planungsfähigkeiten.
Die Frage „‚Wie schafft man es, kulturferne, bildungsferne oder machtferne –
das ist vielleicht sogar der bessere Begriff – Gruppen in so einen Prozess‘
(KBLI2) einzubinden?“ stellte sich auch den Verantwortlichen der Linzer Kul-
turentwicklungsplanung. Hier reflektieren die Verantwortlichen aus der Steue-
rungsgruppe aus Verwaltung, Forschung und Kulturbetrieben selbstkritisch, dass
sie trotz Bemühungen (wie Einladungen in verschiedenen Sprachen, Einbindung
von Vereinen, von Minderheiten und MigrantInnen) die eigenen Ziele nicht er-
füllt haben. Es zeigt sich, dass Minderheiten und MigrantInnen nicht von Beginn
an eine eigene Stimme in diesen Verfahren haben, sondern von etablierten Eliten
aktiviert werden. Dieses fürsorgliche Handeln begünstigt potentiell das Gefühl,
von anderen abhängig zu sein und kann bei AdressatInnen Widerstand gegen Be-
teiligung erzeugen.
Im Linzer Kulturentwicklungsplan ist das Thema „Gendergerechtigkeit errei-
chen“ verankert. Zu den darin enthaltenen Maßnahmen zählen
„die geschlechterparitätische Besetzung aller Beiräte, Jurys, Kuratorien, Hearing-
Kommissionen und sonstigen Gremien im Kulturbereich, die Förderung eines frauenpoli-
tischen Diskurses und die Auszeichnung von kunst- und kulturschaffenden Frauen sowie
die jährlich von Linz Kultur zu erstellende Gender-Budget-Analyse.“ (Frauenbüro der
Stadt Linz, 2017)
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293