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Haushaltsjahre) ermöglicht diese antizipierende Handlungsperspektive als Er-
weiterung der Handlungsräume.
Die Kulturverwaltung beschreibt sich selbst als Vermittler, Bindeglied und
Dienstleister, als unterstützende Organisation. Diese bescheidene und zurück-
nehmende Selbstbeschreibung suggeriert einen geringen Einfluss. Dieses Bild
der Verwaltung ist jedoch zu eindimensional. Mal hinter den Kulissen, mal of-
fensichtlich wird die Verwaltung selbst initiativ. Hier gibt es beispielsweise auch
strategische Kanäle zwischen unterschiedlichen Verwaltungseinheiten:
„Man kann durchaus moderierend tätig sein und wir probieren das stadtintern. Es gibt zum
Beispiel eine ganz starke Abstimmung mit dem Bürgermeisteramt, weil im Bürgermeis-
teramt die Kongressförderungen sind und die Kongressförderungen haben einen Fokus auf
Kunst.“ (VERG)
Förderungen von Kongressen lassen sich sowohl über Kategorien der Welt der
Meinung als auch über Kategorien der Welt des Marktes rechtfertigen. Die Re-
präsentantInnen der Stadt können vor internationalem Publikum ihre Stadt be-
werben. Zugleich bringen Kongresse zahlende Gäste in die Stadt, die Stadt wird
zum Marktplatz für Ideen und Produkte. Die Verwaltung weiß hier offenbar sehr
gut, dass die Stadtregierung angesichts dieser Möglichkeiten des unternehmeri-
schen Handelns und der Repräsentation auch offener für Investitionen in künstle-
rische Rahmenprogramme ist.
Die Interventionen der Sozialen Welt der gewählten MandatarInnen werden von
der Sozialen Welt der MitarbeiterInnen der Kulturverwaltung auf informeller
Ebene fallweise als unerfahren, spontan und geleitet von subjektiven Interessen
beschrieben. Dies entspricht weder der staatsbürgerlichen Welt, die Kollektiven
den Vorrang gibt, noch der industriellen Welt, die auf Professionalität und Zu-
verlässigkeit setzt. Die Kulturverwaltung agiert hier als Gegenpol. Sie bereitet
sich entsprechend vor, um nicht unmittelbar in Handlungsdruck zu geraten und
als ‚verlängerter Arm‘ der Politik agieren zu müssen. Dadurch soll auch vermie-
den werden, als Verwaltung die spontanen Wünsche der politischen Entschei-
dungsträger erfüllen zu müssen, die gegebenenfalls nicht den längerfristigen in-
haltlichen Planungen oder strategischen Interessen der Verwaltung entsprechen.
Die Vorbereitung von anschaulichen Ideen und klaren Konzepten kommt dem
Interesse der Welt der Politik an schnellen, herzeigbaren Ergebnissen entgegen.
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Titel
- Cultural Governance in Österreich
- Untertitel
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Autor
- Anke Simone Schad
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 322
- Schlagwörter
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Kategorie
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293