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Vor 1918
Aufklärung habsburgisch - Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
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25Der Patriotismus des Joseph von Sonnenfels wies dem Deutschen die Sonderrolle einer »Monarchiesprache« zu, die Gleichheit stiftete, weil sie allen Ständen gestattete, in einer gemeinsa- men Sprache miteinander zu verkehren, er berücksichtigte aber auch die Kultivierung der Landessprachen.6 Damit lag Sonnenfels auf der Linie der josephinischen Sprachverordnungen, auch sie zielten darauf, ein allgemeines Verständigungsmittel für das politische Gemeinwesen zu etablieren, ohne damit nationale Suprematieansprüche oder einen kulturell-sentimentalen Beigeschmack zu verbinden.7 In seiner Schrift Über die Liebe des Vaterlandes von 1771 verglich Sonnenfels die habsburgische Situation mit der Geschichte des Rö- mischen Reichs, dort sei den Bewohnern der Bundesgenossenstaaten und Kolonien der Gebrauch des Lateinischen mit der Gewährung des römischen Bürgerrechts gestattet worden.8 Hier koppelte Sonnenfels den allgemeinen Gebrauch des Deutschen an sein Lieblingsthema, jenes der staatsbürgerlichen Gleichheit, zugleich finden sich aber in seiner Schrift über die Vaterlandsliebe Argumente für die Pflege der anderen Sprachen der Monarchie. So lobt Sonnenfels ausdrücklich ein Gesetz des böhmischen Adels unter König Matthias – wohl jenes von 1615 – das diejenigen Mitglieder der Adelsnation, die sich nicht der tschechischen Sprache bedienten, zu einer Geldbuße verpflichtete.9 an.« Sonnenfels, Über die Liebe des Vaterlandes [1771], in: ders., Gesammelte Schriften, 10 Bde., VII, Wien 1785, 48. Das durch den Genuss gerechter Ge- setze eingeflößte Glücksgefühl »erzeugt die Anhänglichkeit« des Patriotismus, »Mitgenossen derselben Rechte machen das Vaterland aus«, ebda., 8 u. 180. 6 Sonnenfels, Über die Liebe des Vaterlands, 190: »Die Halbmenschen, zu denen Ovid verbannt ward, nannten den römischen Dichter einen Barba- ren, bloß weil sie ihn nicht verstanden: aber der mährische Missionar, der grönländisch sprach, ward bei den Eskimaux als Bruder aufgenommen. Die Engländer weinten vor Freude, als der itzige König zum erstenmale in dem Parlamente erschien, und sich in der Nationalsprache mit der Fertigkeit und Zierlichkeit des Eingebohrenen ausdrückte. Bis dahin hatten die eifrigen Britten nur einen Khurfürsten von Hannover, nur einen Fremdling auf dem Throne von England gesehen. Einheit der Sprache, Einheit der Nation!« 7 Klingenstein, Sonnenfels als Patriot, 220. 8 »Rom erlaubte den Ländern, welche es als Provinzen behandeln wollte, den Gebrauch der lateinischen Sprache nicht: es war der größte Beweis der Freundschaft und Vereinigung, den es einem Volke geben zu können glaubte, daß es bei demselben zur Verhandlung der öffentlichen Geschäfte die römi- sche Sprache einführte. Ein Staat aus verschiedenen Völkern zusammenge- setzt, wird nicht mehr durch Gemeinschaft der Rechte, als durch Gemein- schaft der Sprache in einen Körper zusammenfließen.« Sonnenfels, Über die Liebe des Vaterlandes, 191. 9 So mit Verweis auf Pelcls Geschichte Böhmens: »Der böhmische Adel machte zu den Zeiten des Mathyas unter sich ein Gesetz, das denjenigen, der in der
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Aufklärung habsburgisch Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Title
Aufklärung habsburgisch
Subtitle
Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Author
Franz Leander Fillafer
Publisher
Wallstein Verlag
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-8353-3745-9
Size
14.0 x 22.2 cm
Pages
628
Keywords
Aufklärung, Österreich, Habsburger, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Revolution, Geschichtsbild, Wissensgeschichte
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Einleitung 11
  2. I. Von der Vaterlandsliebe zum Völkerfrühling, 1770-1848 23
    1. 1. Der Patriotismus des Joseph von Sonnenfels 24
    2. 2. Der Landespatriotismus: Vom mehrsprachigen Vaterland zu den rivalisierenden Vergangenheiten seiner Nationen 30
    3. 3. Revolutionsabwehr, Sprachnationalismus und dynastische Loyalität: Joseph von Hormayr als Historiker 39
    4. 4. Zwischenresümee 49
    5. 5. Das Weltbürgertum der Völkerfreundschaft 51
    6. 6. 1848 und die Krise der liberalen Völkerfreundschaft 57
    7. Ergebnisse 64
  3. II. Die katholische Aufklärung 67
    1. 1. Der Josephinismus als »große Erzählung« der österreichischen Geschichte 67
    2. 2. Die theresianischen Reformen 71
    3. 3. Zwischen Barock und Aufklärung: Gelehrsamkeit, Kunst und Lebenspraxis 76
    4. 4. Die katholischen Reformer und das landesfürstliche Kirchenregiment 83
    5. 5. Barockbewältigung: Scholastiksatire und Patriotismuskonkurrenz im maria-theresianischen Prag 96
    6. 6. Das Methodentableau der katholischen Aufklärung 107
    7. 7. Newtonaneignung im katholischen Milieu: Von der Gotteserkenntnis zur Weltstruktur 110
    8. Ergebnisse 122
  4. III. Die Erfindung der Allianz von Thron und Altar 125
    1. 1. Honigmond. Der antirevolutionäre Schulterschluss von Kirche und Erzhaus in den 1790er Jahren 125
    2. 2. Restaurative Geschichtspolitik und Sozialdiagnose 137
    3. 3. Von der Gemeinschaft der Rechtgläubigen zum überkonfessionellen Rechtsstaat: Kultusrecht und Staatshandeln im Vormärz 152
    4. 4. Die Selbstprovinzialisierung des restaurativen Katholizismus 160
    5. 5. Für Gott und Vaterland: Das Erbe der Aufklärung und die Rolle der Katholiken in der »nationalen Wiedergeburt« 163
    6. 6. Imperiale Integration durch konfessionelle Geopolitik: Von der barocken Rekatholisierung zum Austroslawismu Bartholomäus Kopitars 174
    7. 7. Wissenschaftspolitik und Theologie im Völkerfrühling: Die liberalen Katholiken zwischen Revolution und Konkordat 181
    8. Ergebnisse 192
  5. IV. Wissenskulturen des Vormärz 197
    1. 1. Kant im restaurativen Wissensregime 199
    2. 2. Bernard Bolzano und das Erbe der Leibniz-Wolff’schen Scholastik 209
    3. 3. Bolzanisten versus Herbartianer 219
    4. 4. Welches positive Wissen? Bibelhermeneutik und liberale Physik 223
    5. 5. Positivität und Restauration. Der wissensgeschichtliche und ästhetisch-politische Kontext 240
    6. 6. Eine Art Schadensabwicklung. Die postrevolutionäre Konstruktion der »österreichischen Philosophie« 248
    7. Ergebnisse 252
  6. V. Vom Merkantilregime zum Binnenmarkt: Die Monarchie als Wirtschaftsraum 255
    1. 1. Der Grunduntertan als Staatsbürger und Eigentümer: Die aufgeklärte Agrarpolitik und ihre Folgen 258
    2. 2. Die Patrimonialrechte in der Erwerbsgesellschaft 274
    3. 3. Sonnenfels’ Œuvre 278
    4. 4. Rivalisierende Aufklärungen: Merkantilismus und Vernunftrecht 284
    5. 5. Sonnenfels und die Nachwelt: Der Staat als bürgerlicher Verein 291
    6. 6. Die Liberalkatholiken als politische Ökonomen 303
    7. 7. Zwischenresümee: Aufklärungserbe und ökonomischer Liberalismus 309
    8. 8. Der Gesamtstaat als Wirtschaftsunion 310
    9. 9. Ungarn in der Donaumonarchie: Wirtschafts- und Verfassungspolitik von Joseph II. bis 1848 315
    10. Ergebnisse 331
  7. VI. Naturrechtspraxis und Empire-Genese. Kodifikation, Rechtsstaat, Wissenschaftsgeschichte 335
    1. 1. Sonnenfels versus Zeiller. Der Zielkonflikt zwischen Verfassungs- und Privatrechtskodifikation in den 1790er Jahren 339
    2. 2. Der Kantianismus in der Rechtswissenschaft. Franz von Zeiller und sein Erbe 354
    3. 3. Die Politik des Metapolitischen. Zeillers Gesetzgebungstechnik und das »natürliche Recht« 361
    4. 4. Das natürliche Recht und die Privatisierung der ständischen Herrschaftsteilhabe 373
    5. 5. Die Wissenschaftsgeschichte des Rechts und die Gesamtmonarchie: Ein Zwischenresümee 381
    6. 6. Naturrechtskodifikation und Gesetzesexegese: Die Auslegungspraxis des ABGB 383
    7. 7. Rechtsstaat und Gewaltenteilung im Vormärz 388
    8. 8. Gesellschaftsvertrag und Revolutionsprävention: Das natürliche öffentliche Recht als Basisepistem 401
    9. 9. Ursprung ist das Ziel. Patriotische Rechtshistorie und parlamentarische Repräsentation im Vormärz 407
    10. 10. Vertrag als Fiktion. Die Naturrechtskritik der Junghegelianer 418
    11. 11. Pandektenkur. Der Siegeszug der historisch- römischrechtlichen Schule nach 1848 423
    12. Ergebnisse 443
  8. VII. Aufklärungserbe und Revolutionsabwehr: Selbst- und Feindbilder der Restauration 455
    1. 1. Die Josephiner und die Revolution 455
    2. 2. Carl von Kübecks Lehrjahre. Eine Vignette 467
    3. 3. Josephiner versus Romantiker 471
    4. 4. Der innere Feind. Zur Metaphern- und Sozialgeschichte der Restauration 476
    5. 5. Opferkonkurrenz als Erinnerungskonkurrenz: Die Geschichtspolitik des Jahres 1848 und des Neoabsolutismus 489
    6. Ergebnisse 492
  9. VIII. Überblick 497
  10. IX. Was war Aufklärung? 513
    1. Das Gesamtbild 525
    2. Anhang 529
    3. Abbildungen 529
    4. Archivalien 530
    5. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 532
    6. Quellen und Literatur 539
    7. Personen- und Sachregister 620
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