Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Recht und Politik
Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Seite - 267 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 267 - in Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz

Bild der Seite - 267 -

Bild der Seite - 267 - in Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz

Text der Seite - 267 -

Ergebnisse der Analyse | 267 baren konnte, „die zwar davon spricht, sich kulturell und gesellschaftlich zu öff- nen, aber gleichzeitig gezielt einzelne Menschengruppen ausschließt und ver- folgt“ (Diesenreiter, 2016). Diese Entscheidung macht das Dilemma deutlich, dass es für individuelle AkteurInnen bestimmte politische Entscheidungen geben kann, die mit ihren ethischen Grundsätzen nicht vereinbar sind. Eine engagierte Zusammenarbeit mit den politischen EntscheidungsträgerInnen, noch dazu aus einer ehrenamtlichen Position heraus, ist konsequenterweise nicht möglich. Hier manifestiert sich ein Dilemma zwischen persönlichen ethisch-normati- ven Grundsätzen gegenüber einer als Unrecht empfundenen Situation und dem Interesse, auf kulturpolitische Entscheidungen durch Dialog und Beratung Ein- fluss zu nehmen. Ist Kritik von innen – als Teil eines durch das Wohlwollen der Regierenden bestehenden Beirats – oder von außen, als Teil einer kritischen Öf- fentlichkeit wirksamer? Diese Frage kann nicht allgemein beantwortet werden, denn sie ist von der wandelbaren Beziehung zwischen Politik und Zivilgesell- schaft und vom Wechselverhältnis zwischen Engagement und Anerkennung ab- hängig (Thévenot, 2010). Ableiten lässt sich daraus: Governance funktioniert nur, wenn die zivilgesellschaftlichen AkteurInnen mit den ethisch-normativen Dispositionen der Regierenden grundsätzlich einverstanden sind und keine un- teilbaren Konflikte auftreten. Ansonsten wird Kooperation zu Konfrontation. Der Modus der Governance wird zum Modus des Aktivismus. Wenn einzelne KritikerInnen es vermögen, andere zu inspirieren und zu mobilisieren, entsteht kollektiver Widerstand. Am Linzer Beispiel zeigt sich, dass das generelle politische Gesprächsklima in der Stadt im Betrachtungszeitraum 2013-2016 eisiger geworden ist und es für den Stadtkulturbeirat entsprechend schwieriger geworden ist, mit der Stadtregie- rung, die auf einem autoritären Austeritätskurs beharrt, einen konstruktiven Dia- log zu führen. Zu politischen Differenzen auf kommunaler Ebene hat auch die Wahl einer schwarz-blauen Landesregierung in Oberösterreich beigetragen. Kontroverse kulturpolitische Entscheidungen, ob es beispielsweise um die Redu- zierung des Linz Fests auf einen Zweijahresrhythmus (Gemeinderatsentschei- dung am 21.4.2016), den Fortbestand des Atelierhauses Salzamt, die Schließung der Medienwerkstatt, die Einsparungen bei den Volkshäusern, die Reduktion von Bibliotheksstandorten und die Senkung von Zuschüssen für Volkshochschulen und Musikschulen ging – konnten mit einer Mehrheit aus FPÖ- und SPÖ- Stimmen im Gemeinderat durchgesetzt werden. Dafür wurde kein Dialog mit den Betroffenen oder eine Beratung durch den Stadtkulturbeirat gesucht, statt- dessen wurden politische Differenzen auf individueller, informeller Ebene oder über die Medien ausgetragen.
zurück zum  Buch Cultural Governance in Österreich - Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz"
Cultural Governance in Österreich Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Titel
Cultural Governance in Österreich
Untertitel
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
Autor
Anke Simone Schad
Verlag
transcript Verlag
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-4621-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
322
Schlagwörter
Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
Kategorie
Recht und Politik

Inhaltsverzeichnis

  1. Abstract 7
  2. Gliederung des Buches 9
  3. 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
    1. 1.1 Cultural Governance als analytisches Konstrukt 18
    2. 1.2 Forschungsinteresse und Fragestellung 24
    3. 1.3 Theorie-Methoden-Analyserahmen 25
  4. 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
    1. 2.1 (Wie) ist Kultur verhandelbar? 31
    2. 2.2 Kultur als Erzeugung von Öffentlichkeit als Voraussetzung von Legitimität 33
    3. 2.3 Kulturpolitik und Ideologie 37
    4. 2.4 Kulturpolitische Positionierung von Staat und Zivilgesellschaft 40
  5. 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
    1. 3.1 Demokratietheoretische Situierung: Demokratie als Aushandlungsprozess 43
    2. 3.2 Handlungstheoretische Situierung 59
  6. 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
    1. 4.1 Positionierung staatlicher AkteurInnen in Österreich 87
    2. 4.2 Positionierung zivilgesellschaftlicher AkteurInnen in Österreich 95
    3. 4.3 Die städtische Perspektive 101
  7. 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
    1. 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
    2. 5.2 Fokus auf die Situation 112
    3. 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
    4. 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
    5. 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
  8. 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
    1. 6.1 Analytischer Fokus auf Linz: In der Situation enthaltene Bedingungen 155
    2. 6.2 Detaillierte Situationsanalyse: Zehnprozentige Kürzung der nicht-gebundenen Subventionen in Linz 160
    3. 6.3 Zusammenfassende Situationsanalyse 210
  9. 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
    1. 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
    2. 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
    3. 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
    4. 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
    5. 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
    6. 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
    7. 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
  10. 8 Abschließendes Fazit 277
  11. 9 Anhang 283
    1. 9.1 Mappings 283
    2. 9.2 Interviewleitfäden 286
  12. Literatur 293
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Cultural Governance in Österreich